# taz.de -- Die Wahrheit: Mein Leben als Beatlesfilm 2
       
       > Von Gina Nazionale zum größten Wichser der Rockwelt in nur dreißig
       > Zeilen. Und Paul lebt immer noch.
       
 (IMG) Bild: Wolo so far, you’re a video star
       
       Auch 2023 setzt sich der Promi-Trend „Dying“ fort, der vor ein paar Jahren
       schon einmal aufflammte. Am Montag ist „La Lollo“ von der Bühne des Lebens,
       hüstel, getreten, davor Lisa Marie Presley und dieser Ex-Papst, der mal
       Deutschland war. Und noch so Leute. Sterben ist das neue Leben; Zeit, mal
       zu gucken, wer denn noch so da ist.
       
       Gina „Nazionale“ Lollobrigida, die am Ende ein etwas seltsames Leben an der
       Seite seltsamer Männer verbracht und sich wohl mit Teilen der Familie
       überworfen hat, ist immerhin 95 geworden; Sophia Loren lebt noch. Lisa
       Marie Presley wurde 54, was 2-mal 27 ist, starb also den doppelten
       Legendentod, beging aber die Todsünde, die eigene Mutter zu übersterben,
       also vor der eigenen Mutter abzuleben. Vater Elvis wurde 43, Priscilla
       Presley lebt noch.
       
       Benedikt XVI. wurde so alt wie die Lollo, galt aber nur in sehr abgelegenen
       Nischen (bitte mal „Papstporno“ googeln) als Sexsymbol und hat auch in weit
       weniger Spielfilmen mitgespielt. Immerhin hat er den Rekord des ältesten
       Papstes aller Zeiten aufgestellt, zu diesem Zeitpunkt war er aber gar nicht
       mehr im Amt.
       
       Wer noch lebt, ist Benedikt XVII., als Papst nennt er sich Franziskus, möge
       er das noch lange tun. Wer nicht mehr da ist, ist Jeff Beck, der Gitarrist
       und Ex-Yardbird wurde 78. Kein schlechtes Alter für einen Rockstar.
       Aufgrund seines Ablebens habe ich mir auf Youtube seine Version von „[1][A
       Day in the Life]“ angehört, die als das Nonplusultra des
       Gitarreninstrumentals gilt, und hatte zweierlei göttliche Erkenntnisse
       dabei.
       
       ## Göttliche Erkenntnisse
       
       Erstens, der Gitarrengott konnte eines besonders gut, nämlich wichsen. So
       nannten wir früher diese eklige Art, „virtuos“ endlos auf der Gitarre
       herumzugniedeln. Jeff Beck war einer der größten Wichser, weswegen sein
       Wirken bislang auch einen großen Bogen um mich gemacht hat, sieht man von
       einer frühen Yardbirds-LP ab, auf der er allerdings noch nicht vertreten
       war. Da spielte nämlich Eric Clapton (auch nicht besser, lebt aber noch)
       die Gitarre.
       
       Zweitens, „A Day in the Life“ ist immer noch ganz große Kunst, die sogar
       diese Schweinegitarre von Beck nicht kaputt kriegt. Schon mit 12 erlebte
       ich, wie mein Vater die Lärmkaskaden nicht aushielt, als ich die
       Beatles-Kassette im Auto laufen lassen durfte. Furchtbar, fand er. Groß,
       fand ich.
       
       Mit 51 erlebte ich jetzt, wie meine Freundin zuerst Becks Rockgitarre, dann
       den ganzen Track ebenso furchtbar fand wie damals mein Vater. Ausmachen!,
       befahl sie. Rausgehen!, konterte ich. Kommt davon, dachte ich, wenn man auf
       Planet Kleinfamilie haust. Da ist man alleine mit der Kunst, bis man durch
       sie oder mit ihr vielleicht da wieder rauskommt.
       
       „A Day in the Life“ ist natürlich von den Beatles. In dem Lied wird ein
       Autounfall besungen, was einst Stoff für die „[2][Paul is dead]“-Theorie
       liefern sollte. Paul McCartney aber lebt immer noch.
       
       18 Jan 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.youtube.com/watch?v=yUWvKDf3g5Y
 (DIR) [2] https://www.youtube.com/watch?v=R18R1YnfRjY
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) René Hamann
       
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