# taz.de -- Lucky-Luke-Comic „Rantanplans Arche“: Veggie-Town im Wilden Westen
       
       > Im Comic „Rantanplans Arche“ muss der Cowboy das Abenteuer Veganismus
       > bestehen. Und er bekommt es mit militanten Tierschützern zu tun.
       
 (IMG) Bild: Lucky Luke bringt Tierfreund Ovide Byrd auf seine Farm und die „Arche Noah“ verletzter Tiere zurück
       
       Für die gute Sache lässt Lucky Luke auch mal sein Steak liegen, als er
       erfährt, dass ein Mann im Viehzüchter-Nest Cattle Gulch gelyncht werden
       soll. Ovide Byrde ist nicht nur als Tierfreund und Vegetarier verschrien,
       nun wollte er ein paar Cowboys davon abhalten, auf ihr Pferd einzuschlagen.
       
       [1][Lucky Luke] kann das Schlimmste verhindern und geleitet Byrde sicher
       auf seine Farm zurück, wo ihn eine „Arche Noah“ verletzter Tiere erwartet.
       Darunter der „dümmste Hund des Wilden Westens“, Rantanplan, der sonst im
       Gefängnis auf die Daltons aufpasst. Der ansonsten nutzlose Kläffer findet
       ein Goldnugget und macht Ovide Byrde so zum reichen Mann.
       
       Das liebliche Tieridyll auf dem Cover des neuen Albums „Rantanplans Arche“
       lässt Western-Fans aufhorchen: Wird die Serie „Lucky Luke“ nun „gezähmt“
       und zur reinen Kinderserie? Niedliches und Knuffiges soll die gefährlichen
       Dalton-Brüder ersetzen?
       
       ## Cowboys, Banditen, Revolverhelden
       
       Nein, der Schein trügt. Cowboys, Banditen und Revolverhelden spielen
       weiterhin Hauptrollen im Kosmos von Lucky Luke, der beliebten
       Westernparodie, die der belgische Zeichner Morris 1946 erfand. Im neuen
       Album stehen jedoch die Tiere im Zentrum, die ansonsten, abgesehen von
       Jolly Jumper (dem Hauptgesprächspartner Lukes), zur Statisterie gehören.
       Denn der [2][Szenarist Jul] (Julien Lucien Berjeaut), der seit 2016 „Lucky
       Luke“ schreibt, stellt diesmal den Tierschutz in den Mittelpunkt.
       
       Wie der 1974 geborene Franzose in Berlin bei der Vorstellung von
       „Rantanplans Arche“ ausführte, ist er zufällig darauf gestoßen, als er nach
       einem neuen Thema suchte und las, dass der Diplomat Henry Bergh (1813–1888)
       die erste „Gesellschaft zur Verhinderung von Grausamkeit gegenüber Tieren“
       1866 in den USA gründete. Henry Bergh taucht in einer Sequenz des Albums
       als Vortragsreisender auf, dessen Ideen nur wenige – darunter Ovide Byrde –
       zum Handeln inspirieren.
       
       Juls pfiffige Story geht jedoch noch weiter: Als Lucky Luke nach ein paar
       Wochen nach Cattle Gulch („Viehschlucht“) zurückkehrt, nennt sich der Ort
       plötzlich „Veggie Town“, und alles hat sich verändert. Die Stadt ist streng
       vegan, Fleischesser werden nun aufgeknüpft. Der Tierschutzverein des neuen
       „Machthabers“ Byrde nennt sich „Rantanplans Arche“ und gibt den Ton an.
       
       ## Tierliebe Desperados
       
       Eine Gruppe brutaler Desperados – eingestellt unter der Bedingung,
       Vegetarier und tierlieb zu sein – um den Mexikaner Tacos Cornseed sorgen
       für „Ordnung“ in Veggie Town. Und auch beim nahe lebenden Komantschenstamm
       kündigt sich eine neue Zeit an, da der Sohn des Häuptlings überzeugter
       Vegetarier ist und mit „militanten“ Mitteln dafür kämpft – sein Schrei
       trifft selbst Lucky Luke und Jolly Jumper ins Mark.
       
       Zeichner Achdé, der nach dem Tod von Morris 2001 die Lucky-Luke-Reihe in
       dessen Stil weiterzeichnet, hatte sichtlich Spaß daran, den Tieren einmal
       mehr Raum zu geben im neuen Abenteuer. In einer in Sepiatönen gehaltenen
       Rückblenden-Sequenz wird auf humoristische Weise gezeigt, wie
       unterschiedliche Tiere im Wilden Westen bislang be- beziehungsweise
       misshandelt wurden.
       
       Die Hauptfigur des gutmütig-vertrottelten Ovide Byrde lehnt er äußerlich an
       den Komiker Pierre Richard an. Unter den Desperados sticht eine Frau
       hervor, die die Züge der Filmschauspielerin und Tierschützerin Brigitte
       Bardot trägt.
       
       ## Parallelen zur Gegenwart
       
       Szenarist Jul kennt die Tradition von „Lucky Luke“ sehr gut und weiß, dass
       historische Elemente besonders gut funktionieren, wenn man Parallelen zur
       Gegenwart aufzeigt. So war der Weg vom ersten Tierschutzverein der USA, der
       zur besseren Behandlung von Nutz- und Schlachttieren beitrug, zum heutigen
       Vegan-Trend eine logische Schlussfolgerung (Juls Tochter ist Veganerin!),
       die reichlich Raum für absurd-witzige Situationen bietet.
       
       Mit dem Häuptlingssohn „Flinker Lauch“, der vor seiner Erweckung „Hungriger
       Kojote“ hieß, wird schließlich der Generationenkonflikt angedeutet, der
       heute eine große Rolle in Essens- wie Klimaangelegenheiten spielt. Zugleich
       wird die Gefahr des Fanatismus aufgezeigt, die droht, wenn das
       Fortschrittliche zu radikal ausgelegt wird. Lucky Luke hat zwar das Rauchen
       aufgegeben, wird sich aber wohl auch in Zukunft Steaks gönnen dürfen – in
       Maßen.
       
       10 Nov 2022
       
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