# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Sacharow-Preis für ukrainisches Volk
       
       > Die EU würdigt Ukrainer*innen mit dem Preis für Demokratie und
       > Menschenrechte. Nach Annexion verhängt Putin Kriegsrecht in den vier
       > ukrainischen Regionen.
       
 (IMG) Bild: Frauen versammeln sich in einem Luftschutzkeller um einen Holzofen in der Region Mykolaiv
       
       ## Ukrainisches Volk erhält Sacharow-Preis des EU-Parlaments
       
       Das Europäische Parlament hat den diesjährigen Sacharow-Preis für
       Demokratie und Menschenrechte an das ukrainische Volk verliehen. Das
       ukrainische Volk, vertreten durch seinen Präsidenten Wolodimir Selenski und
       weitere gewählte Vertreter sowie die Zivilgesellschaft, erhalte den Preis
       für seine derzeitigen Kämpfe und Leiden, sagte Parlamentspräsidentin
       Roberta Metsola am Mittwoch in Straßburg. Für den Preis waren auch der
       inhaftierte Wikileaks-Gründer Julian Assange und die kolumbianische
       Wahrheitskommission nominiert.
       
       Der nach dem sowjetischen Physiker und politischen Dissidenten Andrej
       Sacharow benannte Preis wird seit 1988 jährlich an Personen und
       Organisationen verliehen, die sich für Menschenrechte und Grundfreiheiten
       einsetzen. Die Auszeichnung ist mit 50.000 Euro dotiert. Die Zeremonie zur
       Verleihung des Sacharow-Preises findet am 14. Dezember in Straßburg statt.
       (afp/epd)
       
       ## Drohnen: EU bringt Sanktionen gegen Iran auf den Weg
       
       Die EU-Staaten werfen dem Iran eine Unterstützung des russischen
       Angriffskriegs gegen die Ukraine vor und haben deshalb neue Sanktionen
       gegen das Land auf den Weg gebracht. Die Strafmaßnahmen sollen Personen und
       Organisationen treffen, die für den Bau und [1][die Lieferung iranischer
       Drohnen an Russland] verantwortlich sind, wie mehrere Diplomaten am
       Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel bestätigten. (dpa)
       
       ## Putin verhängt Kriegsrecht in den annektierten Regionen
       
       Der russische Präsident Wladimir Putin hat [2][in vier kürzlich
       annektierten ukrainischen Gebieten] das Kriegsrecht verhängt. Ein
       entsprechendes Dekret habe er bereits unterschrieben, sagte Putin am
       Mittwoch. Damit gehen erweiterte Machtbefugnisse für die russischen
       Besatzungsverwaltungen in den Gebieten Luhansk, Donezk, Cherson und
       Saporischschja einher. (dpa)
       
       ## Prorussische Verwaltung zieht sich aus Cherson zurück
       
       Die prorussische Verwaltung zieht sich nach eigenen Angaben vollständig aus
       der südukrainischen Stadt Cherson zurück. Der prorussische Verwaltungschef
       der Region Cherson, Wladimir Saldo, sagte am Mittwoch dem russischen Sender
       Rossija 24: „Ab heute werden alle Regierungsstrukturen der Stadt, die
       zivile und militärische Verwaltung, alle Ministerien, an das linke
       Flussufer (des Dnipro) verlegt.“ Die russische Armee werde aber in der
       Stadt gegen die vorrückenden ukrainischen Truppen kämpfen „bis zum Tod“.
       (afp)
       
       ## Prorussische Behörden: Cherson wird evakuiert
       
       Angesichts der vorrückenden ukrainischen Truppen hat in der von Russland
       besetzten Region Cherson im Süden der Ukraine nach Angaben von
       prorussischen Behörden die Evakuierung von Zivilisten begonnen. Einwohner
       von Cherson würden vom rechten an das linke Ufer des Dnipro gebracht, gab
       die prorussische Verwaltung der Stadt Oleschky im Internet bekannt.
       Staatliche russische Medien zeigten Bilder, wie Menschen mit Fähren über
       den Fluss auf die andere Seite gebracht wurden. (afp)
       
       ## Nato-Generalsekretär verspricht bessere Luftabwehr
       
       Zur Abwehr der Drohnen sagte die Nato der Ukraine Geräte zu, die deren
       Elektronik stören – sogenannte Jammer. Nato-Generalsekretär Jens
       Stoltenberg erinnerte bei einer Sicherheitskonferenz in Berlin am Dienstag
       auch an andere Luftabwehrwaffen aus vielen Ländern für die Ukraine. „Ich
       denke, dass die Systeme, die wir liefern, einen großen Unterschied machen“,
       sagte er. „Die Ukrainer sind in der Lage, viele anfliegende Raketen und
       Drohnen abzuschießen.“ Und die Ausrüstung der Ukraine werde sich in Zukunft
       noch verbessern. (dpa)
       
       ## 14 Angriffe mit iranischen Drohnen in 24 Stunden
       
       Die russischen Streitkräfte haben nach ukrainischen Angaben bei ihren
       Luftangriffen in den vergangenen 24 Stunden neben Raketen auch 14
       sogenannte Kamikazedrohnen aus iranischer Fertigung eingesetzt. Davon seien
       10 Drohnen abgeschossen wurden, teilte das ukrainische Militär mit. Die
       Abhängigkeit von Drohnen aus iranischer Produktion entlarve Russland als
       „militärisch und politisch bankrott“, sagt Präsident Wolodimir Selenski in
       seiner Videoansprache am Dienstagabend.
       
       Die Ukraine wirft Russland vor, die im Iran hergestellten
       Shahed-136-„Kamikazedrohnen“ einzusetzen. Der Iran bestreitet, diese
       Drohnen geliefert zu haben, Russland bestreitet, sie einzusetzen. Laut
       Regierungs- und Diplomatenkreisen in Teheran hat der Iran allerdings
       Russland die Lieferung weiterer Drohnen und Boden-Boden-Raketen zugesagt.
       (rtr)
       
       ## 🐾 Iranische Kamikazedrohnen: steuerbare Sprengsätze
       
       Sie sind im Anflug unglaublich laut, sie sind langsam, aber weil sie im
       Schwarm losgeschickt werden, kommen immer ein paar durch. Kamikazedrohnen
       stellen die neueste Art von Waffen dar, die Russland im Ukraine-Krieg
       einsetzt. Der [3][taz-Auslandskorrespondent in Ägypten Karim El-Gawhary]
       gibt einen Einblick in alle Drohnen-Details.
       
       ## Entführter Mitarbeiter des AKW Saporischschja wieder frei
       
       Ein Mitarbeiter des ukrainischen [4][Atomkraftwerks Saporischschja], der
       nach ukrainischen Angaben vor einer Woche von Russland entführt wurde, ist
       wieder frei. Der Vizegeneraldirektor für Personalwesen, Waleri Martynjuk,
       sei freigelassen worden, teilte die Internationale Atomenergiebehörde
       (IAEA) am Dienstagabend mit, ohne nähere Angaben zu dem Fall zu machen.
       
       IAEA-Chef Rafael Grossi äußerte zugleich „große Sorge“ über zwei weitere
       Entführungen an der Atomanlage, über die der ukrainische Betreiber
       Energoatom am Morgen informiert hatte. Demnach verschleppten russische
       Soldaten am Montag den Chef der Informationstechnologie des AKW, Oleg
       Kostjukow, sowie den stellvertretenden Generaldirektor der Anlage, Oleg
       Oscheka, und brachten diese „an einen unbekannten Ort“.
       
       Auch der AKW-Direktor Ihor Muraschow war Anfang Oktober mehrere Tage lang
       festgehalten worden. Russland versucht nach Angaben von Energoatom,
       Informationen über die Personalakten der Angestellten des Kraftwerks zu
       erlangen und die ukrainischen Mitarbeiter zu zwingen, für den russischen
       Betreiber Rosatom zu arbeiten. (afp)
       
       ## Saporischschja: neue Verhandlungen in Aussicht
       
       Der Chef der Internationalen Atomenergie-Agentur IAEA, Rafael Grossi, will
       eigenen Angaben zufolge demnächst zu Verhandlungen über die Einrichtung
       einer Sicherheitszone um das von Russland besetzte Kernkraftwerk
       Saporischschja erneut in die Ukraine und nach Russland reisen. „Es besteht
       die Möglichkeit, dass ich in die Ukraine und nach Russland zurückkehre.
       Darauf haben wir uns im Prinzip geeinigt, und im Moment setzen wir die
       Verhandlungen zur Einrichtung der Schutzzone fort“, sage er der
       Nachrichtenagentur Reuters während einer Reise nach Argentinien.
       
       Die Gespräche gelten als Schlüssel zur Entschärfung der seit August
       wachsenden Besorgnis über die Risiken der Kampfhandlungen um
       Saporischschja, dem größten Atomkraftwerk Europas. Russland und die Ukraine
       machen sich gegenseitig für den Beschuss verantwortlich. (rtr)
       
       ## Iranische Drohnen-Ausbilder auf der Krim stationiert
       
       Der Iran hat einem Medienbericht zufolge Ausbilder in die Ukraine
       geschickt, um russischen Truppen mit der von der Regierung in Teheran
       gekauften Drohnenflotte zu helfen. Die Ausbilder operierten von einem
       russischen Militärstützpunkt auf der Krim aus, wo viele der iranischen
       Drohnen stationiert seien, berichtet die Zeitung New York Times unter
       Berufung auf Angaben aus US-Regierungskreisen. Dem Bericht zufolge gehören
       die Ausbilder dem Korps der Islamischen Revolutionsgarden an, einem Teil
       des iranischen Militärs, der von den USA als terroristische Organisation
       eingestuft wird.
       
       „Es gibt zahlreiche Beweise dafür, dass iranische Drohnen für Angriffe auf
       ukrainische Zivilisten und militärische Ziele eingesetzt wurden, obwohl der
       Iran weiterhin schamlos über seine Beteiligung lügt“, sagt ein Sprecher des
       US-Außenministeriums zu dem Bericht. Die Anwesenheit iranischer Ausbilder
       auf der Krim würde den Iran weiter in den Krieg verwickeln, einschließlich
       der Angriffe auf ukrainische Zivilisten. Der Iran bestreitet, die
       sogenannten Kamikazedrohnen an Russland zum Einsatz in der Ukraine
       geliefert zu haben. (rtr)
       
       ## Russland erwartet ukrainischen Angriff auf Cherson
       
       Der neue Oberbefehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine, General
       Sergej Surowikin, erwartet einen massiven ukrainischen Angriff zur
       Befreiung der besetzten Stadt Cherson. „An diesem Frontabschnitt ist die
       Lage schwierig“, sagte Surowikin am Dienstag nach Angaben russischer
       Agenturen. Er sagte, die Ukraine beschieße Wohnhäuser und die Infrastruktur
       der Stadt. Durch Artillerietreffer habe die Ukraine die Übergänge über den
       Fluss Dnipro unpassierbar gemacht. Das erschwere die Versorgung der Stadt.
       
       „Wir werden bedacht und rechtzeitig handeln und schließen auch schwierige
       Entscheidungen nicht aus“, sagte der General, ohne Details zu nennen. Der
       Chef der russischen Besatzungsverwaltung, Wladimir Saldo, sagte, die
       Zivilbevölkerung einiger Regionen auf dem nördlichen rechten Ufer des
       Dnipro solle evakuiert werden.
       
       Auch die Stadt Cherson liegt rechts des Dnipro. Sie fiel im März als
       einzige ukrainische Gebietshauptstadt in russische Hand. Präsident Wladimir
       Putin verkündete im Oktober den Anschluss des Gebietes an Russland. Seit
       einigen Wochen rückt die ukrainische Armee wieder in Richtung Cherson vor.
       Die russischen Soldaten auf dem rechten Ufer sind von ihrem Nachschub
       weitgehend abgeschnitten.
       
       Nach mehreren Rückschlägen für die russische Armee im Angriffskrieg gegen
       die Ukraine hatte Putin Anfang Oktober den Befehl erstmals in eine Hand
       gelegt. Er ernannte Surowikin zum Oberbefehlshaber für die spezielle
       Militäroperation, wie Russland den Krieg offiziell nennt. (dpa)
       
       ## 🐾 Putins „General Armageddon“
       
       Der russische Syrien-Kommandeur und mutmaßliche Kriegsverbrecher Sergei
       Surowikin ist der neue Chef der russischen Truppen in der Ukraine. Der
       [5][taz-Ressortleiter Ausland Dominic Johnson] stellt ihn vor.
       
       ## Erste deutsche Schützenpanzer an Griechenland geliefert
       
       Im Rahmen des Ringtauschs zwischen Athen und Berlin sind die ersten sechs
       deutschen Schützenpanzer vom Typ Marder 1A3 in Griechenland angekommen.
       Dies teilte am Dienstag der griechische Generalstab mit. Die Fahrzeuge
       seien am Vortag geliefert worden, hieß es. Insgesamt soll Griechenland 40
       Marder-Schützenpanzer erhalten. Dafür sollen von dort an die Ukraine 40
       Schützenpanzer sowjetischer Bauart des Typs BMP-1 geliefert werden, die
       Athen einst aus DDR-Beständen erhalten hatte. Wann und wie diese
       Schützenpanzer aus Griechenland in die Ukraine gelangen sollen, blieb
       zunächst unklar.
       
       [6][Die Idee des Ringtauschs] war kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs
       entstanden. Die ukrainischen Streitkräfte sollten dadurch so schnell wie
       möglich mit sowjetischen Systemen versorgt werden, für die sie keine
       zusätzliche Ausbildung benötigen. Griechenland hatte jedoch darauf
       bestanden, dass zuerst die deutschen Schützenpanzer ankommen müssten, bevor
       man das eigene Gerät in die Ukraine schicke, damit die Verteidigungskraft
       des Landes nicht geschwächt werde. (dpa)
       
       19 Oct 2022
       
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