# taz.de -- Nach Militärputsch: Erneute Spannungen in Burkina Faso
       
       > Schüsse erschüttern am Samstag in der Hauptstadt Ouagadougou die über
       > Nacht eingekehrte Ruhe. Das Militär blockierte mehrere
       > Hauptverkehrsachsen der Stadt.
       
 (IMG) Bild: Normalerweise eine belebte Straße in Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou – nach dem Coup bleiben die Menschen zu Hause
       
       Ouagadougou AFP | Nach einem Militärputsch im westafrikanischen Burkina
       Faso haben am Samstag in der Hauptstadt Ouagadougou erneut Schüsse die über
       Nacht eingekehrte Ruhe erschüttert. Mehrere Zeugen berichteten der
       Nachrichtenagentur AFP, am späten Vormittag Schüsse in der Nähe eines
       zentral gelegenen Kreisverkehr gehört zu haben. Das Militär blockierte
       daraufhin erneut mehrere Hauptverkehrsachsen der Stadt, wie AFP-Reporter
       berichteten.
       
       Eine Gruppe von Militärs hatte am Freitag [1][den erst seit Januar
       regierenden Chef der Junta, Paul-Henri Sandaogo Damiba, abgesetzt]. Als
       neuer Anführer der Militärjunta wurde Hauptmann Ibrahim Traoré benannt. Als
       Begründung nannten die Rebellen „die kontinuierliche Verschlechterung der
       Sicherheitslage“ im Land. Am Samstagnachmittag warfen die Putschisten
       Damiba vor, „eine Gegenoffensive“ von einer französischen Militärbasis aus
       zu planen.
       
       In der Hauptstadt begrüßten Bewohner die Absetzung des bisherigen
       Junta-Chefs. „Damiba ist gescheitert“, sagte die Aktivistin und Kauffrau
       Habibata Rouamba. Seit er die Macht ergriffen habe, seien vormalig
       friedliche Gebiete angegriffen worden. „Er hat sich die Macht genommen und
       uns dann verraten.“
       
       Damiba war selbst erst Ende Januar durch einen Putsch gegen den gewählten
       Präsidenten Roch Marc Christian Kaboré an die Macht gekommen. Er habe alles
       verschlimmert und keine Ergebnisse bei der Sicherheit gebracht, sagte
       Honoré Yonli, der eine Organisation junger Unternehmer leitet.
       
       Die internationale Gemeinschaft hingegen verurteilte den Putsch. Der
       Präsident der Afrikanischen Union (AU), Moussa Faki Mahamat, rügte am
       Samstag den „verfassungswidrigen Regierungswechsel“ und rief wie schon
       zuvor die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) zu einer
       Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung bis Juli 2024 auf.
       
       Dieses Datum sieht ein zuvor mit der Ecowas vereinbarter Zeitplan für den
       Übergang zur demokratischen Ordnung vor. Bisher haben sich die Putschisten
       nicht dazu geäußert, ob sie den Zeitplan für den Übergang einzuhalten
       gedenken.
       
       Die EU warnte, dass der Putsch die unternommenen Anstrengungen für den
       Übergang untergrabe und forderte die Militärs auf, zuvor getroffene
       Vereinbarungen einzuhalten. „Die Europäische Union bedauert die
       Verschlechterung der Sicherheit und die humanitäre Situation im Land“,
       erklärte ihr Außenbeauftragter Josep Borrell am Samstag.
       
       Die Ecowas-Staaten hatten die Machtübernahme durch die rebellierenden
       Militärs am Freitag „auf das Schärfste“ verurteilt. Das US-Außenministerium
       in Washington äußerte sich besorgt über die Entwicklung. Ein Sprecher des
       State Department rief zur Zurückhaltung auf. Das französische
       Außenministerium empfahl den rund 4000 bis 5000 Franzosen im Land, vorerst
       ihr Zuhause nicht zu verlassen.
       
       Am Freitag waren zunächst Schüsse am Amtssitz des Junta-Chefs zu hören
       gewesen. Am Abend verlasen die rebellierenden Militärs im Fernsehen eine
       Erklärung, wonach Damiba von seinen Ämtern entbunden worden sei. Sie
       verhängten eine nächtliche Ausgangssperre und veranlassten die Schließung
       der Landesgrenzen ab Mitternacht. Die Regierung und das Übergangsparlament
       wurden aufgelöst. Über den Verbleib des entmachteten Junta-Chefs wurde
       zunächst nichts bekannt.
       
       Der neue Machthaber, der 34-jährige Offizier Traoré, befehligte bisher die
       Spezialeinheit „Cobra“ in der nördlichen Region Kaya, die dort gegen
       dschihadistische Milizen im Einsatz war.
       
       Es ist der fünfte Militärputsch in der Region seit 2020. Neben Burkina Faso
       war Mali zwei Mal betroffen und Guinea einmal.
       
       Am Freitagnachmittag waren auf dem Platz der Nation in Ouagadougou hunderte
       Demonstranten zu sehen, von denen einige die russische Flagge schwenkten
       und eine engere Zusammenarbeit mit Russland forderten. Der Einfluss Moskaus
       hat in mehreren frankophonen Ländern der Region in den vergangenen Jahren
       zugenommen.
       
       1 Oct 2022
       
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