# taz.de -- Schiefer Tunnel wird geprüft
       
       > Wie lange die Einschränkung des Verkehrs auf der U2 dauern wird, kann die
       > BVG nicht sagen
       
       Von Claudius Prößer
       
       Die U2 zwischen Ruhleben und Pankow ist seit dem Wochenende gleich doppelt
       unterbrochen: Während zwischen Gleisdreieck und Potsdamer Platz schon seit
       einiger Zeit wegen Bauarbeiten gependelt wird, wird seit Freitag auch
       zwischen den Bahnhöfen Klosterstraße und Senefelderplatz nur auf einem
       Gleis gefahren. Grund ist eine Setzung des U-Bahn-Tunnels am
       Alexanderplatz, ausgelöst offenbar durch die aktuellen Bauarbeiten an einem
       Hochhausprojekt.
       
       Am Freitagabend hatte die BVG eine Pressemitteilung verschickt: Das
       Überwachungssystem, das wegen der benachbarten Baugrube im Tunnel der U2
       installiert wurde, zeige eine Absenkung des Gleises in Richtung Pankow an,
       die sich „nun einem Grenzwert nähert“. Deshalb lasse man „vorsichtshalber“
       bis auf Weiteres nur noch auf dem anderen Gleis Züge fahren.
       
       Der Berliner Zeitung zufolge hat sich das betroffene Gleis Bahnhof
       Alexanderplatz um vier Zentimeter abgesenkt. Bestätigen will die BVG das
       nicht; unklar ist auch, auf welcher Länge das Gleis von der Setzung
       betroffen ist. Der taz gegenüber verwies die BVG am Dienstag nur darauf,
       dass jetzt eine technische Begutachtung stattfinde, die „etwa zwei Wochen
       in Anspruch nehmen wird“. Ob eine Sanierung notwendig werde, lasse sich zum
       jetzigen Zeitpunkt noch nicht beurteilen.
       
       Dass Setzungen vorkommen, wenn nebenan gebaut wird, ist gerade in einer
       Stadt wie Berlin nichts Ungewöhnliches – weshalb auch die Sensoren
       eingebaut wurden. Unter dem Alexanderplatz verlaufen die Gleise von drei
       U-Bahn-Linien; die der U2 befinden sich nur knapp unter der Oberfläche. Das
       130-Meter-Hochhaus mit Sockelbau, das der französische Investor Covivio
       direkt neben dem Park-Inn-Hotel errichtet, soll im Jahr 2026 fertig sein
       und auf einer Gesamtfläche von rund 60.000 Quadratmetern Raum für Büros,
       Läden und Wohnungen bereithalten.
       
       Dem RBB sagte eine Covivio-Sprecherin, man könne nicht bestätigen, dass die
       Bauarbeiten für die Beschädigung des U-Bahn-Tunnels verantwortlich seien,
       man arbeite aber mit der BVG und den Bauunternehmen „intensiv an der
       Ursachenforschung und Lösung“. Um auf Nummer sicher zu gehen, habe man die
       Bauarbeiten bereits vor Tagen eingestellt.
       
       Für Ärger sorgte die überraschende Entscheidung der BVG bei etlichen
       Fahrgästen – und dem Fahrgastverband IGEB. Dessen Sprecher Jens Wieseke
       sagte der taz, das Verkehrsunternehmen habe ihm gegenüber bereits
       eingeräumt, dass es die eigenen KundInnen über den kurzfristig
       eingerichteten Pendelverkehr nicht gut informiert habe. „Dabei hätte man
       nur die Pressemitteilung dem eigenen Twitter-Team geben müssen“, meint
       Wieseke – die sind bekanntlich Kommunikationsprofis.
       
       Wenn in wenigen Jahren neben dem Saturn-Gebäude das Hochhaus der
       Hines-Gruppe gebaut werde, von dem der Tunnel der U5 betroffen ist, müsse
       das anders laufen, so Wieseke. Für das unterirdische Sicherungsbauwerk der
       U-Bahn – das wohl errichtet werden muss, weil der bestehende Tunnel nicht
       für die Masse eines solchen Hochhauses ausgelegt ist – solle dann ein
       klarer Zeitplan vorbereitet werden. Wenn das mit einer temporären Sperrung
       verbunden sei, müsse man sich darauf einstellen können, so der
       IGEB-Sprecher.
       
       Laut BVG sind derzeit keine Verstärkerbusse auf dem Streckenverlauf der U2
       vorgesehen. Entlang des betroffenen Abschnitts sei das auch gar nicht
       direkt entlang der Strecke möglich, betonte ein Sprecher.
       
       12 Oct 2022
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Claudius Prößer
       
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