# taz.de -- Streikbeginn der Piloten: Lufthansa streicht Hunderte Flüge
       
       > Die Piloten streiken, weil Tarifverhandlungen mit der Lufthansa
       > gescheitert sind. Rund 130.000 Passagiere sind betroffen und können nicht
       > reisen.
       
 (IMG) Bild: Reisestopp: Zahlreiche Flüge wurden gestrichen wegen Streik
       
       München/Frankfurt dpa | Die Piloten der Lufthansa sind am Freitag in einen
       ganztägigen Streik getreten. Wie ein Sprecher der Gewerkschaft Vereinigung
       Cockpit am Morgen sagte, hat der Streik wie geplant begonnen. Lufthansa
       hatte bereits am Donnerstag [1][angesichts der Drohung] nahezu das
       komplette Programm an den Drehkreuzen München und Frankfurt gestrichen.
       Betroffen sind rund 130 000 Passagiere von mehr als 800 Flügen, die an den
       Drehkreuzen Frankfurt und München ausfallen.
       
       Die Fluggäste wurden aufgefordert, nicht an die Flughäfen zu kommen,
       sondern auf den Zug oder Flüge an einem anderen Tag auszuweichen. Ihnen
       stehen bei Ausfällen oder schwerwiegenden Verspätungen Erstattungen und
       möglicherweise auch Ausgleichszahlungen zu. Bestreikt werden laut der
       Gewerkschaft Vereinigung Cockpit ausschließlich die Abflüge der
       Lufthansa-Kerngesellschaft sowie der Lufthansa Cargo von deutschen
       Flughäfen.
       
       Die Tochtergesellschaften Eurowings, Lufthansa Cityline und Eurowings
       Discover sind von dem Aufruf nicht betroffen und sollen planmäßig fliegen.
       Gleiches gilt für ausländische Lufthansa-Töchter wie Swiss, Austrian oder
       Brussels. Auch Lufthansa-Flüge von nicht-deutschen Startpunkten finden
       statt, sofern Flugzeuge und Crews bereits im Ausland sind. Ziel der
       Flugplaner ist ein reibungsloser Neustart nach dem Streik am Samstag. Es
       handelt sich um das letzte Ferienwochenende in Hessen, Rheinland-Pfalz und
       dem Saarland.
       
       Die Gewerkschaft hatte den Streik in der Nacht zum Donnerstag ausgerufen,
       nachdem Tarifverhandlungen mit der Lufthansa gescheitert waren. Die
       Lufthansa hat den Streikaufruf kritisiert und die VC aufgefordert, an den
       Verhandlungstisch zurückzukehren. Laut Lufthansa würden die Forderungen der
       VC die Personalkosten im Cockpit um 40 Prozent erhöhen.
       
       ## Verhandlungen sind vorerst gescheitert
       
       Dies sei selbst ohne Rücksicht auf die finanziellen Folgen der Corona-Krise
       außerhalb des Vertretbaren. Zuletzt habe das Unternehmen eine Erhöhung der
       monatlichen Grundvergütung um pauschal 900 Euro angeboten. Bezogen auf die
       Laufzeit von 18 Monaten würde das Zuwächse von 18 Prozent für
       Berufsanfänger und 5 Prozent für Kapitäne in der Endstufe ergeben, teilte
       die Lufthansa mit.
       
       Die VC hatte neben 5,5 Prozent mehr Geld in diesem Jahr einen
       automatisierten Ausgleich oberhalb der Inflation ab 2023 verlangt. Dazu
       kämen eine neue Gehaltstabelle sowie mehr Geld für Krankheitstage, Urlaub
       und Training. Auf eine Laufzeit von zwei Jahren würde das eine
       Mehrbelastung von 900 Millionen Euro bedeuten, erklärte die Lufthansa.
       
       Erst im Juli hatte die Gewerkschaft Verdi [2][mit einem Warnstreik] des
       Bodenpersonals den Flugbetrieb der größten deutschen Airline für einen
       ganzen Tag nahezu lahmgelegt. Es fielen über 1000 Flüge aus, und rund 134
       000 Passagiere mussten ihre Reisepläne ändern. In der [3][anschließenden
       Verhandlungsrunde erreichte die Gewerkschaft] für die rund 20 000
       Bodenbeschäftigten Gehaltssteigerungen, die insbesondere in den unteren
       Lohngruppen deutlich zweistellig ausfielen. Die Flugbegleiter-Gewerkschaft
       Ufo will im Herbst für ihre Mitglieder verhandeln. Sie erklärte sich
       „ausdrücklich und uneingeschränkt solidarisch“ mit dem Streik.
       
       Verdi-Chef Frank Werneke beklagte in der Freitagsausgabe der „Augsburger
       Allgemeinen“ eine zunehmend gewerkschaftsfeindliche Stimmung bei
       Tarifauseinandersetzungen in der Luftverkehrsbranche. Beim vergangenen
       Tarifkonflikt für das Lufthansa-Bodenpersonal sei es stellenweise sogar zu
       Morddrohungen gekommen, sagte Werneke. „Ich empfand es als sehr bedrückend,
       dass Menschen, die auf unserer Seite in dem Lufthansa-Streik Verantwortung
       übernommen haben, bedroht wurden“, sagte der Verdi-Chef.
       
       2 Sep 2022
       
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