# taz.de -- Flutkatastrophe in Pakistan: Mehr als 1.000 Tote
       
       > Seit Juni verursacht ein ungewöhnlicher starker Monsunregen Sturzfluten.
       > Experten sehen den Klimawandel als Ursache für Extremwetter.
       
 (IMG) Bild: Eine Million Gebäude und über 3.400 Kilometer Straßen wurden in Pakistan durch Sturzfluten zerstört
       
       Islamabad/Sukkur dpa/afp | In Pakistan haben mehr als 1.000 Menschen wegen
       heftiger Regenfälle und daraus resultierenden Sturzfluten ihr Leben
       verloren. Alleine in den vergangenen 24 Stunden seien mehr als 199 neue
       Todesfälle bekannt geworden, teilte die Nationale Katastrophenbehörde am
       Sonntag mit. Damit stieg die Zahl der Toten demnach auf 1.033. Darunter
       seien auch 348 Kinder, hieß es.
       
       Überlaufende Flüsse beschädigten in dem südasiatischen Land fast eine
       Million Gebäude und über 3.400 Kilometer Straßen, wie die Behörde
       mitteilte. In den sozialen Netzwerken war in zahlreichen Videos zu sehen,
       wie Sturzfluten im Swat-Tal im Norden des Landes mehrstöckige Gebäude mit
       sich rissen. Zehntausende Menschen hätten ihr Zuhause verloren und seien
       nun in abgelegenen Dörfern von ihrer Umwelt abgeschnitten, hieß es. Es
       könne Tage dauern, bis die Rettungskräfte sie erreichten.
       
       „Die Situation verschlechtert sich zunehmend, da weitere starke Regenfälle
       Überschwemmungen und Erdrutsche verursachen“, sagte Adil Scheras, Direktor
       der Hilfsorganisation Care in Pakistan. Viele Menschen hätten alles
       verloren und bräuchten Hilfe.
       
       Der Süden des Landes, der bereits stark von den Überschwemmungen betroffen
       ist, bereitete sich auf eine neue Flutkatastrophe vor. Die Behörden
       warnten, die Lage für Millionen von Menschen könnte sich in den kommenden
       Tagen verschärfen. In der südlichen Provinz Sindh suchten zehntausende
       Menschen Schutz an Autobahnen und Bahngleisen. Die Straßen und Schienen
       gehören zu den wenigen Flächen, die nicht unter Wasser stehen. Nahe der
       Stadt Sukkur wurden Zelte auf einer Länge von zwei Kilometern errichtet, um
       vor dem Hochwasser Geflüchtete aufzunehmen.
       
       ## Tausende Menschen wurden evakuiert
       
       Wegen der Gefahr durch Überschwemmungen hatten die Behörden in Pakistan am
       Samstag die Evakuierung tausender Menschen im Norden des Landes angeordnet.
       Auch am Sonntag waren Hubschrauber der Armee und Rettungskräfte weiter
       damit beschäftigt, Bewohner in gefährdeten Gebieten in Sicherheit zu
       bringen.
       
       „Das Haus, das wir in jahrelanger harter Arbeit gebaut haben, begann vor
       unseren Augen zu versinken“, sagte der 23-jährige Dschunaid Chan, der zwei
       Fischfarmen in Charsadda in der nördlichen Provinz Khyber Pakhtunkhwa
       besitzt. In der Region traten viele Flüsse über die Ufer und zerstörten
       zahlreiche Gebäude.
       
       Auch in der Stadt Rawalpindi nahe der Hauptstadt Islamabad spüren die
       Menschen die Auswirkungen der Überschwemmungen. „Tomaten, Erbsen, Zwiebeln
       und anderes Gemüse sind wegen der Überschwemmungen nicht erhältlich“, sagte
       der Lebensmittelhändler Mohammed Ismail der Nachrichtenagentur AFP.
       
       ## Klimawandel bedingt Extremwetter
       
       Am vergangenen Donnerstag hatte Pakistans Regierung den Notstand ausgerufen
       und um internationale Hilfe zur Bewältigung der Katastrophe gebeten.
       Insgesamt seien mehr als 33 Millionen Menschen von den Überschwemmungen
       betroffen, hieß es. Die Situation verschlechtere sich zunehmend, da weitere
       starke Regenfälle Überschwemmungen und Erdrutsche verursachten, teilte die
       Hilfsorganisation CARE mit.
       
       Pakistan leidet seit Mitte Juni unter ungewöhnlich starkem Monsunregen.
       Betroffen ist besonders die Region Belutschistan im Südwesten des Landes.
       Doch auch der Nordwesten Pakistans hat aufgrund heftiger Regenfälle
       inzwischen mit zerstörten Häusern, Brücken und Straßen zu kämpfen. Experten
       machen den Klimawandel für die [1][Zunahme von Naturkatastrophen] in dem
       südasiatischen Land verantwortlich. Es steht nach Angaben der deutschen
       Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch auf Platz acht der Länder,
       die am stärksten von extremen Wetterereignissen bedroht sind.
       
       Der jährliche Monsun mit seinem immensen Regen dauert für gewöhnlich von
       Juni bis September. Für die Landwirtschaft und die Wasservorräte spielt er
       eine äußerst wichtige Rolle, doch immer wieder sorgt er auch für
       verheerende Überschwemmungen.
       
       Die schlimmsten Überflutungen in der jüngeren Geschichte Pakistans hatten
       sich im Jahr 2010 ereignet. Damals war rund ein Fünftel des Landes
       überflutet, rund 2.000 Menschen kamen ums Leben. Etwa 20 Millionen wurden
       obdachlos.
       
       28 Aug 2022
       
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