# taz.de -- Getreideexporte aus der Ukraine: Warten auf den nächsten Frachter
       
       > Erstmals seit der Blockade hat ein Getreideschiff Istanbul erfolgreich
       > passiert, weitere sollen folgen. Die EU will Alternativrouten ausbauen.
       
 (IMG) Bild: Das unter sierra-leonischer Flagge fahrende Frachtschiff Razoni erreicht am Mittwoch den Bosporus in Istanbul
       
       Istanbul taz | Nachdem die [1][„Razoni“] als erstes Getreideschiff aus
       Odessa kommend am Mittwoch gegen 16 Uhr türkischer Zeit den Bosporus
       erfolgreich passierte, wartet man in Istanbul nun auf den nächsten Frachter
       aus der Ukraine. Die unter der Flagge von Sierra Leone fahrende „Razoni“
       war das erste Schiff, das nach dem Abkommen zum Getreidetransport, das
       sowohl Russland wie die Ukraine am 22. Juli in Istanbul unterzeichnet
       hatten, Getreide aus der Ukraine auf den Weltmarkt bringen konnte.
       
       Bis dahin waren seit Kriegsbeginn am 24. Februar alle Transporte aus der
       Ukraine von Russland blockiert worden. Insgesamt sind alle erleichtert,
       dass die am [2][22. Juli] verabredete Vorgehensweise nun erfolgreich
       getestet werden konnte. Nachdem das Schiff aus Odessa wegen schlechten
       Wetters [3][etwas verspätet] am Dienstagabend vor der türkischen Küste
       angekommen war, ankerte es bis Mittwochmorgen am Eingang zum Bosporus.
       
       Am Mittwochvormittag fand dann, wie in der Vereinbarung vorgesehen, die
       Inspektion des Schiffes statt. Vertreter aus der Ukraine, aus Russland
       sowie von den Vereinten Nationen und der Türkei wurden von der türkischen
       Küstenwache zum Schiff gebracht, Ukrainer und Russen jeweils getrennt auf
       einem extra Boot. Dort wurde dann überprüft, ob die „Razoni“ tatsächlich
       wie angegeben ausschließlich Mais geladen hatte.
       
       Anschließend veröffentlichten die UN eine Erklärung, in der die Inspektion
       als erfolgreich abgeschlossen erklärt wurde. Crew und Ladung hätten den
       Vorgaben entsprochen. Und die insgesamt 20 Inspektoren hätten Gelegenheit
       gehabt, mit dem Kapitän über die Route zu sprechen. Damit könne im
       Koordinationscenter in Istanbul nun eine Feinabstimmung der Route für das
       kommende Schiff erfolgen.
       
       Russland hofft auf Exporte 
       
       In Odessa und den zwei weiteren kleineren Häfen der Ukraine, die als
       Ausgangspunkte für die Getreidelieferungen vereinbart wurden, warten nach
       unterschiedlichen Angaben 17 bis 27 weitere beladene Schiffe, die Getreide
       aus der Ukraine herausbringen wollen. Auch Russland wartet nun darauf, dass
       das Land wieder Getreide und Düngemittel ausführen kann, wie das russische
       Außenministerium am Mittwoch anmerkte. Schließlich sei in Istanbul ein
       „Paket“ verabredet worden, das auch Erleichterungen für Schiffe, die in
       Russland Getreide abholen wollen, vorsehen würde.
       
       Auch in der EU-Kommission zeigte man sich erfreut, dass mit der „Razoni“
       nun ein erster Transport gelungen sei. Sie will aber trotzdem weiterhin an
       dem Ausbau von Alternativrouten über die Donau festhalten und forderte die
       Mitgliedsländer deshalb auf, mehr Eisenbahnwaggons und Schiffe zur
       Verfügung zu stellen. Die Türkei will ihren ersten Vermittlungserfolg nun
       möglichst ausbauen und prüfen, ob Waffenstillstandsverhandlungen möglich
       sind. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will am Freitag nach
       Moskau fliegen, um dort mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu
       sprechen.
       
       4 Aug 2022
       
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