# taz.de -- Putin und Erdogan zu Besuch im Iran: Teheran hebt Putins Laune
       
       > Für den türkischen Präsidenten gab es wenig Erfolge beim Autokratengipfel
       > in Teheran. Russland und der Iran binden sich enger aneinander.
       
 (IMG) Bild: Autokratengipfel in Teheran: Putin, Raisi und Erdoğan
       
       Istanbul taz | Als die drei Präsidenten des Iran, Russlands und der Türkei
       am späten Dienstagabend in Teheran die Abschlusserklärung ihres Gipfels
       präsentierten, schaute insbesondere der türkische Gast, Präsident [1][Recep
       Tayyip Erdoğan] ziemlich finster aus der Wäsche. Zwar wurde viel über neue
       wirtschaftliche Zusammenarbeit geredet, doch in der für ihn entscheidenden
       Frage, der Zustimmung zu einer [2][neuen türkischen Militäraktion in
       Syrien], beschieden ihn Wladimir Putin und Ebrahim Raisi kühl, sie seien
       strikt dagegen. Ein türkischer Angriff auf die kurdischen YPG-Milizen in
       Nordsyrien würde die Lage im Land destabilisieren. Probleme müssten durch
       Gespräche, insbesondere mit dem Assad-Regime, gelöst werden.
       
       Zwar wiederholte Erdoğan in seiner Erklärung zum Abschluss des Gipfels noch
       einmal trotzig, die Türkei werde weiterhin den Terrorismus insbesondere der
       kurdischen Separatisten in Syrien bekämpfen und erwarte dabei auch die
       Unterstützung von Russland und dem Iran, doch es half nichts. Erdoğans
       Anliegen wurde auf einen kommenden Autokraten-Gipfel vertagt, der noch in
       diesem Jahr in Russland stattfinden soll.
       
       Der Tag hatte für Erdoğan schon am Vormittag schlecht begonnen. Er war
       bereits am Montagabend in Teheran angereist und traf sich am
       Dienstagvormittag zunächst zu bilateralen Gesprächen mit dem iranischen
       Präsidenten Raisi und danach dann mit dem religiösen Führer Ajatollah Ali
       Chamenei, der bereits deutlich machte, dass Iran einen neuen türkischen
       Einmarsch in Syrien ablehnt.
       
       Erdoğan verlegte sich deshalb auf die Diskussion von Wirtschaftsfragen.
       Anschließend hieß es, man strebe an, das Handelsvolumen zwischen beiden
       Ländern von jetzt 7 auf 30 Milliarden Dollar auszuweiten. Wie das
       angesichts der Sanktionen gegen den Iran gehen soll, blieb unklar. Vage
       wurde angedeutet, man wolle die Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich
       ausbauen.
       
       ## Iran verteidigt russischen Angriffskrieg
       
       Am Nachmittag stieß dann der russische Präsident Wladimir Putin in Teheran
       dazu. Bei seiner zweiten Auslandsreise seit Beginn seines Krieges gegen die
       Ukraine gab sich Putin betont aufgeräumt. Lachend begrüßte er Erdoğan und
       hörte sich dann geduldig dessen Klagen über die „Terroraktivitäten“ der
       YPG-PKK, der Gülen-Sekte und anderer an.
       
       Da auch Putin im persönlichen Gespräch mit Erdoğan bei seinem Nein zu einem
       türkischen Angriff in Syrien blieb, konzentrierten sich die beiden bei
       ihrem Gespräch auf die Verhandlungen über die [3][Ausfuhr ukrainischen
       Getreides] aus dem blockierten Hafen in Odessa. Anschließend erklärte
       Erdoğan, der russische Präsident sei „sehr positiv“ bei dem Thema gewesen.
       Noch in dieser Woche solle es ein weiteres Treffen zwischen einer
       russischen und ukrainischen Delegation in Istanbul geben, um den Weg für
       Getreidelieferungen frei zu machen.
       
       Während Russland und der Iran bei dem Treffen neue Verträge im
       Energiesektor unterzeichneten – so soll etwa Gazprom in die Ausbeutung
       iranischer Gasfelder einsteigen – und Ajatollah Chamenei insgesamt einer
       engeren Zusammenarbeit mit Russland das Wort redete, blieb für Erdoğan
       lediglich die Hoffnung auf einen schnellen Verhandlungserfolg bei den
       Getreidelieferungen.
       
       Offiziell wurde über den russischen Krieg in der Ukraine kaum geredet.
       Allerdings bekundete der Oberste Führer des Iran auch in diesem Punkt
       Verständnis für Putin. Russland sei mit seiner „Militäroperation“ nur einem
       Angriff des Westens zuvorgekommen, gab er zu Protokoll.
       
       Über mögliche Waffenlieferungen des Iran an Russland, insbesondere
       Kampfdrohnen zum Einsatz in der Ukraine, gab es offiziell keine Erklärung.
       Der Iran sei in dem Krieg neutral, hieß es. Deutlich wurde aber, dass der
       Iran, angesichts der neuen israelisch-arabischen Allianz, einen engeren
       Anschluss an Russland sucht.
       
       20 Jul 2022
       
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