# taz.de -- Arbeitsbedingungen in der Pflege: Einigung in NRW-Klinikstreit
       
       > Das Personal der Unikliniken Nordrhein-Westfalens setzt sich durch, nach
       > elf Wochen Streik. Die Arbeitsbedingungen sollen verbessert werden.
       
 (IMG) Bild: Erfolg für das streikende Klinikpersonal in NRW: Für sie soll es künftig Entlastungen geben
       
       Berlin taz | „Nach 77 Streiktagen haben die Klinikbeschäftigten solidarisch
       und aufrecht diesen wichtigen Erfolg errungen“, lässt
       verdi-Verhandlungsführerin Katharina Wesenick verlauten. Die Beschäftigten
       in den Kliniken Nordrhein-Westfalens haben einen Tarifvertrag erstreikt,
       der ihnen zusichern soll, dass sie zukünftig besser auf Überlastung bei der
       Arbeit reagieren können. Am Dienstagnachmittag hat die Tarifkomission in
       Köln der Einigung zugestimmt. Ein Erfolg für das [1][Bündnis „Notruf NRW]“.
       Der [2][Streik an den sechs Uniklinken in NRW] für einen Tarifvertrag
       „Entlastung“ war gerade in die zwölfte Woche gegangen.
       
       Vorgesehen ist nach einem Eckpunktepapier, dass der Tarifvertrag
       „Entlastung NRW“ Anfang 2023 in Kraft tritt und verschiedene Modelle
       beinhaltet, die die Beschäftigtengruppen im Klinikalltag wirksam entlasten.
       Für weite Teile der Pflege inklusive der psychiatrischen Stationen und der
       Notaufnahmen soll schichtgenau das Zahlenverhältnis von Beschäftigten und
       Patient*innen festgelegt werden.
       
       Wird diese Quote unterschritten oder kommt es zu anderweitig belastenden
       Situationen, erhalten die Betroffenen Belastungspunkte. Für jeweils sieben
       Punkte wird ihnen ein zusätzlicher freier Tag als Belastungsausgleich
       gewährt. Im ersten Jahr der Umsetzung können bis zu elf freie Tage
       zusammenkommen. Im zweiten Jahr sind es 14 und ab dem dritten Jahr maximal
       18 zusätzliche freie Tage.
       
       Bundesweit erstmalig werden in dem Tarifvertrag auch konkrete
       Entlastungsregeln für Auszubildende geschaffen. Unter anderem sollen
       Mindeststandards für die Praxisanleitung und die Zahl der Lehrkräfte
       festgeschrieben werden, bei deren Unterschreitung die Auszubildenden einen
       Belastungsausgleich erhalten.
       
       ## Vorreiter bei Entlastungen: Die Charité
       
       Mit der Einigung von Dienstag geht der bisher längste Arbeitskampf im
       Gesundheitswesen in NRW zu Ende. Zuvor hatte es [3][auch juristische
       Versuche gegeben, den Streik] zu beenden, die Klinikleitungen zeigten sich
       lange nicht verhandlungsbereit. Auf die Streikenden wurde auch aufgrund der
       dadurch verschobenen Operationen [4][Druck ausgeübt.] Ein zuvor
       ausgestelltes 100-Tage Ultimatum, um auf die Forderungen nach besseren
       Arbeitsbedingungen einzugehen, ließen die Klinikleitungen in NRW Anfang des
       Jahres verstreichen.
       
       „Insgesamt ist der Tarifvertrag ein wichtiger Etappensieg der
       Beschäftigten. Er dient der eigenen Gesundheit und dem Wohl der
       Patient*innen und musste gegen die Profitlogik des Krankenhauswesens
       durchgesetzt werden“, erklärte verdi-Verhandlungsführerin Wesenick in einer
       Pressemitteilung. Der Ärztliche Direktor der Uni Münster, Alex W.
       Friedrich, sieht in der Einigung eine „deutliche Zeitenwende“, die „die
       Zukunft nicht nur in der Pflege, sondern allgemein in den Kliniken in
       Deutschland maßgeblich prägen wird“.
       
       In einigen Teilen Deutschlands gibt es bereits Tarifverträge zur
       Entlastung, die genaue Personalbemessungen für einzelne Krankenhausbereiche
       regeln. Vorreiter dafür war [5][die Berliner Charité.]
       
       20 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://notruf-entlastungnrw.de/
 (DIR) [2] /Arbeitskampf-in-NRW/!5861284
 (DIR) [3] /Arbeitskampf-an-NRW-Unikliniken/!5861398
 (DIR) [4] /Streik-des-Klinikpersonals-in-NRW/!5864963
 (DIR) [5] /Entlastung-fuer-Krankenhauspflegekraefte/!5847246
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Linda Gerner
       
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