# taz.de -- Schwere Kämpfe in Luhansk und Donezk: „Sie beschießen alles“
       
       > Noch ist Luhansk nicht unter russischer Kontrolle, doch der Kampf
       > erhärtet sich. In Belarus protestiert derweil die „Mütterunion“ gegen den
       > Krieg.
       
 (IMG) Bild: Alltag in Lyssytschansk: Wäsche trocknen zwischen den Ruinen
       
       Russische Truppen haben die ostukrainische Region Luhansk offensichtlich
       doch noch nicht vollkommen unter ihre Kontrolle gebracht. In zwei
       Ortschaften in der Nähe der Stadt [1][Lyssytschansk] gingen die Kämpfe mit
       unverminderter Härte weiter, sagte der Chef der Gebietsverwaltung Luhansk,
       Serhij Gaidai, den die Nachrichtenagentur Interfax-Ukraina zitiert. Die
       russischen Truppen würden fortwährend neue Ausrüstung und große Mengen an
       Munition für die Artillerie erhalten.
       
       Laut Gaidai gibt es auch in der Region Donezk massiven Granatenbeschuss.
       „Sie beschießen alles, was sich ihnen in den Weg stellt“, sagte Gaidai über
       die russischen Streitkräfte. „Sie erleiden ziemlich schwere Verluste.“
       Russische Armee- und Reservekräfte seien dorthin geschickt worden, um den
       Fluss Siwerskyj Donez zu überqueren. „Einige Bataillone wurden dorthin
       verlegt, um die Anzahl von Verwundeten zu ersetzen … Sie nehmen nicht alle
       Verwundeten mit. Die Krankenhäuser sind überfüllt, ebenso die
       Leichenhallen.“ Die Informationen konnten nicht von unabhängiger Seite
       überprüft werden.
       
       Der Gouverneur des Gebietes Donezk, Pawlo Kyrylenko, teilte am Mittwoch
       beim Messengerdienst Telegram mit, aus der Stadt Awdijiwka im Zentrum der
       Provinz seien zwei Todesopfer gemeldet worden. Slowjansk, Krasnojarsk und
       Kurachowe hätten je einen weiteren Toten registriert. Jedes Verbrechen
       werde bestraft, kündigte der Gouverneur an.
       
       Bereits am Dienstag hatte Kyrylenko die mehr als 350.000 Einwohner der
       Provinz Donezk aufgefordert zu fliehen. Die Menschen müssten Donezk
       verlassen, um ihr Leben zu retten und die ukrainische Armee in die Lage zu
       versetzen, die Städte besser gegen den russischen Vormarsch zu verteidigen,
       sagte er. Sollten die Bewohner*innen diesem Aufruf folgen, so wäre das
       eine der größten Evakuierungen seit dem Beginn von Russlands Angriffskrieg
       gegen die Ukraine am 24. Februar. Die vollständige Eroberung des Donbass,
       der die beiden Regionen Luhansk und Donezk angehören, ist eines der
       wesentlichen Kriegsziele Moskaus.
       
       ## Protest mit Kinderspielzeug
       
       Unterdessen gingen die russischen [2][Angriffe auch im Süden der Ukraine]
       weiter. Der Bürgermeister von Mykolajiw berichtete von schwerem Beschuss
       der Stadt. „Es gibt keine sicheren Zonen in Mykolajiw“, sagt Olexander
       Senkewytsch. „Ich sage den Menschen, dass sie Mykolajiw verlassen müssen.“
       Die russischen Truppen setzten Mehrfachraketensysteme ein. Vor dem Krieg
       hätten etwa 500.000 Menschen in Mykolajiw gelebt, jetzt seien es nur noch
       halb so viele.
       
       Am Dienstag morgen war auch das Gebiet Cherson Ziel von Raketenangriffen.
       Dabei sollen laut Angaben der örtlichen Polizei, die das ukrainische
       Internetportal Zerkalo Nedeli zitiert, ein Mensch getötet sowie eine
       weitere Person verletzt worden sein. Zuvor hatten die Behörden Instagram
       und Youtube blockiert.
       
       Unterdessen hat in Belarus ein ungewöhnlicher Protest gegen den Krieg in
       der Ukraine stattgefunden. Die Organisation „Mütterunion“ demonstrierte an
       öffentlichen Orten mit Kinderspielzeugen, die mit Anti-Kriegs-Kommentaren
       versehen waren. Auf einem kleinen Schild heißt es: „Mein Sohn, deine Mutter
       wird nicht zulassen, dass dir das Leben genommen wird.“ Derzeit mehren sich
       die Anzeichen dafür, dass Belarus, Aufmarschgebiet russischer Truppen, an
       der Seite Moskaus auch offiziell in den Krieg gegen die Ukraine eintreten
       könnte.
       
       6 Jul 2022
       
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 (DIR) Barbara Oertel
       
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