# taz.de -- EU-Beitritt von Nordmazedonien: Die Hoffnungen schmelzen dahin
       
       > Nach 17 langen Jahren beginnen endlich Nordmazedoniens
       > Beitrittsverhandlungen. Doch das EU-Nachbarland Bulgarien hat sehr hohe
       > Hürden aufgestellt.
       
 (IMG) Bild: Ursula von der Leyen (l), Präspricht mit Stevo Pendarovski, Präsident von Nordmazedonien, am Donnerstag in Skopje
       
       Nach ganzen 17 Jahren, die Nordmazedonien im Status als Beitrittskandidat
       festhing, beginnt das Land endlich Verhandlungen mit der EU. Doch bis
       Nordmazedonien wirklich Teil der Union ist, könnte es noch mal so lange
       dauern. Ein Blick in die Region lässt Hoffnungen auf einen schnellen
       Beitritt dahinschmelzen: So verhandelt Montenegro schon 10 Jahre und hat
       noch nicht einmal die Hälfte des Prozesses geschafft.
       
       Für den Startschuss musste Nordmazedonien einen hohen Preis zahlen. Um
       [1][die Blockade durch Bulgarien zu lösen], hat das Parlament in Skopje
       einen Vorschlag Frankreichs angenommen: Die Beilegung ihrer bilateralen
       Konflikte – so soll Skopje die bulgarische Minderheit in die Verfassung
       aufnehmen – findet sich nun im Hauptkapitel der Beitrittsverhandlungen.
       Bewegt sich dort nichts, wird Nordmazedonien einmal mehr auf dem Weg in die
       EU stecken bleiben.
       
       Das ist sehr wahrscheinlich, denn die größte Oppositionspartei hat
       angekündigt, eine Änderung der Verfassung nicht zu akzeptieren. Deren
       Unterstützung aber braucht die Regierung. Eine weitere Sackgasse also, und
       das, obwohl Nordmazedonien schon große Opfer gebracht hat, [2][darunter den
       eigenen Landesnamen]. Nordmazedonien ist auf dem Balkan das einzige Land,
       das glaubhafte Reformen für mehr Rechtsstaatlichkeit durchgeführt hat – und
       trotzdem nicht dafür belohnt wird.
       
       Freuen kann sich hingegen Albanien, dessen Regierungschef Edi Rama das Land
       zwar weiter nach seinen autokratischen Vorstellungen formt, aber jetzt mit
       aussichtsreicheren Verhandlungen rechnen kann als der Nachbar.
       
       Weil Sofia seine Forderungen durchboxen konnte, könnten auch andere
       EU-Länder in Zukunft den Erweiterungsprozess missbrauchen, um andere
       Staaten zu erpressen. Und weil das Prinzip der Einstimmigkeit auch im
       weiteren Verlauf eine Rolle spielt – damit Skopje einzelne
       Verhandlungskapitel aufmachen kann, benötigt es das Ja aller
       Mitgliedsstaaten –, braucht die EU endlich das Prinzip der qualifizierten
       Mehrheit.
       
       19 Jul 2022
       
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