# taz.de -- Unterstützung für die Ukraine: Es geht um mehr als Waffen
       
       > Olaf Scholz, Emmanuel Macron und Mario Draghi setzen in Kiew ein klares
       > Zeichen: Die Ukraine gehört zu Europa und soll EU-Beitrittskandidat
       > werden.
       
 (IMG) Bild: Gleiche Richtung: Die Ukraine umrahmt von anderen Europäern
       
       Jetzt gibt es sie also, die [1][Bilder von Olaf Scholz in Kiew]. Der
       Bundeskanzler vor zerstörten Gebäuden, am Tisch mit Präsident Wolodimir
       Selenski und eingerahmt vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron und
       vom italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi. Man mag einwenden, dass
       dieser Besuch vor allem symbolischen Charakter hatte, dass [2][Scholz nicht
       die von der Ukraine angeforderten 1.000 Haubitzen und 500 Panzer
       mitbrachte]. Allerdings wurde diese Symbolik gerade hierzulande vehement
       eingefordert.
       
       Und bei ihrem Besuch im Kriegsgebiet hatten die drei Regierungschefs des
       historischen Kerneuropas immerhin das Angebot im Gepäck, der Ukraine den
       Status eines EU-Beitrittskandidaten zu verleihen, wie sie bei der
       gemeinsamen Pressekonferenz verkündeten. Ein klares Bekenntnis: Die Ukraine
       gehört zum Team Europa, egal wie viele Panzer, Raketen und Soldaten der
       russische Aggressor auch aufbietet, um das Gegenteil zu erreichen.
       
       Aus Sicht der Ukraine, die sich im Osten gerade blutige Schlachten mit den
       russischen Truppen liefert, wären Waffen mit viel Wumms natürlich auch ein
       ideales Gastgeschenk gewesen. Doch es geht um mehr, das zeigt auch der
       [3][Zeitpunkt des Besuchs von Scholz], Draghi, Macron und dem rumänischen
       Staatspräsidenten Klaus Iohannis, der sich in Kiew dazugesellte.
       
       Eine Woche vor dem Gipfeltreffen der EU, wo die anderen 23 Mitglieder
       voraussichtlich über die Aufnahme der Ukraine in den
       Kandidat:innenkreis abstimmen werden, dem anschließenden Treffen der
       G7-Staatsoberhäupter in Elmau und dem Nato-Gipfel in Madrid geht es auch um
       die mittel- und langfristigen Perspektiven für die Ukraine in der
       westlichen Staatengemeinschaft.
       
       Doch abseits von politischen Bekenntnissen sind die praktischen Details
       ungeklärt. Längst nicht alle Länder befürworten einen schnellen EU-Beitritt
       der Ukraine, einige sind sogar dagegen. Und die Bedenken sind auch
       berechtigt, ob eine EU in ihrer jetzigen Verfasstheit einen Schwung neuer
       Mitglieder mit ganz eigenen innenpolitischen Problemen verkraftet. Wohl
       nicht, wie etwa der Streit mit Ungarn über die Verhängung von Sanktionen
       zeigt oder die bulgarische Blockade von Beitrittsverhandlungen mit
       Nordmazedonien.
       
       Das Votum des EU-Quartetts für den Beitritt der Ukraine zeigt aber nun,
       dass man willens ist, nach gemeinsamen Wegen zu suchen. Daran können die
       Ukrainer:innen Deutschland und die EU in den nächsten Monaten messen –
       erst recht, wenn der Krieg sich hinzieht und es vor allem um weitere
       militärische und humanitäre Unterstützung geht.
       
       16 Jun 2022
       
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