# taz.de -- Ukraine gratuliert Boris Johnson: „Lächerlich“? Wohl kaum
       
       > Boris Johnsons Kritiker sind empört, dass der im Amt gerettete britische
       > Premierminister Glückwünsche aus Kiew beansprucht. Aber die gibt es
       > wirklich.
       
 (IMG) Bild: „Wichtiger Alliierter“: Boris Johnson mit Ukraines Präsident Selenski in Kiew, 9. April
       
       Berlin taz | Die Empörung in gewissen Londoner Milieus war groß, als am
       späten Montagabend Großbritanniens Bildungsminister Nadham Zahawi den Sieg
       des Premierministers Boris Johnson bei der Vertrauensabstimmung der
       regierenden Konservativen mit einem Verweis auf die Ukraine kommentierte.
       
       Ukraines Präsident Wolodymyr Selenski, [1][behauptete Zahawi], werde vor
       Freude „die Faust in die Luft recken, weil morgen früh sein großer
       Verbündeter Boris Johnson Premierminister sein wird“.
       
       Auf Twitter hagelte es Häme und Kritik: „Verrückt“, „ekelhaft“,
       „lächerlich“ gehörten noch zu den höflicheren Kommentaren, und Johnson
       wurde vorgeworfen, die Ukraine zu instrumentalisieren.
       
       Das Problem mit dieser Kritik: Zahawi hatte recht.
       
       Keine Stunde nach der Verkündigung von Johnsons Sieg [2][gratulierte
       Selenskis Chefberater Mychailo Podoljak] per Twitter: „Führung ist immer
       eine schwere Last. @BorisJohnson war einer der Ersten, der die Bedrohung
       erkannte und mit @ZelenskyyUa stand, um die freie Welt vor barbarischer
       Invasion zu schützen. Die Welt braucht solche Führer.“
       
       Und am Dienstag legte Selenski persönlich nach: „Ich bin froh, dass wir
       einen wichtigen Alliierten nicht verloren haben, das ist eine tolle
       Nachricht“, [3][sagte der ukrainische Präsident] auf einer virtuellen
       Konferenz der Financial Times. Boris Johnson sei „ein wahrer Freund“.
       
       Solches Lob ist für den bedrängten Premier selten geworden. Vor der
       Londoner St.-Pauls-Kathedrale wurde Boris Johnson am vergangenen Freitag
       bei dem Gottesdienst für das 70. Thronjubiläum der Queen von einigen
       Zuschauern ausgebuht.
       
       Fast genau acht Wochen vorher, am 9. April, war Boris Johnson in Kiew
       bejubelt worden, als er als erster westlicher Regierungschef seit
       Kriegsbeginn die ukrainische Hauptstadt besuchte und [4][mit Selenski
       zusammen] durch die Straßen ging.
       
       Aus Sicht der Ukraine ist Großbritannien der wichtigste Verbündete in
       Westeuropa. Schon vor Kriegsbeginn lieferte London tausendfach
       panzerbrechende Raketen nach Kiew. Ohne die frühere Aufrüstung aus
       Großbritannien hätte die Ukraine die erste Phase des russischen Angriffs
       nicht überstanden.
       
       Auch seitdem liefert die britische Regierung nicht etwa ausrangiertes
       Kriegsgerät wie Deutschland, sondern hochmoderne Rüstung aus eigener
       Produktion.
       
       Kiew weiß den Unterschied zu schätzen – und es wäre erstaunlich, würde
       Boris Johnson diesen klarsten außenpolitischen Erfolg seiner Amtszeit nicht
       auch innenpolitisch nutzen.
       
       8 Jun 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://twitter.com/GBNEWS/status/1533909657026183169
 (DIR) [2] https://twitter.com/Podolyak_M/status/1533902519784595456
 (DIR) [3] https://www.ft.com/content/1960a644-fb40-494c-a80c-68f961c546dc
 (DIR) [4] https://www.youtube.com/watch?v=EcKkHIRNhnU
       
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 (DIR) Dominic Johnson
       
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