# taz.de -- Sanktionen und Devisen: Wenn Wirtschaft zur Waffe wird
       
       > Vertragsverletzungen sind logische Folge eines Krieges. Der Westen wie
       > Putin verletzen Verträge und sind überrascht, wenn die andere Seite es
       > tut.
       
 (IMG) Bild: Erdgasspeicher in Rehden, dem größten Speicher in Westeuropa
       
       Der Krieg macht auch vor zivilen Verträgen nicht halt – das ist eine
       Banalität, die aber weder die Russen noch der Westen rechtzeitig begriffen
       haben. So war der russische Präsident Putin bass erstaunt, dass die
       [1][westlichen Zentralbanken einfach seine Devisenguthaben eingefroren
       haben]. Jetzt liegen geschätzte 400 Millarden Dollar und Euros nutzlos auf
       russischen Konten im Westen und können nicht mehr dazu dienen, den
       Wechselkurs des Rubels zu stützen.
       
       Putin hatte offenbar gedacht, dass russisches Eigentum auch im Westen
       geschützt sei. Ein Irrtum. Seltsamerweise sitzt der Westen den gleichen
       Fehlannahmen auf. Wortreich empört man sich, dass [2][Russland
       möglicherweise Rubel für seine Gasexport]e verlangt – obwohl in den
       Lieferverträgen eindeutig festgelegt ist, dass der Westen in Euro und
       Dollar zahlt. Es stimmt, dass Russland einen Vertragsbruch begehen würde,
       aber der Westen hat mit seinen Sanktionen ebenfalls zahllose Absprachen
       verletzt.
       
       Man hätte mit wirtschaftlichen Vergeltungsmaßnahmen aus Russland rechnen
       müssen. Ein bitterer Wirtschaftskrieg ist auch in der Luftfahrt
       ausgebrochen. Die westlichen Sanktionen sahen unter anderem vor, dass
       russische Fluglinien Europa und die USA nicht mehr ansteuern dürfen, dass
       russische Maschinen keine Ersatzteile mehr bekommen – und dass alle
       westlichen Leasingverträge zu kündigen sind. Bis Ende März hätten die
       russischen Fluglinien 500 Maschinen verloren und ihren Betrieb weitgehend
       einstellen müssen.
       
       Also hat Putin diese geleasten Flugzeuge faktisch geklaut. Sie wurden nicht
       zurückgegeben, sondern als Eigentum der russischen Linien registriert. Viel
       nutzen dürfte dies nichts. Ohne westliche Ersatzteile müssen die Flugzeuge
       bald am Boden bleiben. Trotzdem beträgt der Schaden für die westlichen
       Leasingfirmen mehr als zehn Milliarden Dollar. Allerdings könnte sich nun
       wiederum der Westen rächen, indem er die Leasingfirmen aus dem blockierten
       russischen Vermögen bei den hiesigen Zentralbanken entschädigt.
       
       Der Wirtschaftskrieg hat auch unbeabsichtigte Folgen. So könnten Rosneft
       Deutschland und Gazprom Germania auf den technischen Konkurs zuschlittern,
       weil westliche Geschäftspartner jeden Kontakt mit russischen Firmen meiden.
       [3][Die Bundesregierung erwägt daher offenbar, die beiden Firmen zu
       verstaatlichen]. Damit will man aber Russland nicht strafen, sondern nur
       die Arbeitsplätze retten und die Gasspeicher funktionsfähig halten.
       
       Die Sanktionen waren richtig und treffen Russland empfindlich. Nur sollte
       sich niemand wundern, dass sich Putin wehrt, wenn die Wirtschaft zur Waffe
       wird.
       
       1 Apr 2022
       
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 (DIR) [1] /Westliche-Sanktionen-gegen-Russland/!5835012
 (DIR) [2] /Putins-Dekret-fuer-Gaszahlungen-in-Rubel/!5845537
 (DIR) [3] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/enteignung-bundesregierung-gazprom-rosneft-101.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ulrike Herrmann
       
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