# taz.de -- Ärger um Gerhard Schröder: Der ungewollte Ehrenmann
       
       > Hannovers CDU will Altkanzler Gerhard Schröder nicht länger als
       > Ehrenbürger der Stadt. Die SPD-Ratsfraktion hält den Vorstoß für
       > schlechten Stil.
       
 (IMG) Bild: Ehrenbürger Gerhard Schröder: Ob ihm wegen Hannovers CDU das Lachen vergeht?
       
       Hamburg taz | Nun war es am Donnerstag auf den Tag genau 16 Jahre her, dass
       Gerhard Schröder (SPD) zu Hannovers Ehrenbürger ernannt wurde. Seinerzeit
       wurde weniger Tage nach dieser Ehrung bekannt, dass der Altkanzler nach
       seinem Ausscheiden aus der Politik einen neuen Job gefunden hat: Er wurde
       Aufsichtsratsvorsitzender des Aktiengesellschaft NEGP-Company. Für das
       Unternehmen ist er noch heute tätig, nur heißt es mittlerweile anders:
       [1][Nord Stream AG].
       
       Nun braucht es einen Kriegsausbruch, bis die niedersächsische
       Landeshauptstadt eine [2][beißende Debatte um ihren wohl bekanntesten
       Einwohner] führt. Denn es ist zumindest für Hannovers CDU, anlässlich des
       russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, nicht mehr hinzunehmen, den
       Altkanzler weiter als Ehrenbürger in der an schillernden Berühmtheiten eher
       mangelhaft ausgestatteten Landeshauptstadt zu präsentieren.
       
       Am Donnerstag brachte die Ratsfraktion eine Resolution ein, die den Krieg
       in der Ukraine verurteilt. Damit hatten die anderen Ratsfraktionen kein
       Problem. Indes: Die CDU-Fraktion verknüpfte die Resolution auch noch mit
       dem Antrag, Schröders Ehrenbürgerschaft zu entziehen, sollte er nicht
       schleunigst seine Mandate bei Nord Stream und beim russischen Gaskonzern
       Rosneft niederlegen.
       
       Offenbar überzeugte die CDU Schröders Statement am Donnerstagmittag auf der
       Plattform LinkedIn nicht. Dort hatte er ein schnellstmögliches Ende des
       Krieges in der Ukraine gefordert: „Das ist die Verantwortung der russischen
       Regierung.“ Welche Folgen er aus dem russischen Einmarsch für seine eigenen
       Tätigkeiten zieht, ließ er offen.
       
       ## Basta für Schröder
       
       Hannovers SPD-Fraktion ist wegen der CDU auf der Zinne. „Sie versuchen, den
       früheren Bundeskanzler Schröder mit diesem Bruch des Völkerrechts zu
       verquicken“, sagte SPD-Fraktionschef Lars Kelich laut der HAZ während der
       Ratssitzung. Auch die anderen Ratsfraktionen schlossen sich dem Antrag
       nicht an.
       
       Nun wäre eine Aberkennung allerdings, so egal eine städtische
       Ehrenbürgerschaft auch sein mag, historisch betrachtet ein Vorstoß mit
       steiler Linie gewesen: Die einzigen beiden aberkannten Ehrenmänner
       Hannovers sind Adolf Hitler und ein damaliger Gauleiter. Und ob Schröder
       eine Aberkennung der Ehrenbürgerschaft überhaupt als Drohkulisse ernst
       nimmt? Bislang ließ er [3][alle Kritik an seinen Russland-Connections] seit
       2006 abperlen.
       
       Andererseits könnten die hannoverschen Sozialdemokraten mit ihrem
       Festhalten am trinkfesten und – dank seiner Ehefrau – beliebten
       Instagram-Star womöglich schon bald sogar einsam in der SPD sein: Immer
       mehr Sozialdemokrat:innen fordern schon ein „Basta“ für Schröder
       durch die Parteiführung. „Gerhard Schröders Gesinnungslosigkeit zugunsten
       des eigenen Egos, seine Verantwortungslosigkeit gegenüber den Opfern in der
       Ukraine und gegenüber der eigenen Partei, das ist einfach nur
       unerträglich“, sagte die SPD-Politikerin Gesine Schwan dem Spiegel.
       
       25 Feb 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Schroeder-wird-Gazprom-Aufsichtsrat/!5833195
 (DIR) [2] /Russlandpolitik-der-SPD/!5829386
 (DIR) [3] /Brief-an-Altkanzler-Gerhard-Schroeder/!5567557
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) André Zuschlag
       
       ## TAGS
       
 (DIR) SPD Hannover
 (DIR) Hannover
 (DIR) Gerhard Schröder
 (DIR) SPD
 (DIR) Nord Stream 2
 (DIR)  taz на русском языке
 (DIR) Schalke 04
 (DIR)  taz на русском языке
 (DIR) Evangelische Kirche
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Schalke 04 und Gazprom: Allseits peinlich
       
       Den Schalkern ist der Sponsor Gazprom nun unangenehm. Umgekehrt dürfte auch
       Putin kein Fan des Absteiger-Vereins sein: Er steht auf Siegertypen.
       
 (DIR) Die Wahrheit: Bloody Wladi lädt zum Rumms
       
       Ein Fest für alle Freunde des Krieges: Russlands neuer Zar Wladimir Putin
       verwirklicht die geheimsten Bombenträume.
       
 (DIR) Kirchenkunst von Schröders Gnaden: Herren der Fliegen und Backsteine
       
       Schon lange möchte Altkanzler Schröder der Marktkirche ein Fenster von
       Markus Lüpertz stiften. Dagegen klagt der Stiefsohn des Architekten.