# taz.de -- Sexualisierte Gewalt gegen Kinder: Fehlerkette im Fall Lügde
       
       > Der Zwischenbericht zeigt Kommunikationsprobleme bei Jugendämtern und
       > Polizei auf. Die Gewalt hätte schon Jahre früher gestoppt werden können.
       
 (IMG) Bild: Tatort: Campingplatz in Lügde
       
       Düsseldorf dpa | Das Leid von Opfern im [1][Missbrauchsfalls Lügde] an der
       Landesgrenze zu Niedersachsen ist durch strukturelle Probleme im Bereich
       der Jugendämter und bei der Polizei zu spät entdeckt und beendet worden.
       Das ist das Ergebnis eines vorläufigen Zwischenberichts des Vorsitzenden
       des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses Kindesmissbrauch im
       nordrhein-westfälischen Landtag, den Martin Börschel (SPD) am Freitag den
       Mitgliedern übergeben hat. Damit dieser Bericht im März mit
       Handlungsempfehlungen ins Plenum geht, müssen jetzt zwei Drittel der
       Abgeordneten den Vorschlägen zustimmen. Nach der [2][Landtagswahl im Mai]
       soll ein neuer Untersuchungsausschuss die Arbeit fortsetzen.
       
       Nach Auffassung von Börschel gab es beispielsweise einen falsch verstanden
       Datenschutz: „Der Kinderschutz rückte nach hinten. Das ist ein Fehler“,
       sagte der Vorsitzende am Freitag nach Übergabe des Berichts und nannte ein
       Beispiel. „Viele Erkenntnisse lagen an verschiedenen Stellen zu einem Opfer
       vor. Wenn sich alle Beteiligten einmal zusammengesessen hätten, wäre das
       Leiden sofort beendet gewesen. Aber die Mitarbeiter in den Jugendämtern
       dachten, sie dürften nicht miteinander reden. Das ist schlecht für
       Kinderschutz – und das unter dem Deckmantel eines korrekt angewandten
       Datenschutzes.“
       
       CDU und FDP betonten in einer Stellungnahme, dass der
       Untersuchungsausschuss erhebliche Mängel bei den Jugendämtern aufgedeckt
       habe. Der Missbrauch hätte bereits zweieinhalb Jahre vor der Inhaftierung
       des Haupttäters 2016 beendet werden können.
       
       Laut den Handlungsempfehlungen, die jetzt abschließend von den
       Ausschussmitgliedern verabschiedet werden müssen, fehlt es an einer
       grundlegenden Schulung der Mitarbeiter in den Jugendämtern, um Hinweise auf
       sexuellen Missbrauch zu erkennen. Bei der Polizei müsse zumindest politisch
       überlegt werden, ob die Landräte in den Landkreisen in NRW auch
       gleichzeitig Chefs der Polizei sein sollten.
       
       In Lügde im Kreis Lippe waren über Jahre auf einem Campingplatz zahlreichen
       Kinder Opfer von sexueller Gewalt geworden. Das Landgericht Detmold
       verurteilte mehrere Täter. Der Untersuchungssausschuss zum Kindesmissbrauch
       hat die Aufgabe, mögliches Behördenversagen in den zuständigen Jugendämtern
       in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen und bei den Ermittlungen der
       Polizei zu untersuchen. Hinweise auf sexuellen Missbrauch hatte es seit
       mehreren Jahren gegeben. In der Anfangsphase der Ermittlungen der Polizei
       war es zu schweren Pannen mit verschwundenen Beweismitteln und verzögerten
       Festnahmen gekommen.
       
       11 Feb 2022
       
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