# taz.de -- Böllerverbot zu Silvester: Linksbürgerlicher Kulturkampf
       
       > Wieder ist Feuerwerk verboten. Oberflächlich gesehen wegen Corona – doch
       > in Wahrheit wollen Teile des Bürgertums die proletarische Sitte weghaben.
       
 (IMG) Bild: Silvesternacht 2020/21 in Leipzig
       
       Wer zu Silvester böllert, bekommt es mit der Polizei zu tun. Allein in
       Berlin gilt [1][an mehr als 50 Orten ein Versammlungs- und
       Feuerwerksverbot]. Auseinandersetzungen mit Bürgern über
       Feuerwerksbagatellen sind nicht nur in der Hauptstadt vorprogrammiert. Die
       Begründung für das Verbot: Weil die Notaufnahmen wegen der Coronapandemie
       ohnehin überlastet sind, sollen zusätzliche Unfälle mit Feuerwerk vermieden
       werden.
       
       Zwar gab es etwa in Berlin 2020 – als bereits ein Böllerverbot bestand –
       einen Rückgang schwerer Verletzungen im Zusammenhang mit Feuerwerk, dennoch
       sprechen sich Experten gegen ein Verbot aus. Der Leiter der Notaufnahme im
       Dortmunder Klinikum Nord [2][sagt etwa]: „Diejenigen, die wirklich böllern
       wollen, besorgen sich dann beispielsweise illegale Böller aus dem Ausland.“
       
       In der Tat: Statt rigoros reglementierte Feuerwerkskörper aus deutschen
       Supermärkten werden zu Silvester gefährlichere Knallkörper etwa aus Polen
       gezündet, in denen mehr „Nettoexplosivmasse“ enthalten sein darf. Und genau
       dieses Feuerwerk kann zu deutlich schwereren Verletzungen führen.
       
       Vor allem die Grünen und Umweltverbände kämpfen [3][seit einigen Jahren]
       für ein generelles Böllerverbot für Privatpersonen. Die Deutsche
       Umwelthilfe [4][begründete ihren Vorstoß] vor Beginn der Coronakrise unter
       anderem mit den Umweltauswirkungen und Belastungen für Haustiere. Nun soll
       also die Pandemie als Rechtfertigung herhalten.
       
       Der Verdacht liegt nahe, dass das großstädtische Öko-Milieu die Coronakrise
       dazu nutzen will, um sich eines Brauchs zu entledigen, den es kulturell
       ohnehin ablehnt. Böllern auf der Straße ist eine Bastion proletarischer
       Feierkultur, mit dem das gesittete Bürgertum schon immer wenig anfangen
       konnte. Um nicht mit dem Silvesterkrach belästigt zu werden, soll dann auch
       die sonst oft kritisierte Polizei einschreiten. Für die Akzeptanz
       notwendiger Coronamaßnahmen ist der linksbürgerliche Kulturkampf rund um
       das Böllern allerdings komplett kontraproduktiv.
       
       29 Dec 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Boeller-Aus-und-die-Folgen/!5820191
 (DIR) [2] https://www1.wdr.de/nachrichten/ruhrgebiet/notaufnahmeleiter-empfiehlt-kein-boellerverbot-100.html
 (DIR) [3] https://gruene.berlin/beschluesse/boellert-ihr-noch-oder-feiert-ihr-schon_205
 (DIR) [4] https://www.duh.de/feuerwerk-protest/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jörg Wimalasena
       
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