# taz.de -- Strafvollzug in Russland: Einem Folterer folgt der nächste
       
       > Die Entlassung des russischen Strafvollzugschefs ist kein Grund zur
       > Freude. Die Misshandlungen dürften auch in Zukunft zum Alltag im Knast
       > gehören.
       
 (IMG) Bild: Die beiden Menschenrechtler Wladimir Ossetschkin und Sergej Saweljew im französischen Exil
       
       Die Nachricht von der [1][Entlassung Alexander Kalaschnikows], dem Chef des
       russischen Strafvollzugs, ist kein Grund zur Euphorie. Zwar trifft es hier
       nicht den Falschen, nur soll niemand damit rechnen, dass sich nun etwas
       ändern wird an der Menschenrechtslage in Russland. Aus dem
       Gefängniskrankenhaus in Saratow und anderen russischen Regionen waren im
       Oktober Foltervideos bekannt geworden.
       
       Selbst hartgesottenere Menschenrechtler waren angesichts der
       [2][Misshandlungen] erschüttert. Der Staat reagierte nicht, obwohl
       ausreichende Beweise vorlagen. Dass Präsident Wladimir Putin den
       Strafvollzugschef schließlich entließ, kam überraschend. Die
       Veröffentlichung der Videos hatte schon vor einem Monat für Unruhe in
       Russland gesorgt. Der frühere Gefangene Sergei Saweljew hatte die Aufnahmen
       aus dem Gefängnis in Saratow geschmuggelt.
       
       Der Gründer der Menschenrechtsinitiative Gulagu.net Wladimir Ossetschkin
       veröffentlichte sie. Beide befinden sich inzwischen in französischem Asyl.
       Ossetschkin soll den Kremlchef zum Handeln aufgefordert haben. Folterungen
       sind keine Einzelerscheinungen im russischen Strafvollzug. Die Mitschnitte
       soll der [3][Inlandsgeheimdienst FSB] in Auftrag gegeben haben. Sie dienen
       dazu, Gefangene zu erpressen, oder liefern Beweise für die Auftraggeber,
       wie Feinde von Inhaftierten gequält wurden.
       
       Dahinter soll ein umfassendes kommerzielles Netz stecken. Kalaschnikow
       wurde vermutlich aus dem Verkehr gezogen, weil es ihm nicht gelang, die
       Machenschaften unter dem Deckel zu halten. Auch sein Nachfolger stammt aus
       demselben Stall wie Kalaschnikow und dürfte mit den Gepflogenheiten des
       Vollzugs vertraut sein. Der Vorwurf „systematischen Charakters von Folter“
       aus den Reihen der Menschenrechtsinitiative wird den Nachrücker nicht
       erstaunen.
       
       Schwer vorzustellen, dass Forderungen nach einer Erneuerung des Systems
       aufgegriffen werden. Bisher prallten sie an den Mauern der Haftanstalten
       ab. Häftlinge gelten in Russland als Sünder und sind keine Klienten für
       eine Resozialisierung.
       
       26 Nov 2021
       
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 (DIR) [3] https://www.memorial.de/index.php/aktuell/veranstaltungen/7602-vom-kgb-zum-fsb-der-geheimdienst-in-russland-bis-heute
       
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