# taz.de -- Russlands neues Armee-Manöver: Vom Radar verschwunden
       
       > Russland zieht an der Grenze zur Ukraine 90.000 Soldaten zusammen. Der
       > Konflikt gärt weiter. Die Ampel-Koalition sollte sich für ihn
       > interessieren.
       
 (IMG) Bild: Jewgeni Lysak sitzt in Donezk in den Trümmern seines Hauses, das beschossen wurde
       
       Es ist wieder so weit, Russland rüstet an der Grenze zur Ukraine auf. Im
       Zuge von Manövern in diesen Tagen sollen dort jetzt rund 90.000 Soldaten
       stehen. Solche Muskelspiele waren bereits im vergangenen Frühjahr zu
       beobachten, als Moskau öffentlichkeitswirksam seine Militärpräsenz für
       kurze Zeit verstärkte. Für die gebotene Klarheit im Hinblick auf die
       jüngste Frontnachricht sorgte auch Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Das sei
       eine innere Angelegenheit, Russland könne Truppen auf seinem Territorium
       bewegen, wie es wolle, sagte er.
       
       Auch wenn der Kreml bisweilen Schwierigkeiten mit der Abgrenzung seines
       Territoriums von dem anderer Staaten hat – die Warnung ist, damals wie
       heute, eindeutig: Wir demonstrieren unsere Macht. Und wir werden sie, wenn
       nötig, auch einsetzen. Die 2014 völkerrechtswidrig annektierte ukrainische
       Halbinsel Krim lässt grüßen.
       
       Doch so weit ist es nicht – noch nicht. Bislang reicht es dem Kreml, den
       Konflikt in der Ostukraine [1][auf kleiner Flamme am Köcheln zu halten].
       Dazu trägt entscheidend bei, dass der Nachschub an Waffen und Personal aus
       Russland an die prorussischen Kämpfer in den sogenannten Volksrepubliken
       Lugansk und [2][Donezk] sichergestellt ist. Gleichwohl behauptet Russland,
       mit diesen kriegerischen Auseinandersetzungen nichts zu tun zu haben. Diese
       haben bisher über 13.000 Menschenleben gefordert und kosten noch weitere.
       Doch das ist kaum einer Erwähnung wert, der Konflikt ist weitgehend vom
       Radar internationaler Aufmerksamkeit verschwunden. Das könnte sich als
       großer Fehler erweisen, [3][weil eine weitere Eskalation nicht
       ausgeschlossen ist].
       
       Denn derzeit herrscht auch auf diplomatischer Ebene Stillstand. Zwar haben
       die Verhandlungen im Normandie-Format zu keinem tragfähigen Friedensschluss
       geführt – die Beteiligten blieben jedoch zumindest im Gespräch. Das war
       auch den Bemühungen von Kanzlerin Angela Merkel geschuldet, die diese
       Angelegenheit für sich zu einer Art Chefinnensache gemacht hatte. Ob
       sich auch jemand in der Ampel zu einem solchen Engagement berufen fühlt,
       wird man sehen. Wichtig wäre es, mehr denn je.
       
       5 Nov 2021
       
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 (DIR) [2] https://de.wikipedia.org/wiki/Volksrepublik_Donezk
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