# taz.de -- Infektionszahlen steigen: Senat diskutiert Einschränkungen
       
       > Die Landesregierung sorgt sich über die sich zuspitzende Coronalage und
       > wird kommende Woche offenbar Verschärfungen beschließen.
       
 (IMG) Bild: Die Impfzentren in Tegel und auf dem Messegelände sollen erstmal bis Ende Januar geöffnet bleiben
       
       Berlin taz | Kein Spielraum mehr für Pilotprojekte mit mehr Zuschauern,
       mutmaßlich Tests auch für Geimpfte und Genesene als sogenanntes
       „2Gplus“-Modell und bis mindestens Januar geöffnete Impfzentren: Der Senat,
       den bis zur Neuwahl eines Regierenden Bürgermeisters weiter Michael Müller
       (SPD) leitet, steuert angesichts von immer mehr Coronafällen auf
       Einschränkungen zu. Angesichts einer auf 156 gestiegenenn 7-Tage-Inzidenz –
       vor einer Woche noch bei 118 – sagte Müller bei der Pressekonferenz nach
       der Senatssitzung: „Wir glauben, dass wir darauf reagieren müssen.“
       Konkrete Beschlüsse fasste der Senat jedoch noch nicht.
       
       Berlins Regierungschef bemühte sich stark, einer entspannteren Darstellung
       der Lage zu widersprechen: Anders als vom Bundesgesundheitsminister Jens
       Spahn nahegelegt sei man durchaus nicht an einem Punkt, sich entspannt
       zurücklehnen zu können. Die Corona-Warnampel zeigt für Berlin bei der
       7-Tage-Inzidenz Rot an, bei der Auslastung der Intensivstationen Gelb und
       für die Hospitalisierungsinzidenz Grün. Diese dritte Kategorie zeigt die
       Zahl derjenigen, die – bezogen auf sieben Tage und pro 100.000 Einwohner
       gemessen – wegen ihrer Corona-Infektion ins Krankenhaus mussten.
       
       Müller sagte, er sehe „keinen Spielraum für Sonderveranstaltungen und
       Modellprojekte“. Vergangene Woche hatte Fußball-Bundesligist FC Union eine
       Ausnahmegenehmigung erhalten, in seinem Stadion in Köpenick nicht wie
       eigentlich vorgeschrieben nur 50, sondern 75 Prozent der Plätze zu nutzen.
       Dadurch konnten über 16.000 statt 11.000 Zuschauer das Spiel gegen den FC
       Bayern München direkt sehen. Danach gefragt, ob das in Zukunft nicht mehr
       möglich sein soll, sagte Müller: „Das kann ich nicht abschließend sagen.“
       Zu Clubnächten und großen Sportveranstaltungen in Hallen sagte der
       Regierungschef: „Diese Dinge sehe ich im Moment nicht.“
       
       Wenn etwas doch möglich sein sollte, „dann mit anderen
       Sicherheitsmaßnahmen“. Ohne konkret zu werden, deutete Müller an, dass sich
       dahinter die Kombination von Impfung und Test verbindet, unter dem Kürzel
       2G plus. Unklar blieb trotz Nachfrage, ob die Tests in diesem Fall – wie in
       früheren Zeiten – kostenfrei wären.
       
       Einen Vorfall wie in Brandenburg, wo sich in einem Seniorenheim 40 Menschen
       infizierten und elf starben, mochte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci
       (SPD) für Berlin nicht ausschließen: „Keiner kann eine Garantie abgeben,
       dass so ein Ausbruch nicht auch in Berlin kommt.“ Die nun in Brandenburg
       diskutierte tägliche Testpflicht für Mitarbeiter gibt es der Senatorin
       zufolge in Berlin im Pflegesektor bereits. Wobei Kalayci das nicht reicht:
       „Ich habe kein Verständnis für Menschen, die mit vulnerablen Gruppen
       arbeiten und sich nicht impfen lassen.“ Eine Impfpflicht wäre aus ihrer
       Sicht aber auf Bundesebene zu regeln.
       
       Müller und Kalayci sehen Berlin dabei für Auffrischungsimpfungen gut
       vorbereitet: „Schnell und problemlos“ könne man die in den Impfzentren in
       Tegel und auf dem Messegelände anbieten, die nun bis mindestens Ende Januar
       geöffnet bleiben sollen. Kalayci erinnerte daran, dass dieses „Boostern“
       frühestens mit sechs Monaten Abstand zum erstmaligen Impfschutz möglich
       ist. Berlin sei bei dieser Auffrischung bei den über 60-Jährigen bundesweit
       Spitzenreiter.
       
       In seiner nächsten Sitzung am kommenden Dienstag will der Senat offenbar
       konkreter werden und bei weiterem Anstieg der Coronazahlen Verschärfungen
       beschließen. Laut Müller soll es dabei aber nur um Zugangsbeschränkungen
       gehen, nicht um Kontaktbeschränkungen im häuslichen Bereich.
       
       Zumindest am Rande drehte sich die Diskussion im Senat auch darum, welche
       Bedeutung Masken an Schulen weiter haben sollen. Seit der Woche vor den
       Herbstferien sind sie in den ersten sechs Klassen nicht mehr Pflicht. Nach
       den Ferien sollte das auch für die Oberschulen diskutiert werden.
       
       Dazu kündigte Müller an, es werde keine weiteren Lockerungen geben. Er
       verwies auf völlig gegensätzliche Reaktionen auf die Maskenfreiheit:
       Besorgten Eltern und Lehrern stünden andere gegenüber, die begeistert
       seien. Die Chefin des Interessenverbands Berliner Schulleitungen,
       Astrid-Sabine Busse, plädierte am Dienstag der Deutschan Presse-Agentur
       gegenüber, dafür in Klasse eins bis sechs weiter auf die Maskenpflicht zu
       verzichten. Sie äußerte aber Verständnis dafür, dass das an Oberschulen
       anders gehandhabt wird.
       
       2 Nov 2021
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Alberti
       
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