# taz.de -- Evakuierungen aus Afghanistan: Engagement für bedrohte Frauen
       
       > Frauen- und Geschlechterforscher*innen fordern vom Auswärtige Amt,
       > mehr bedrohte Afghan*innen in Deutschland aufzunehmen.
       
 (IMG) Bild: Geschäft in Kabul, unter den Taliban sollen Frauen wieder aus der Öffentlichkeit verschwinden
       
       Berlin taz | Ein Bündnis von Frauen- und Geschlechterforscher*innen
       appelliert an das Auswärtige Amt, mehr bedrohte Afghan*innen in
       Deutschland aufzunehmen. Es stehe zu befürchten, dass sich die massive
       Unterdrückung von Frauen aus der früheren Talibanherrschaft wiederholen
       werde, heißt es in dem offenen Brief, der am Montag an das Auswärtige Amt
       geschickt wurde. Die Unterzeichnerinnen bitten das Amt, seine sogenannte
       Menschenrechtsliste wieder zu öffnen und besonders Frauen und
       LGBTQI-Jugendliche zu evakuieren.
       
       Das Auswärtige Amt führt zwei Listen für Afghanistan: eine für die, die als
       Ortskräfte für deutsche Institutionen gearbeitet haben. Und eine
       Menschenrechtsliste, auf der besonders schutzbedürftige Afghan*innen
       stehen, die für die Demokratie gekämpft haben.
       
       Wer auf einer der Listen steht, darf nach Deutschland, die allerwenigsten
       sind bereits in Deutschland. Die Menschenrechtsliste wurde allerdings vor
       einigen Wochen geschlossen. Darauf stehen gut 2.600 Personen und deren
       Familien, weitere sollen erst einmal nicht hinzukommen.
       
       Die Autor*innen des offenen Briefs haben eine Liste mit Namen von 117
       Frauen beigefügt, die aus ihrer Sicht besonders gefährdet sind: ehemalige
       Mitarbeiterinnen von Frauenhäusern, Wissenschaftlerinnen, Journalistinnen,
       Aktivistinnen, LGBTQI-Jugendliche.
       
       ## Forderung von Omas gegen Rechts
       
       „Die Stärkung der afghanischen Frauen war eines der zentralen Themen, warum
       [1][die Afghanistan-Intervention vor 20 Jahren] gestartet wurde“, sagt
       Sabine Hess. Sie ist Direktorin des Göttingen Centers for Global Migration
       Studies und hat den Brief unterzeichnet. „Angesichts dessen empfinden wir
       es als Heuchelei, dass gerade Frauen nun darum bangen müssen, ob sie in
       Deutschland Schutz finden.“
       
       Hess und ihre Kolleg*innen haben zuvor versucht, die Afghan*innen
       direkt über das Auswärtige Amt nach Deutschland zu holen. „Nach kurzer Zeit
       sind wir daran verzweifelt. Uns wurden keine Ansprechpartner im Ministerium
       genannt, das ganze Verfahren schien chaotisch.“ Das habe ihnen gezeigt,
       dass sie ihren politischen Druck anders organisieren müssten.
       
       Unterschrieben haben den Brief Vertreter*innen von zehn
       Forschungseinrichtungen, darunter der Berliner Humboldt-Universität und der
       Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Das Auswärtige Amt hat sich bis
       Montagnachmittag gegenüber der taz nicht geäußert.
       
       In den vergangenen Tagen haben mehrere Organisationen an die
       Bundesregierung appelliert, Afghan*innen schneller zu retten. Die „Omas
       gegen rechts“ haben eine [2][Petition] und einen Spendenaufruf gestartet.
       Das Bündnis unterstützt 26 Ortskräfte und ihre Familien in Afghanistan.
       
       Die Dresdner Initiative Mission Lifeline schrieb in einem [3][Statement],
       dass sich viele Ortskräfte von Deutschland alleingelassen fühlten. Ihnen
       gehe das Geld aus, es fehle an Medikamenten, die mangelnde Perspektive
       treibe sie in die Hände krimineller Schlepper.
       
       Durch die Evakuierungsaktion aus Afghanistan sind bisher rund 6.100
       Menschen nach Deutschland gebracht worden. 5.208 von ihnen seien Afghanen
       und 543 deutsche Staatsbürger, sagte ein Sprecher des
       Bundesinnenministeriums am Montag. Unter den Eingereisten seien auch 349
       Ortskräfte
       
       11 Oct 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Lehren-aus-dem-Afghanistan-Krieg/!5801687
 (DIR) [2] https://www.change.org/p/die-bundesregierung-der-bundesrepublik-deutschland-lasst-sie-nicht-im-stich-wir-fordern-die-aufnahme-der-bw-hilfskr%C3%A4fte-in-afghanistan
 (DIR) [3] https://twitter.com/SEENOTRETTUNG/status/1446010297970479106?s=20
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anne Fromm
       
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