# taz.de -- Ukraines Präsident in den USA: Zu Besuch in Washington
       
       > Fast eine Woche ist der ukrainische Präsident Selenski in den USA. Beide
       > Staaten bekräftigen den Widerstand gegen die Gas-Pipeline Nord Stream 2.
       
 (IMG) Bild: Ungleiches Paar, gemeinsame Interessen: Ukraines Präsident Wolodomir Selenski bei Joe Biden
       
       Kiew taz | Die USA und die Ukraine wollen ihre Partnerschaft in den
       Bereichen Sicherheit, Verteidigung, Datenaustausch und Wirtschaft weiter
       ausbauen. Dies kündigten die Präsidenten beider Länder, Joe Biden und
       Wolodimi Selenski, nach ihrem Treffen im Weißen Haus am Mittwoch in einer
       [1][gemeinsamen schriftlichen Erklärung] an.
       
       Im Rahmen dieser Zusammenarbeit sagen die USA der Ukraine Rüstungsgüter in
       Höhe von 60 Millionen US-Dollar zu, darunter auch Panzerabwehrraketen
       „Javelin“. Bisher habe die USA allein 2021 das Land mit Rüstungsgütern in
       Höhe von 400 Millionen US-Dollar unterstützt. Die USA, so das Dokument
       weiter, werden die Ukraine auch weiterhin bei der Reform der
       Rüstungswirtschaft unterstützen, die Schulungen und Übungen für ukrainische
       Militärs fortführen.
       
       Auch bei ihrem Widerstand gegen die Ostsee-Pipeline [2][Nord Stream 2]
       unterstützen die USA das Land. Man werde nicht zulassen, dass der Kreml
       Energie als geopolitische Waffe einsetze. Gleichzeitig wollen sich die USA
       dafür einsetzen, dass die Ukraine weiterhin Transitland für Gas bleibe.
       
       Die USA versicherten der Ukraine ihre Unterstützung bei der Wahrung der
       nationalen Souveränität. Niemals werden die USA die Annexion der Krim
       anerkennen.
       
       ## „Atmosphäre nicht immer sonnig“
       
       In einem eigenen Abschnitt zu Menschenrechten, Demokratie und Justiz
       versichern sich beide Seiten der Unterstützung in der Umsetzung von
       Reformen im Rechtswesen, der Dezentralisierung, der Demokratie und der
       Korruptionsbekämpfung. Die Ukraine verpflichtet sich, gegen jede Form von
       Diskriminierung noch schärfer vorzugehen.
       
       Die USA versprechen der Ukraine weitere humanitäre Hilfe, vor allem [3][bei
       der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie] und der Unterstützung von 3,4
       Millionen Menschen, die als Folge des Konfliktes in der [4][Ostukraine]
       dringend Hilfe brauchen.
       
       Doch nicht in allen Punkten herrschte Einigkeit. „Das Treffen war
       produktiv, aber die Atmosphäre war nicht immer sonnig“ zitiert das
       ukrainische Portal Obosrewatel Wolodimir Selenski. Er warte immer noch auf
       eine Antwort auf seinen Vorschlag, das [5][Normandie-Format] zur Regelung
       des Donbass-Konfliktes zu verändern, zitiert ihn das Portal. Er habe mit
       dem US-Präsident viel über die NATO gesprochen, so Selenski. Aber konkrete
       Daten einer möglichen Mitgliedschaft habe man ihm nicht mitgeteilt.
       
       In den USA war im Vorfeld des Selenski-Besuches Unzufriedenheit über die
       anhaltende Korruption in der Ukraine artikuliert geworden. 40 Milliarden
       US-Dollar, so zitiert das ukrainische Portal vesti.ua US-Außenminister
       Blinken, würden der Ukraine jedes Jahr durch Korruption verloren gehen.
       
       ## Fünf Atomreaktoren für die Ukraine
       
       Bereits im Vorfeld hatte die mehrfache Verschiebung des von der Ukraine
       lange schon gewünschten Besuches in dieser zu Missstimmung geführt. Dass
       das Gespräch nun ausgerechnet zu einem Zeitpunkt stattfand, an dem die
       Kongressabgeordneten in Urlaub sind, behagte der ukrainischen Seite nicht,
       hatte man doch gehofft, im Kongress Bündnispartner für einen härteren Kurs
       in der Frage von Nord Stream 2 zu finden.
       
       Der fast eine Woche dauernde USA-Besuch von Präsident Selenski ist der
       längste USA-Besuch eines ukrainischen Präsidenten. So hatte der Präsident
       ein Gespräch im Verteidigungsministerium, war bei der NASA zu Gast und war
       mit dem Chef der Weltbank, David Malpass zusammengetroffen.
       
       In Anwesenheit von Selenski unterzeichneten der Chef des ukrainischen
       Atomkonzerns Energoatom, Petro Kotin und der Chef von Westinghouse, Patrick
       Fragman, ein Memorandum, in dem sie den gemeinsamen Bau von fünf
       Atomreaktoren in der Ukraine vereinbaren. Aus dem Memorandum geht indes
       nicht hervor, wie sich dieses 30 Milliarden US-Dollar teure Vorhaben
       finanzieren lässt.
       
       2 Sep 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.whitehouse.gov/briefing-room/statements-releases/2021/09/01/joint-statement-on-the-u-s-ukraine-strategic-partnership/
 (DIR) [2] /Kompromiss-zu-Nord-Stream-2/!5781886
 (DIR) [3] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746
 (DIR) [4] /Konflikt-in-der-Ostukraine/!5763326
 (DIR) [5] /Binnenfluechtlingen-aus-der-Ostukraine/!5644365
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Clasen
       
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