# taz.de -- Hungerstreik vor dem Reichstag: Protest verschärft sich
       
       > Zwei der Protestierenden vor dem Reichstag drohen, nichts mehr zu
       > trinken, wenn ihr Ultimatum abläuft. Damit wird es lebensgefährlich.
       
 (IMG) Bild: Klimaaktivist Henning Jeschke am 9. September im Protestcamp im Berliner Regierungsviertel
       
       Der Hungerstreik von Klimaaktivist:innen vor dem Reichstag spitzt sich
       zu. Zwei von ihnen verweigern weiterhin die Nahrungsaufnahme. Für den
       Aktivisten Henning Jeschke, 21, ist es der 25. Tag. Am Montag hatte sich
       die 24-jährige Lea Bonasera angeschlossen. Die beiden drohen, nichts mehr
       zu trinken, wenn ihr Ultimatum abläuft.
       
       Dann wird ihr Protest lebensgefährlich. Mediziner:innen gehen davon
       aus, dass ein Mensch ohne Wasser höchstens drei Tage überlebt. Vor mehr als
       drei Wochen waren sieben Aktivist:innen in den Hungerstreik getreten.
       Sie forderten, bis Donnerstagabend mit den Kanzlerkandidat:innen
       Annalena Baerbock (Grüne), Armin Laschet (CDU) und Olaf Scholz (SPD) zu
       sprechen. Außerdem wollen sie die Einrichtung eines Klimabürgerrats, der
       verbindliche Entscheidungen trifft. Bis Donnerstagnachmittag hat das
       Gespräch nicht stattgefunden.
       
       Am Mittwoch hatten außer Jeschke und Bonasera alle anderen den Hungerstreik
       aufgegeben, darunter der 28-jährige Jacob Heinze. „Ich war absolut am
       Limit“, sagt er. Vom Zelt, in dem die Aktivist:innen kampieren, bis zur
       nächsten Toilette sind es 30 Meter. „Das hat sich angefühlt wie ein
       Halbmarathon“, berichtet er.
       
       Als erste Mahlzeit nach dem Hungerstreik aß er eine Birne und Porridge.
       Seine Mutter habe vor Erleichterung geweint, berichtet er. Freund:innen
       seien vorbeigekommen, weil sie über den Abbruch froh waren. Heinze ist
       zwiegespalten. „Der Kampf gegen die Klimakrise muss weitergehen“, sagt er.
       Für Heinze wurde es nach 24 Tagen hungern bedrohlich. „Die Ärzt:innen
       konnten bisher keine bleibenden Schäden feststellen“, sagt er.
       
       ## Grüne seien zu reformistisch
       
       Heinze hat als Sportler Durchhaltewillen entwickelt. Als Jugendlicher
       spielte er in der Regionalliga der A-Jugend Fußball. 2019 wurde er
       politisch aktiv. „Da habe ich begriffen, wie dramatisch die Lage ist.“
       
       Seitdem setzt er sich für Klimagerechtigkeit ein und war auch schon im
       36-stündigen Durststreik. Deshalb weiß er, was auf Jeschke und Bonasera
       zukommt. „Ich mache mir große Sorgen um sie“, sagt er. Aber: Die Situation
       weltweit sei verheerend, es verblieben nur noch Monate, um zu handeln.
       
       Als die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt vor einigen Tagen lange
       beim Camp mit den anderen redete, verweigerte Heinze das Gespräch. „Es ist
       zu spät für Reformist:innen, wir sind die Letzten, die noch etwas ändern
       können“, sagt er. Deshalb will er bald mit den anderen durch Deutschland
       reisen und von der Aktion berichten.
       
       23 Sep 2021
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nathanael Häfner
       
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