# taz.de -- DFB-Frauen gegen Bulgarien: Unbekannte Grenzerfahrungen
       
       > Am Samstag treffen die DFB-Frauen zur WM-Quali auf Bulgarien. Die Elf
       > könnte von Dzsenifer Marozsáns Erfahrungen in der US-Liga profitieren.
       
 (IMG) Bild: Voller Körpereinsatz für den US-Klub OL Reign: Marozsán (li.) hat sich kämpferisch verbessert
       
       Dzsenifer Marozsán liebt das schöne Spiel. Technik, Tricks und Tore – dafür
       steht die beste deutsche Fußballerin, die aktuell einen Erfahrungs- und
       Erlebnisprozess bei OL Reign durchlebt, dem Franchise-Team in Tacoma im
       US-Bundesstaat Washington und Schwesterklub ihres Arbeitgebers Olympique
       Lyon. Wenn der 29-Jährigen auch der körperbetonte Stil in der US-Profiliga
       NWSL nicht sonderlich behagt, schätzt sie vor allem eins: „In Amerika
       gibt’s keine tiefstehende Mannschaft, da wird kein Bus hinten geparkt.“
       
       Genau damit wird [1][die 104-fache Nationalspielerin] nun aber zum Auftakt
       der WM-Qualifikation konfrontiert, wenn Deutschland in Cottbus gegen
       Bulgarien (Samstag 16.05 Uhr/ ARD) und in Chemnitz gegen Serbien (Dienstag
       16 Uhr/ ZDF) antritt. Die Gegner werden den deutschen Fußballerinnen keine
       großen Räume anbieten: Teams aus Osteuropa suchen ihr Heil in
       kompromissloser Defensive, weil sie fußballerisch noch großen Nachholbedarf
       haben.
       
       Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg fordert von ihren Spielerinnen,
       dass sie „ihre Qualität einbringen, sich die Automatismen einschleifen“.
       Allein die Gruppensieger lösen das Ticket für die Weltmeisterschaft 2023 in
       Australien und Neuseeland, Europa hat trotz der Ausweitung auf 32
       Teilnehmer nur elf feste Startplätze.
       
       Die DFB-Frauen müssen auf ihrem weiten Weg zur WM einen Spagat meistern:
       einerseits die Pflichtaufgaben der WM-Qualifikation erledigen, andererseits
       sich aber für die EM-Endrunde 2022 in England einspielen. Marozsán sieht
       darin aber sogar einen Vorteil: „Es geht um was, das finde ich super. Das
       gibt uns die Chance, als Gruppe zusammenzuwachsen, während wir ein Ziel vor
       Augen haben.“
       
       Sie selbst ist gerade dabei, sich mit dem USA-Intermezzo auf ein neues
       Level zu heben. Womit sie anfangs am meisten in dem Land der
       Weltmeisterinnen fremdelte, „in dem gefühlt jedes zweite Mädchen Fußball
       spielt“ (DFB-Co-Trainerin Britta Carlson), sei die Spielweise gewesen.
       
       „Oft geht der Ball nur übers Mittelfeld rüber. In Europa wurde nach meiner
       Spielart gespielt. Jetzt ist mehr Kampf und Arbeit angesagt, das tut mir
       ganz gut.“ Ohne Kraft, Schnelligkeit und Athletik könne hier niemand
       bestehen. Und weil in unterschiedlichen Zeit- und Klimazonen gespielt
       werde, müssten die Akteure „bei jedem Spiel ans Limit“ gehen. Etwas, was
       sie beim französischen Topteam in Lyon gar nicht kannte, wo Stars wie
       Marozsán immer nur punktuell gefordert waren.
       
       ## Lektion in Widerstandskraft
       
       Auch Bundestrainerin [2][Martina Voss-Tecklenburg] begrüßt es, dass die
       Edeltechnikerin den Schritt raus aus der Komfortzone gemacht hat. Um die
       nächsten Jahre besser abzuschneiden als bei den enttäuschend verlaufenen
       Turnieren 2019 (WM) und 2017 (EM), kann eine Schlüsselspielerin nicht
       schaden, die in Sachen Widerstandskraft dazugelernt hat.
       
       Überdies spielt Marozsán aktuell an der Seite von Megan Rapinoe, der
       weltweit mit Abstand prominentesten Fußballerin. Die 36-Jährige hat als
       politisch engagierte Vorkämpferin, die sich lautstark für mehr
       Gleichberechtigung und gegen Rassismus engagiert, eine Strahlkraft über den
       Sport hinaus.
       
       Was Marozsán über die Weltfußballerin von 2019 sagen kann: „Sie ist eine
       super Persönlichkeit, menschlich top. Sie hat einen Riesencharakter, ist
       bei uns ein bisschen auch der Clown der Mannschaft.“
       
       Über die „größeren Themen“ habe sie aber mit der bekennenden
       Donald-Trump-Gegnerin Rapinoe „nicht gesprochen“. Was insofern hilfreich
       hätte sein können, weil ja speziell auch die deutschen Fußballerinnen über
       verschiedene Ansätze – etwa mit einer sechsteiligen Doku-Serie – versuchen,
       ihre Wahrnehmung in der Öffentlichkeit zu steigern.
       
       Aber vielleicht liegt das der Tochter des ungarischen Nationalspielers
       János Marozsán vom Naturell her nicht so. Zudem gibt es inzwischen in der
       DFB-Auswahl einige, die bei gesellschaftlichen Themen Position beziehen,
       eine Haltung einnehmen.
       
       Bemerkbar haben sich in dieser Hinsicht etwa die derzeit verletzte
       Kapitänin Alexandra Popp (VfL Wolfsburg) oder neuerdings Lina Magull (FC
       Bayern) gemacht. Und dann gibt es noch Nationaltorhüterin Almuth Schult
       (VfL Wolfsburg), die momentan zwar nicht zum Aufgebot zählt, aber als
       Fernsehexpertin oder Mitglied der Frauen-Initiative „Fußball kann mehr“
       sich regelmäßig meinungsstark zu Wort meldet.
       
       17 Sep 2021
       
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