# taz.de -- Falsche Impfquote: Marodes Meldewesen
       
       > Niemand sollte sich von einer augenscheinlich hohen Impfquote täuschen
       > lassen. Für genaue Zahlen täte ein verbessertes Meldewesen not.
       
 (IMG) Bild: Die erste lange Nacht des Impfens in Berlin, viele kommen, aber gezählt wird nicht
       
       Die Aufregung ist groß: Wer kann noch den Inzidenzen, die das
       [1][Robert-Koch-Institut] (RKI) täglich veröffentlicht, glauben, wenn es
       bei der Impfquote aus dem gleichen Haus so eklatante Abweichungen zur
       Wirklichkeit geben soll? Eine Umfrage legt nahe, dass die tatsächliche
       Impfquote bis zu 20 Prozentpunkte über den [2][Meldedaten] liegt. 79
       Prozent mindestens einmal Geimpfte soll es schon im Juni bei den 18- bis
       59-Jährigen gegeben haben!
       
       Doch allen, die sich schon einer Herdenimmunität erfreuen, sei ein „Gemach“
       zugerufen. Die Diskrepanz zwischen offizieller Impfquote und Wirklichkeit
       dürfte weit geringer sein, und das lässt sich auch gut erklären. So lag die
       Impfbereitschaft bei den – ebenfalls im Auftrag des RKI – befragten 1.005
       Erwachsenen bei unglaublichen 91,6 Prozent. Pardon, aber das kann nur ein
       Hinweis dafür sein, dass es hier schon bei der Auswahl der Befragten eine
       Verzerrung gab – wie auch das RKI selbst einräumt.
       
       Wenn überproportional viele Impfwillige berücksichtigt werden, liegt
       logischerweise auch die Impfquote höher. Die Impfquote aus der Befragung
       ist also überschätzt, aber um 20 Prozentpunkte liegt sie gewiss nicht
       daneben. Tatsächlich dürften wiederum – und auch das bestätigt das RKI –
       die Meldedaten zu niedrig sein. Hier setzt sich eine Problematik fort, die
       wir schon von zeitweise abweichenden Inzidenzwerten und ungenauen Daten zur
       Belegung der Intensivbetten kennen.
       
       Denn auch die Impfquote speist sich aus mehreren dezentralen Meldesystemen,
       sie ist abhängig von der Meldeverlässlichkeit einzelner Personen. Das war
       natürlich schon vor der Pandemie so, nur fiel es da nicht so auf. Noch nie
       haben so viele Menschen auf Zahlen gestarrt. Wenn also die Debatte über die
       ungenaue Impfquote für etwas gut ist, dann gewiss nicht zum Füßehochlegen –
       sind eh genug geimpft.
       
       Wir brauchen für die Bestimmung der tatsächlichen Impfquote auch keine
       weitere Umfrage. Was wir brauchen, man kann es nur wiederholen, ist eine
       deutliche Verbesserung des [3][Meldewesens] im Gesundheitssystem. Das
       sollte eine der zentralen Lehren der Pandemie sein.
       
       12 Aug 2021
       
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 (DIR) [1] /Fehlerkultur-beim-RKI/!5780451
 (DIR) [2] https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Daten/Impfquoten-Tab.html
 (DIR) [3] /Meldesystem-fuer-Infektionen-auf-Pruefstand/!5117570
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Manuela Heim
       
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