# taz.de -- Miese Umweltbilanz bei Olympia: Öko sieht anders aus
       
       > Die olympische Busflotte ist gigantisch. Bisweilen hat der zu den Arenen
       > reisende Olympiareporter eines dieser Großgefährte ganz für sich allein.
       
 (IMG) Bild: Alles öko oder was? Pappbetten im olympischen Dorf in Tokio
       
       Häufiger habe ich hier von Olympioniken diese Geschichten vom langen,
       steinigen Weg gehört, auf dem man sich bisweilen immer weiter vom Ziel
       entfernt hat, um dann letztlich doch dahin zu kommen, wo man unbedingt hin
       wollte. Die Weitspringerin und [1][Goldmedaillengewinnerin Malaika Mihambo]
       hat beispielsweise emotional sehr anschaulich von solch einer Reise
       berichtet.
       
       Also habe ich in diesen Wochen versucht, es sportlich zu nehmen, wenn etwa
       der Bus von meinem Hotel am etwa drei Kilometer entfernt liegenden
       Olympiastadion von Tokio vorbeifuhr. Ich wusste ja, in gut anderthalb
       Stunden würde ich wieder hier zurück sein. Wegen der Coronabestimmungen
       musste ich in den ersten 14 Tagen immer erst zum zentralen
       Journalistenbahnhof in Hafennähe fahren, um von dort aus in einem anderen
       Bus zu meinem Ziel zu gelangen.
       
       Kolonnen von Bussen haben die Veranstalter für diese Spiele reserviert, die
       am Busbahnhof immer im gleichen Takt auf einmal losfahren, während die
       Nachfolgegefährte gleich nachrücken. Ein beeindruckendes Schauspiel ist das
       für die Augen und für die Atemwege angesichts des Benzingestanks bei der
       Hitze irgendwie auch. Man hat die Zahl der Busse in Tokio sehr großzügig
       bemessen. Weil jederzeit die Rückkehr ins Hotel ermöglicht wird, fährt man
       schon auch mal eine Stunde allein mit dem Busfahrer durch Tokio, einmal war
       das sogar bei der Strecke vom Olympiastadion zum Pressezentrum der Fall.
       
       ## Der schöne Ökoschein
       
       So eine Art Öko-Spiele hatte das Internationale Olympische Komitee vor der
       Eröffnungsfeier groß und breit angekündigt, als bewerbe man sich zugleich
       für alle internationalen Umweltpreise: die nachhaltigsten Betten (aus
       Pappe) für die Athlet:innen, die nachhaltigsten Medaillen (aus
       Elektronikschrott), die nachhaltigste olympische Fackel (recyceltes
       Aluminium), Photovoltaikanlagen in den Stadien und vieles mehr.
       
       Unterdessen kämpfen die Luftgebläse am Bahnhof für Medienschaffende gegen
       die Hitze an. In den Arbeitsräumen wachsen an allen Wettkampforten die
       Plastikmüllberge, denn alles Essbare ist in Plastik eingeschweißt. Und
       getrunken werden muss ja in großen Mengen. Also schnell noch zwei kleine
       Plastikflaschen in den Rucksack und auf geht es zur möglichen nächsten
       [2][Solofahrt durch Tokio].
       
       [3][Nach dem Verstreichen der 14-tägigen Coronafrist] kann ich zumindest am
       Ende nicht nur erheblich Zeit sparen, sondern auch etwas meine miserable
       Ökobilanz aufbessern. Ich kann meinen Weg zur Arbeit selbst wählen. Das
       weltweit am stärksten genutzte U-Bahn-Netz steht mir nun offen. Es ist
       beeindruckend übersichtlich organisiert. Wobei der mit täglich drei
       Millionen Menschen bevölkerte Bahnhof Shinjuku etwas herausfordernder ist.
       Doch mit einer App findet man sich in diesem verzweigten System schnell
       zurecht. Jetzt weiß ich, warum ich in meiner Zeit in Tokio mit dem Bus noch
       nie in einem Stau stand.
       
       7 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Weitsprunggold-fuer-deutsche-Athletin/!5787593
 (DIR) [2] /Raus-aus-der-Olympia-Blase/!5787595
 (DIR) [3] /Coronaregeln-bei-Olympia-in-Tokio/!5781915
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johannes Kopp
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) IOC
 (DIR) Kolumne Drinnen und Draußen
 (DIR) Goldmedaille
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Speerwerfer Neeraj Chopra: Knapp 1,5 Millionen Euro Preisgeld
       
       13 Jahre nach dem letzten olympischen Gold sichert Neeraj Chopra Indien die
       Medaille. Dafür wird der Sportler reich belohnt.
       
 (DIR) Raus aus der Olympia-Blase: Party in Kabukicho
       
       Der taz-Olympiareporter verlässt zum ersten Mal die Bubble und bummelt im
       Rotlichtviertel. Er staunt über das lockere Leben auf der Amüsiermeile.
       
 (DIR) Olympisches Informationssystem: Flippiges Portal nach draußen
       
       Medienschaffende dürfen die olympische Blase nicht verlassen. Ihr Fenster
       zur echten Welt ist ein Infoportal, das erstaunlich gut gefüttert ist.
       
 (DIR) Coronaregeln bei Olympia in Tokio: Eng an eng in die Blase
       
       Der taz-Olympiareporter hat Tokio erreicht. Hinter ihm liegt ein langes
       Ringen mit den Regeln zum Infektionsschutz – ein Erfahrungsbericht.