# taz.de -- Steigende Coronazahlen: Spanien kämpft mit fünfter Welle
       
       > Die Pandemie droht den Traum eines normalen Sommertourismus platzen zu
       > lassen. Die Neuinfektionen liegen ums 20-fache höher als in Deutschland.
       
 (IMG) Bild: Auch die Balearen-Insel Mallorca ist einer Indzidenz von 100 Neuinfektionen nahe
       
       Madrid taz | Kaum hat Spanien die Maskenpflicht im Freien weitgehend
       aufgehoben und das Nachtleben wieder zugelassen, gehen die Neuinfektionen
       nach oben. Es besteht kein Zweifel: Das Land auf der iberischen Halbinsel,
       das diesen Sommer eigentlich wieder internationale Touristen anziehen
       wollte, befindet sich in einer neuen Covid-19-Welle. Nach März, Sommer und
       Herbst 2020 und der vergangenen Nachweihnachtszeit ist es die fünfte.
       
       In Spanien liegt die Zahl der Neuinfektionen laut der letzten
       [1][Statistik] vom Wochenende bei 101 Fällen pro 100.000 Einwohner und
       Woche. Ein Vergleich mit der 14-Tage-Indzidenz von 153 zeigt, wie schnell
       die Neuinfektionen steigen. Von der fünften Welle sind bisher vor allem die
       Region Katalonien (Sieben-Tage-Inzidenz: 233), Kantabrien (156) und
       Castilla y León (114) betroffen. Doch auch Urlaubsgebiete wie Valencia und
       die Balearen sind den 100 Neuinfektionen nahe. In Deutschland sind es
       aktuell gerade einmal 5 pro 100.000 Einwohner und Woche.
       
       Doch die allgemeinen Zahlen sagen nur wenig über das aus, was tatsächlich
       geschieht. Spanien hat sich in ein Land der zwei Geschwindigkeiten
       verwandelt. Während die Mehrheit der Altersgruppen über 40 dank Impfung
       weitgehend immun ist, stecken sich immer mehr 12- bis 29-Jährige an. In
       dieser Altersgruppe liegt die Zahl der Neuinfektionen je nach Region bis zu
       viermal über der der Gesamtbevölkerung.
       
       Covid breitet sich hier so schnell aus, dass Spanien zu Monatsbeginn in nur
       48 Stunden um mehr als einen Monat in der Statistik zurückfiel. Die Öffnung
       des Nachtlebens sowie das Ende des Schul- und Studienjahres mit zahlreichen
       Abschlussfeiern haben die Infektionen vervielfacht.
       
       Die Betroffenen weisen meist nur schwache oder keine Symptome auf.
       Allerdings befürchten Experten, dass sich diejenigen unter den Älteren
       anstecken, die bisher nur eine Impfdosis verabreicht bekommen haben. Vor
       allem bei den über 60-Jährigen, die AstraZeneca gespritzt bekamen, besteht
       diese Gefahr, da zwischen der ersten und zweiten Impfung zwischen drei und
       vier Monate vergehen. In Katalonien wurde wegen der fünften Welle die Zeit
       zwischen den Impfungen für über 60-Jährige auf acht Wochen verkürzt.
       
       ## Delta auf dem Vormarsch
       
       Noch bleibt die Zahl der Intensivpatienten niedrig, die Sterberate
       ebenfalls. Allerdings droht die Welle unter jungen Leuten die medizinische
       Erstversorgung zu belasten. Noch ist die britische Virusvariante, die seit
       Weihnachten um sich greift, vorherrschend. Allerdings steigen die
       Infektionen mit der neuen Variante Delta rasant an. Im Nachbarland Portugal
       sahen sich die Gesundheitsbehörden durch Delta gezwungen, erneut ganze
       Regionen abzuschotten.
       
       Die fünfte Welle könnte den Traum von der wirtschaftlichen Erholung dank
       Sommertourismus zunichte machen. [2][Das deutsche Robert Koch-Institut hat
       Katalonien und Kantabrien bereits auf die Liste der Risikogebiete gesetzt.]
       Großbritannien – wichtigstes Herkunftsland der Spanientouristen – hat die
       Quarantäne für Spanienheimkehrer nie ganz aufgehoben.
       
       Jetzt soll die Impfkampagne beschleunigt werden. Bisher haben 54,7 Prozent
       der Bevölkerung mindestens eine Dosis erhalten. 38,9 Prozent sind komplett
       geimpft. Anders als in Deutschland wurde die Priorisierung nach
       Altersgruppen nie aufgehoben. Erst jetzt gibt es erste Ausnahmen.
       Katalonien beginnt parallel zum bisherigen Plan, die 19- bis 30-Jährigen zu
       impfen. In den restlichen Regionen sind die Impfungen bei den über 40- bzw.
       über 35-Jährigen angelangt. Jugendliche, die zum Studium ins Ausland gehen,
       können online Impftermine außerhalb der Reihe buchen.
       
       6 Jul 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.mscbs.gob.es/profesionales/saludPublica/ccayes/alertasActual/nCov/documentos/Actualizacion_410_COVID-19.pdf
 (DIR) [2] /Aktuelle-Nachrichten-in-der-Coronakrise/!5784006
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reiner Wandler
       
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