# taz.de -- Werder muss nach Abstieg hart sparen: Zweite Liga ohne Schaaf
       
       > Werder Bremen muss den Verein nach dem Abstieg in die zweite
       > Fußball-Bundesliga umbauen. Das erste prominente Opfer ist Club-Legende
       > Thomas Schaaf.
       
 (IMG) Bild: Muss Werder ein zweites Mal verlassen: Thomas Schaaf
       
       Bremen taz | Das Bild der heilen Werder-Familie bröckelt ebenso wie das
       finanzielle Fundament des Bundesliga-Absteigers aus Bremen. „Baff“ sei er
       gewesen, sagte Klub-Ikone Thomas Schaaf, als er die Begründung der
       Nichtverlängerung seines Vertrages als technischer Direktor in der
       vergangenen Woche gehört habe. Er wolle, dass „nicht der Eindruck entsteht,
       ich hätte irgendwelche übertriebenen und nicht erfüllbaren
       Gehaltsforderungen“.
       
       Geschäftsführer Frank Baumann stellte zwar klar, dass es Schaaf nicht „in
       irgendeiner Form ums Geld ging“. Klar ist trotzdem: Werder kann sich die
       Position eines technischen Direktors [1][nach dem Abstieg] nicht mehr
       leisten.
       
       Der Klub befindet sich nach 40-jähriger Erstklassigkeit in einem
       komplizierten Umbauprozess, der alle Ebenen betrifft. Als der 17-jährige
       Thomas Schaaf 1978 das erste Bundesliga-Spiel für Werder absolvierte, lag
       der Jahresetat bei drei Millionen D-Mark. In der letzten Saison vor der
       Pandemie erreichte er einen Höchstwert von knapp 157 Millionen Euro.
       
       Als Faustregel gilt, dass die Einnahmen in der Zweiten Liga um etwa 40
       Prozent niedriger sind als in der Ersten Liga. Der mit Abstand größte
       Brocken, die TV-Gelder, der bei Werder zuletzt um die 60 Millionen Euro
       lag, halbiert sich sogar.
       
       ## Kein Investor, nur Anleihen
       
       Gestandene Bundesligisten peilen nach einem Abstieg in der Regel den
       sofortigen Wiederaufstieg an und leisten sich einen Kader über ihre
       Verhältnisse – notfalls finanziert über Kreditaufnahmen oder
       Extrazuwendungen vom Investor. Solche Abenteuer kann sich Werder, das über
       keinen Investor verfügt, nicht leisten.
       
       Der Klub hat zwar auch mit Hilfe einer Landesbürgschaft einen Bankkredit
       über 20 Millionen Euro aufgenommen und zusätzliche 17 Millionen Euro über
       eine Mittelstandsanleihe auf dem Kapitalmarkt eingenommen. Dieses Geld
       dient allerdings nicht für Transferaktivitäten, sondern vor allem zur
       „Schaffung von Liquidität, insbesondere zum Ausgleich fehlender Einnahmen
       aus dem Spielbetrieb ohne Zuschauer und ggf. zum Ausgleich von
       Mindereinnahmen im Falle eines Abstiegs in die 2. Bundesliga“, wie es im
       Wertpapierprospekt zur Mittelstandsanleihe heißt. Den Verlust der beiden
       letzten von der Pandemie beeinflussten Spielzeiten beziffert der Prospekt
       auf knapp 37 Millionen.
       
       Auf dem Transfermarkt muss Werder zur Deckung der aufgelaufenen Fehlbeträge
       und Rückzahlung der geliehenen Gelder sogar einen Gewinn machen, die Rede
       ist von 20 Millionen Euro. Die bis Ende Juni 2021 angepeilten 9,4 Millionen
       Euro wurden durch den 11 Millionen-Transfer von Milot Rashica nach England
       erzielt. Vor dem pandemiebedingten Preiseinbruch erhoffte Werder sich noch
       über 30 Millionen Euro vom Verkauf des Stürmers.
       
       Kein Wunder, dass die zwei bislang bekannten Neuzugänge Anthony Jung und
       Nicolai Rapp unter die Kategorie „ablösefrei“ fallen. Völlig ungewiss ist,
       wer am Ende der Transferperiode noch im Team sein wird aus dem Kader, mit
       dem Werder am Sonntag sein erstes Vorbereitungsspiel bei Blau-Weiß Lohne
       mit 7:0 gewann.
       
       Als Topkandidaten für den Verkauf gelten Josh Sargent, Ludwig Augustinsson
       und Maximilian Eggestein. Für die, die bleiben, hat Baumann in weiser
       Voraussicht Gehaltsreduzierungen von 40 bis 60 Prozent in die Verträge
       geschrieben. Oder, wie Werders Ex-Trainer Robin Dutt mal sagte: „Der
       Fußball ist zum Managerspiel geworden.“
       
       28 Jun 2021
       
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 (DIR) Ralf Lorenzen
       
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