# taz.de -- Sanktionen gegen Lukaschenkos Regime: Für ein freies Belarus
       
       > Die Repressionen durch Lukaschenkos Behörden rufen Reaktionen der EU
       > hervor. Janka Belarus erzählt von stürmischen Zeiten in Minsk. Folge 88.
       
 (IMG) Bild: Solidarität in der lettischen Hauptstadt Riga mit Belarus: weiß-rot-weiße Flagge wurde gehisst
       
       „Die Fahne eines Regimes, das staatlichen Terror praktiziert, hat im
       Stadtzentrum von Riga keinen Platz. Darum haben wir sie herunter genommen!“
       Mit der Entführung eines Passagierflugzeugs, um eines politischen
       Dissidenten habhaft zu werden und ihn einzusperren, sind die letzten Reste
       der Legitimität des belarussischen Diktators beseitigt. Die weiß-rot-weiße
       Fahne symbolisiert die Solidarität der lettischen Hauptstadt Riga mit dem
       belarussischen Volk und mit allen unterdrückten Menschen in Belarus.
       Freiheit für Belarus!“ – das sagte der Bürgermeister von Riga, Mārtiņš
       Staķis.
       
       Der Präsident der internationalen Eishockey-Föderation (IIHF), [1][René
       Fasel, bekannt für seine populistische Position zur Diktatur Lukaschenkos],
       warf dem Rigaer Bürgermeister vor, die Eishockey-Weltmeisterschaft als
       politische Bühne vor den Wahlen zu benutzen. Und forderte, die rot-weiße
       Fahne einzuholen. Oder die IIHF-Fahne. Der Bürgermeister entschied sich für
       letzteres.
       
       „Jeder sollte entscheiden, auf welcher Seite er stehen möchte – auf der des
       Volkes, das nach Freiheit dürstet oder auf der eines blutigen Diktators.“
       
       Daraufhin verkündeten Belarus und Lettland die gegenseitige Ausweisung
       aller Diplomaten. Die Stadtverwaltung von Vilnius, der Hauptstadt von
       Lettlands Nachbarland Litauen, tauschte ebenfalls [2][die (offizielle)
       rot-grüne Fahne gegen die aus, die zum Symbol der belarussischen Proteste
       geworden ist].
       
       Die Belarussen haben diese Solidarität der Länder, die an ihre Heimat
       grenzen, mit Begeisterung aufgenommen:
       
       „Wenn der Lockdown vorbei ist, die Grenzen wieder offen sind und der
       Flugverkehr wieder aufgenommen wird, dann wird Riga mein erstes Reiseziel!“
       
       „Bei der Eishockey-Weltmeisterschaft 2021 in Lettland sind die Belarussen
       für den Bürgermeister von Riga.“
       
       „Die Letten haben gezeigt, dass sie nicht nur leckere Sprotten und den
       berühmten 'Rīgas balzams` (lettischer Kräuterlikör, Anm. d. Redaktion)
       haben – sondern auch Eier in der Hose.“
       
       „Sagen Sie, hat die lettische Luftwaffe auch Kampfjets? Falls der
       Präsidialvorstand irgendwo hin fliegt, könnten sie ihn doch gleich ganz bis
       zur Notlandung in Den Haag begleiten.“
       
       [3][Angenehme Neuigkeiten für belarussische Ohren kamen aus Berlin.] Die
       Bundesanwaltschaft Deutschlands nahm die grassierende Gewalt in Belarus
       unter Beobachtung. Die Beobachtung ist die Vorstufe zu einem offiziellen
       Verfahren, das die zukünftigen Untersuchungen von Angelegenheiten in Bezug
       auf belarussische Beamte und Angehörige der Sicherheitskräfte vorbereiten
       kann. Der deutsche Außenminister Heiko Maas erklärte: „Wir arbeiten alle
       daran, dass Sanktionen gegen Belarus schnell und europäisch umgesetzt
       werden. Es wird um Personen, Unternehmen und Zahlungsverkehr gehen. Wir
       müssen den Druck weiter erhöhen, als erstes Signal müssen über 400
       politische Gefangene frei kommen.“
       
       Und zur gleichen Zeit trat ein hartes Durchflugverbot für den EU-Luftraum
       für die belarussische Fluggesellschaft Belavia in Kraft. Das Flugzeug auf
       der Route Minsk-Barcelona am 26. Mai flog mehrere Schleifen über dem Gebiet
       Brest, bevor es nach Minsk zurückkehrte. Der Grund: Polen ließ die Maschine
       nicht durch. Weil es im weiteren Verlauf auch Frankreich hätte überfliegen
       müssen, das der belarussischen Airline verboten hat, durch seinen Luftraum
       zu fliegen.
       
       Das belarussische Außenministerium nannte die Umkehr des Belavia-Fluges
       nach Barcelona eine „absolute unverschämte Angelegenheit“ und „praktisch
       Luftpiraterie“.
       
       Ich muss dabei an den Spruch aus der Bergt erinnern: „Was siehst du aber
       den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in
       deinem Auge?“
       
       Belarussen haben erneut kreativ reagiert, in den sozialen Netzwerken
       tauchten sofort Bilder voll schwarzen Humors auf. Auf einem sieht man eine
       runde Flugbahn, die einmal um ganz Belarus herumführt und und einem
       Stacheldraht ähnelt.
       
       Unter einem zweiten, ähnlichen Bild ist zu lesen: „Leute! Lernt die
       Nachricht zu entschlüsseln! Die Piloten in der Luft versuchten mit ihren
       Flugschleifen, unseren Slogan auf der Flightradar24-Karte abzubilden: „Es
       lebe Belarus!“
       
       Aus dem Russischen [4][Gaby Coldewey]
       
       4 Jun 2021
       
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