# taz.de -- Treffen von Biden und Putin: Wackelnde Basis, zerstörtes Netz
       
       > Am Mittwoch will Biden dem Kreml seine Grenzen aufzeigen. Der gibt sich
       > gelassen. Die gegenseitigen Vorwürfe kommen auf beiden Seiten nicht gut
       > an.
       
 (IMG) Bild: Eine Armlänge Abstand: Biden und Putin bei einem Treffen 2011
       
       Der „Tattergreis“ trifft einen „Mörder“: Die Basis, auf der sich
       US-[1][Präsident Joe Biden] und Wladimir Putin am Mittwoch in Genf zu
       begegnen gedenken, ist schütter. Die Russen halten den US-Amerikaner für
       senil, vergesslich und unfähig, etwas selbst zu entscheiden. Biden will dem
       Russen seine Grenzen aufzeigen.
       
       Mit aller Härte, so heißt es aus Washington, wolle er Putin klar machen,
       was er von der [2][russischen Behandlung von Kremlkritikern] und
       Andersdenkenden hält. Der Kreml gibt sich derweil gelassen: Die Zerstörer
       der Beziehungen sind für ihn ohnehin immer die anderen. Von denen lässt man
       sich in Moskau nichts sagen.
       
       Die gegenseitigen Vorwürfe kommen auf beiden Seiten nicht gut an. Biden und
       Putin wissen, dass sie nicht um die Sympathie des jeweils anderen buhlen
       müssen. Sie wissen aber auch, dass sie irgendeine Art von Arbeitsbeziehung
       herstellen sollten, mag das Fundament dieser Beziehung noch so wackelig
       sein. Das Verhältnis wird weiterhin von Rivalität geprägt sein, in einigen
       Fällen von Konfrontation.
       
       Beide Präsidenten sprechen von einem Tiefpunkt der Beziehungen. Da wäre es
       bereits ein Durchbruch, wenn die Experten aus beiden Ländern sich in ihren
       Fachgebieten näher kämen und die diplomatischen Vertretungen in Washington
       und Moskau wieder besser besetzt wären. So könnte das in der Vergangenheit
       immer weiter zerstörte Netz geflickt werden. Selbst das wird schwierig. Ein
       Reset, wie zu Zeiten von Barack Obama, ist nicht zu erwarten.
       
       ## Signale an die eigene Bevölkerung
       
       Es ist auch nicht gewünscht. Das Treffen ist nicht als Spannungsabbau zu
       sehen, sondern als nüchternes Arbeitstreffen, um die vermurksten
       Beziehungen noch in den Bereichen aufrechtzuerhalten, in denen sich die
       beiden auf Handfestes einigen können. Das ist bei Iran so, bei Syrien,
       Afghanistan, Nordkorea, auch beim Rüstungsabbau. Ohne Russland, das weiß
       Biden, geht es hier nicht weiter.
       
       Beim Treffen der Präsidenten geht es nicht zuletzt um Signale an die eigene
       Bevölkerung. Biden kann sich in Genf als aufrechter Gegenentwurf zum
       plumpen Trump geben, Putin kann sich als unerschrockener Vertreter eigener
       Interessen präsentieren und klar machen, dass niemand in interne Probleme
       Russlands hineinreden darf.
       
       Nawalny ist nach diesem Verständnis nur Russlands Sache, die Unterdrückung
       der Opposition ebenfalls. Die Vorstellung, was legal und illegal, was
       richtig und was falsch ist, sie gehen im Kreml und im Weißen Haus sehr weit
       auseinander. In Genf gilt es, wenigstens den Minimalkonsens zu finden. Es
       gibt keinen Erwartungsdruck. Das ist vielleicht gar keine schlechte
       Ausgangslage.
       
       15 Jun 2021
       
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