# taz.de -- Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Kein Saft in Kirgistan
       
       > In Kirgistan musste Impfstoff weggeschmissen werden. Digitaler Impfpass
       > soll in Deutschland im Juli kommen. Innenminister Seehofer weiter in
       > Quarantäne.
       
 (IMG) Bild: Kühlschrank, in dem Impfstoff gelagert wird
       
       Strom von Vakzin-Kühlschrank für Handy-Aufladen genutzt 
       
       Weil jemand sein Handy aufladen wollte und deshalb den Stecker eines
       Impfstoffkühlschrankes aus der Steckdose zog, hat ein staatliches
       Krankenhaus in Kirgistan fast tausend Dosen des russischen Vakzins Sputnik
       V wegwerfen müssen. Nach Angaben der Behörden vom Freitag blieb zunächst
       unklar, wer dafür verantwortlich war. Gesundheitsminister Alimkadir
       Beischenalijew vermutete, dass vermutlich eine Reinigungskraft ihr Handy
       aufladen wollte.
       
       Der Vorfall ereignete sich bereits im April in einem Krankenhaus in der
       Hauptstadt Bischkek, er wurde aber erst in dieser Woche bekannt – und löste
       Empörung in dem armen Land aus. Der durch die Unterbrechung der
       Stromversorgung für den Kühlschrank unbrauchbar gewordene Impfstoff war
       Teil einer russischen Spende von 20.000 Sputnik-Dosen an Kirgistan.
       
       In dem zentralasiatischen Land wird zudem das chinesische Vakzin Sinopharm
       verimpft, bisher erhielten 50.000 der rund 6,5 Millionen Einwohner
       mindestens eine Spritze. (afp)
       
       Impfpass in Deutschland voraussichtlich ab Juli 
       
       Die EU-Kommission hat die Hoffnung geäußert, dass auch Deutschland den
       europäischen Impfausweis rechtzeitig zur Haupturlaubssaison an Reisende
       ausgeben kann. EU-Justizkommissar Didier Reynders verwies am Freitag
       darauf, dass es für die Mitgliedstaaten zwar grundsätzlich eine
       Übergangsfrist von bis zu sechs Wochen ab dem Startdatum am 1. Juli gebe.
       Er hoffe aber, „dass es auch in Deutschland vielleicht möglich sein wird,
       Anfang Juli fertig zu sein.“
       
       Das Europaparlament und die Mitgliedstaaten hatten sich am Donnerstag auf
       die Einführung des Impfzertifikats verständigt. Das per QR-Code digital
       lesbare Dokument soll Reisen erleichtern und neben Angaben zu Impfungen
       auch Informationen über Tests oder überstandene Corona-Infektionen
       enthalten. Eine elektronische Plattform der EU soll sicherstellen, dass die
       Echtheit europaweit überprüft werden kann.
       
       Auf Druck Deutschlands und anderer Mitgliedstaaten wurde eine sechswöchige
       Übergangsfrist vereinbart. Grund dafür ist weniger die Schaffung der
       technischen Voraussetzungen für das Zertifikat auf nationaler Ebene,
       sondern die Datenerfassung. Anders als bei Mitgliedstaaten mit
       Zentralregierung und starkem Digitalisierungsgrad im Gesundheitsbereich
       müssen in Deutschland die Daten von Millionen Geimpften erst aus den
       Bundesländern zusammengeführt werden.
       
       Dies könnte in Deutschland dazu führen, dass zu Beginn der
       Haupturlaubssaison noch nicht alle Bürger ein gültiges EU-Zertifikat haben.
       Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verweist aber darauf, dass der
       elektronische Impfpass für Reisen ins Ausland keineswegs erforderlich ist.
       Dafür reiche der gelbe Impfpass aus Papier, sagte er am Freitag. Das sei
       aber „vielleicht nicht so praktisch“.
       
       Reynders sagte, die EU-Kommission werde alles tun, um Übergangsphasen zu
       vermeiden oder diese so kurz wie möglich zu halten. Seiner Behörde zufolge
       gehen bisher 18 Mitgliedstaaten davon aus, dass sie bereits Anfang Juni in
       der Lage sein werden, mit der Ausgabe von Zertifikaten am Reisewillige zu
       beginnen. (afp)
       
       Seehofer weiterhin in Quarantäne 
       
       Nach seiner Infektion mit dem Coronavirus vor knapp zwei Wochen befindet
       sich Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) nach wie vor in häuslicher
       Isolation. Er führe bis zu seiner Genesung die Amtsgeschäfte von zu Hause
       aus, erklärte ein Sprecher des Innenministeriums am Freitag.
       
       Nähere Auskünfte zum Gesundheitszustand Seehofers erteilte der Sprecher
       nicht. Es sei möglich, dass in der kommenden Woche ein neuer Stand
       verkündet werden könne, hieß es.
       
       Am 10. Mai war bekannt geworden, dass Seehofer positiv auf das Coronavirus
       getestet wurde. Der Minister hatte bereits Mitte April seine erste Impfung
       gegen Covid-19 erhalten. Kurz nach der Diagnose hieß es, er zeige keine
       Krankheitssymptome. (dpa)
       
       Straßencafés und -restaurants dürfen öffnen 
       
       Nach zähen Lockdown-Monaten scheinen zu Pfingsten die Zeichen etwas auf
       Entspannung zu stehen: Die Fallzahlen und Inzidenzen sind zuletzt gesunken,
       immer mehr Menschen – aber längst nicht alle – sind geimpft.
       
       Klar ist: In vielen Städten und Kreisen wurden Coronamaßnahmen wegen
       gesunkener Sieben-Tage-Inzidenzen aufgehoben. In Berlin dürfen Straßencafés
       und Biergärten erstmals seit Monaten wieder Gäste empfangen. Auch die
       Kontaktbeschränkungen sind jetzt vielerorts lockerer als zuletzt. Nicht
       wenige Familien dürften die Chance auf ein Wiedersehen nutzen, gerade wenn
       die älteren Mitglieder erste Impfungen hinter sich haben. Auch Ausflüge und
       Kurztrips scheinen nun wieder sorgloser möglich zu sein.
       
       Das RKI mahnt zu Vorsicht: Wenn Menschen die Pandemie nicht mehr ernst
       nehmen, könnten die Zahlen angesichts des immer noch hohen Anteils an
       Ungeimpften wieder hochschnellen. Manche Fachleute befürchten einen
       Jojo-Effekt: Aus einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 könnte demnach
       schnell wieder eine Sieben-Tage-Inzidenz über 100 werden – einige
       Lockerungen müssten dann gemäß der Notbremsen-Regelung wieder
       zurückgenommen werden.
       
       Könnte eine größere vierte Welle auch schon vor dem Herbst drohen? „Die
       Lehre des letzten Sommers und Herbstes ist es, aufmerksam zu bleiben“,
       erklärt Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und
       Epidemiologie auf dpa-Anfrage. „Die indische Variante mit höherer
       Infektiosität hat das Potenzial, eine neue Welle auszulösen, weil derzeit
       das Impfprogramm noch nicht weit genug fortgeschritten ist.“ Es sei gut,
       dass nur nach und nach Maßnahmen zurückgenommen würden – daher erwarte er
       „zumindest keine große Welle“.
       
       Die in Indien entdeckte Variante (B.1.617) hat nach aktuellsten RKI-Daten,
       die sich auf die Lage vor etwa vor zwei Wochen beziehen, einen Anteil von
       zwei Prozent an den untersuchten Proben. Tendenz steigend. Auch die
       mittlerweile in Deutschland vorherrschende Variante aus Großbritannien
       hatte klein angefangen. (dpa)
       
       ## Niedersachsen hebt Maskenpflicht auf
       
       In der Debatte über weitreichende Coronalockerungen angesichts sinkender
       Infektionszahlen begrüßt der Handel in Niedersachsen „alles, was den Zugang
       zu den Geschäften erleichtert“. Das sagte der Hauptgeschäftsführer des
       Handelsverbands Niedersachsen-Bremen, Mark Alexander Krack, am Freitag der
       Deutschen Presse-Agentur.
       
       In Niedersachsen können die Menschen darauf hoffen, dass sie nach Pfingsten
       ohne Maske einkaufen gehen dürfen. Die Landesregierung will die
       Maskenpflicht im Einzelhandel in Regionen mit einer stabilen
       Sieben-Tage-Inzidenz unter 35 dann aufheben, wie aus dem Entwurf für eine
       kurzfristige Lockerung der Coronaregeln hervorgeht.
       
       Der Landesvize des Ärzteverbandes Marburger Bundes Andreas Hammerschmidt
       erklärte indes, die so genannten AHA+L-Regeln müssten bis zum Ende der
       Pandemie eingehalten werden, sonst drohe die nächste Welle. Mutanten wie
       die aktuelle indische Variante seien nur mit einer hohen Durchimpfungsrate
       in Schach zu halten. „Solange wir diese nicht erreicht haben, führt am
       Maskentragen kein Weg vorbei“, sagte Hammerschmidt. (dpa, epd)
       
       Badesaison in Berlin gestartet 
       
       In Berlin ist am Freitag mit coronabedingter Verspätung die Freibadsaison
       gestartet. Im Prinzenbad in Kreuzberg nutzten schon am Morgen die ersten
       Badegäste die Möglichkeit, wieder ins Wasser zu kommen. Zahlreiche
       Schwimmer zogen bald nach der Öffnung um 7.30 bereits ihre Bahnen.
       Schlangen vor dem Eingang gab es nicht: Die Badegäste mussten ein
       Zeitfenster buchen. Vorgeschrieben ist ein negativer Coronatest, der auch
       im Prinzenbad noch möglich ist.
       
       Insgesamt sollten elf Frei- und Sommerbäder am Freitag öffnen, wie die
       Senatsverwaltung für Inneres und Sport angekündigt hatte. Darunter sind das
       Sommerbad Humboldthain, das Strandbad Wannsee und das Sommerbad Pankow. Bis
       Mitte Juni sollen die übrigen 14 Bäder folgen. In den Bädern bleiben
       Sprungtürme und Rutschen der Innenverwaltung zufolge vorerst gesperrt, die
       Kapazität in den Becken ist begrenzt. (dpa)
       
       ## Einigung: digitaler EU-Impfpass kommt
       
       Die Europäischen Union hat sich auf einen digitalen Impfpass verständigt.
       Das teilte die Europäische Volkspartei (EVP) nach einer vierten
       Verhandlungsrunde mit. Damit soll die Freizügigkeit innerhalb der EU
       während der Pandemie erleichtert werden.
       
       Das „digitale grüne Zertifikat“ – in Form eines QR-Codes – soll als
       Nachweis für eine Impfung, einen negativen Test oder eine überstandene
       Covid-Erkrankung dienen. Zusätzliche Beschränkungen wie Tests oder
       Quarantäne seien nur dann vorgesehen, wenn dies zum Schutz der öffentlichen
       Gesundheit notwendig sei, hieß es in einer Erklärung der EVP. Eingeführt
       werden soll das System bis Ende Juni. (rtr)
       
       ## Neuinfektionen sinken weiter
       
       Das Robert-Koch-Institut meldet 8.769 Corona-Neuinfektionen. Das sind 2.567
       weniger als am Freitag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz fiel dem
       RKI zufolge weiter auf 67,3 von 68 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele
       Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem
       Coronavirus angesteckt haben.
       
       226 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit stieg die
       Zahl der Todesfälle binnen 24 Stunden auf 87.128. Seit Ausbruch des Virus
       wurden mehr als 3,63 Millionen Menschen positiv getestet. (rtr)
       
       ## Hausärzt:innen überholen Impfzentren
       
       Die Impfkampagne in Deutschland [1][schreitet voran]. Die deutschen
       Hausarztpraxen haben nach Angaben der Bundesregierung die Impfzentren bei
       der Verabreichung von Corona-Impfungen überholt. „Derzeit stehen
       wöchentlich rund drei Millionen Impfdosen von Biontech und AstraZeneca für
       die Impfungen in Arztpraxen zur Verfügung“, sagte ein Sprecher des
       Bundesgesundheitsministeriums den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks
       Deutschland. Die Impfzentren bekämen aktuell lediglich noch 2,25 Millionen
       Dosen pro Woche.
       
       Ab Juni werde sich die an die Praxen gelieferte Menge voraussichtlich noch
       „erheblich steigern“, sagte der Ministeriumssprecher. In der letzten Woche
       im Mai würden zudem 540.000 Dosen des [2][Vakzins des Herstellers Johnson &
       Johnson] an Betriebs- und Hausärzte gehen. (afp)
       
       ## Schulen sollen öffnen, Impfkampagne für Kinder
       
       Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) fordert weitere Schritte bei
       der [3][Öffnung von Schulen] und spricht sich für die Vorbereitung einer
       Impfkampagne für Kinder und Jugendliche aus. Das Infektionsgeschehen gehe
       zurück, sagt sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
       
       „Kinder und Jugendliche müssen jetzt wieder Schritt für Schritt in ein
       normales Leben zurückfinden – dazu gehört auch ein regelmäßiger
       Schulbesuch, am besten noch vor den [4][Sommerferien]“, so Karliczek.
       
       Im Zuge der bevorstehenden Impfstoffzulassung für Kinder ab zwölf Jahren
       warnt der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) vor zu knappen
       Impfstoff-Lieferungen für Kinderarztpraxen. BVKJ-Präsident Thomas Fischbach
       sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, Ärzte und Ärztinnen wüssten
       nicht, wann oder ob Impfstoff komme.
       
       „Das sorgt für großen Frust und Wut bei den Betroffenen. Und es führt dazu,
       dass die Impfakzeptanz sinkt, bei Ärzten und bei Patienten.“ Teilweise
       müssten Kinderärzte chronisch kranke Patienten wieder ausladen, weil die
       Lieferungen geringer ausfielen als versprochen. (rtr)
       
       ## Weltweit 165,17 Millionen Infektionen seit Pandemiebeginn
       
       Laut einer Zählung der Nachrichtenagentur Reuters haben sich weltweit mehr
       als 165,17 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert, etwa 3,56
       Millionen Infizierte sind in Zusammenhang mit dem Virus gestorben. Die
       Infektionen wurden in mehr als 210 Ländern und Territorien gemeldet, seit
       die ersten Fälle im Dezember 2019 in China identifiziert wurden. (rtr)
       
       21 May 2021
       
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