# taz.de -- Mitarbeiter*innen wehren sich: Protest gegen Airbus-Zerschlagung
       
       > Der Flugzeugbauer gliedert Teile der Montage aus. Details gibt es am 19.
       > Mai. Die Beschäftigten fürchten den Verkauf neuer Gesellschaften.
       
 (IMG) Bild: Beschäftigte des Werkes in Finkenwerder protestieren während einer Betriebsversammlung am 18. Mai
       
       Hamburg taz | „Heute Kern, Morgen Tochter, übermorgen verkauft?“ – unter
       dieser Fragestellung lud am Dienstag der [1][Airbus]-Betriebsrat die
       Mitarbeiter*innen des Luftfahrtkonzerns zu gleich zwei
       Betriebsversammlungen mit Protestcharakter auf dem Airbus-Werksgelände in
       Hamburg-Finkenwerder. Mehrere hundert Airbus-Mitarbeiter*innen nahmen an
       dem „Aktionstag“ teil. Ähnliche Veranstaltungen fanden zeitgleich auch an
       den anderen norddeutschen Standorten in Bremen und Stade sowie bei der
       Airbus-Tochter Premium Aerotec in Nordenham und Varel statt.
       
       Der Grund für die Proteste: Das Airbus-Management hatte [2][am 21. April
       angekündigt, Teile der Produktion in zwei neue Gesellschaften
       auszugliedern]: Ein neues Unternehmen für die Einzelfertigung und eine neue
       Tochtergesellschaft für die sogenannte Strukturmontage. Am Montag aber
       wurde nach Angaben der IG Metall bekannt, dass auch Teile der Endmontage
       outgesourct werden sollen.
       
       Mit dieser Auslagerung von dann bis zu 4.100 Arbeitsplätzen, will der
       pandemiebedingt angeschlagene Flugzeugbauer wieder wettbewerbsfähiger
       werden. Der Hamburger IG-Metall-Vorstand hingegen glaubt: „Die Spaltung der
       Standorte führt nur zu mehr Bürokratie, mehr Kosten und weniger
       Arbeitsplatzsicherheit.“
       
       Zudem befürchten Gewerkschaft und Betriebsrat, dass die Ausgliederung und
       der eventuelle Verkauf von Fertigungseinheiten auch zur Verlagerung von
       Produktionsaktivitäten führen könnte – etwa nach Asien, wo die Lohnkosten
       wesentlich geringer sind. „Einer Zerschlagung und einem Verkauf von Teilen
       des Konzerns erteilen die Beschäftigten eine deutliche Absage“, sagte der
       Bezirksleiter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich, auf der
       Betriebsversammlung in Finkenwerder.
       
       ## Nach den Stellenstreichungen kommt die Umstrukturierung
       
       Airbus-Gesamtbetriebsrat Jan-Marcus Hinz lehnt die Ausgliederungspläne der
       Konzernführung vehement ab. Er fordert stattdessen einen „Ausbau der
       Kernkompetenz und Investitionen in die Zukunft“ an den norddeutschen
       Standorten. Da die Details der Umstrukturierung noch nicht auf dem Tisch
       liegen, ist bislang unklar, in wieweit bestehende Tarifvereinbarungen,
       Mitarbeiter*innenrechte und Kündigungsschutz ausgehebelt werden
       könnten.
       
       Das Airbus-Management will sich erst am 19. Mai, an dem es mit dem
       Europäischen Gesamtbetriebsrat des Konzerns konferiert, konkret und
       detaillierter zu seinen Plänen äußern.
       
       Statt Ausgliederung von Teilen der Produktion in neue, dann einzeln
       verkäufliche Gesellschaften, fordert der Betriebsrat einen
       „Zukunftstarifvertrag zum Ausbau und zur Absicherung unserer Standorte“. In
       Norddeutschland beschäftigt Airbus noch immer rund 15.000 Menschen und ist
       damit einer der größten Arbeitgeber.
       
       Doch die Pandemie und der damit [3][verbundene starke Rückgang des
       Luftverkehrs] haben auch für Airbus Konsequenzen. Zahlreiche Airlines haben
       ihre Flugzeugbestellungen storniert. So hat der Konzern 2020 einen Verlust
       von 1,13 Milliarden Euro eingefahren. Schon im vergangenen Jahr hat Airbus
       daher angekündigt, dass allein in Norddeutschland mehr als 2.200 Stellen
       wegfallen. Betriebsbedingte Kündigungen soll es aber nicht geben. Nach
       Angaben der IG Metall haben bereits mehr als 1.000 Beschäftigte in
       Finkenwerder, Stade, Bremen und Buxtehude ein Angebot zum freiwilligen
       Verlassen der Firma angenommen.
       
       ## Die Talsohle ist durchschritten
       
       In der zweiten Hälfte des laufenden Jahres will das Unternehmen die
       Produktion wieder etwas steigern. Bis wieder das Niveau von vor der Krise
       erreicht ist, dauert es nach Einschätzung von Airbus-Chef Guillaume Faury
       aber noch zwei bis vier Jahre.
       
       Doch es gibt auch Ökonomen, die davon ausgehen, dass der Klimakiller
       Flugverkehr aufgrund zunehmender Klimasensibilität und digitaler
       Kommunikation nie wieder alte Wachstumszahlen erreichen wird, zumindest
       nicht bis das emissionsfreie Flugzeug Wirklichkeit wird.
       
       19 May 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Verwicklung-des-Konzerns-in-Kriege/!5760997
 (DIR) [2] https://www.airliners.de/airbus-unternehmen-flugzeugstruktur-montage-vereinen/60211?utm_campaign=readmore&utm_medium=articlebox&utm_source=air
 (DIR) [3] /Groesste-deutsche-Airline-im-Coronatief/!5751001
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marco Carini
       
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