# taz.de -- Griechisch-Türkische Beziehungen: Knapp am Eklat vorbei
       
       > Bei einer Pressekonferenz machen sich die Außenminister beider Staaten
       > massive Vorwürfe. Für ein gemeinsames Abendessen reicht es jedoch.
       
 (IMG) Bild: Dialog sieht anders aus: Mevlüt Cavusoglu und Nikos Dendias beim Treffen in Ankara
       
       Istanbul taz | Der erste Besuch eines griechischen Außenministers in der
       Türkei seit zwei Jahren endete fast in einem Eklat. Bei der abschließenden
       Pressekonferenz von Nikos Dendias und seinem türkischen Kollegen Mevlüt
       Cavusoglu beharkten sich beide sehr undiplomatisch und warfen sich
       gegenseitig vor, Fake-News über die Politik des jeweils anderen Landes zu
       verbreiten.
       
       Eigentlich hatte der Besuch von Nikos Dendias der Beginn einer neuen
       Freundschaft sein sollen. Nach Jahren wachsender Spannungen, die wegen
       [1][der türkischen Suche nach Gasfeldern] unter dem Meeresboden in
       vermeintlich griechischen Gewässern, fast zu offenen Kampfhandlungen
       zwischen griechischen und türkischen Kriegsschiffen geführt hatten, sollte
       der Dialog wieder an die Stelle der Aggression treten. Vor allem die EU und
       die USA drängen auf eine Lösung.
       
       Doch jeder Neuanfang ist schwer. Wie sehr die wechselseitige Wut
       aufeinander selbst noch die Chefdiplomaten der beiden Länder beherrscht,
       zeigte sich, nachdem Dendias in der Pressekonferenz am Donnerstagabend die
       Small-Talk-Ebene verließ und der Türkei in scharfer Form die Verbreitung
       von Fake-News über Push-Backs von Flüchtlingen vor den griechischen Inseln
       vorwarf. Gleich anschließend bezichtigte er die Türkei der anhaltenden
       Aggression in der [2][Ägäis].
       
       Cavusoglu war sichtlich überrascht und fühlte sich vorgeführt, nur damit
       Dendias „zu Hause Punkte machen könne“, wie er in seiner Entgegnung sagte.
       So gehe das nicht. Er habe das ja nicht öffentlich ansprechen wollen, aber
       dass die griechische Küstenwache Flüchtlinge in türkische Gewässer
       zurückdränge und Menschen sogar einfach ins Meer werfen würde, sei vielfach
       dokumentiert, sagte er. Fake-News seien es vielmehr, wenn Griechenland
       bestreite, vertraglich demilitarisierte Inseln heimlich aufzurüsten.
       
       ## Aus dem Ruder gelaufen
       
       So ging es noch eine Weile weiter und fast entstand der Eindruck, als würde
       die PK mit einer wechselseitigen Kriegserklärung enden. Dann versuchte
       Cavusoglu die aus dem Ruder gelaufene Konversation noch einzufangen. „Wir
       können uns hier weiter streiten oder doch noch anfangen, unsere Probleme in
       bilateralen Gesprächen zu lösen“, bot er seinem griechischen Kollegen an.
       „Ihr habt die Wahl“. Anschließend beendete er die Pressekonferenz ohne
       Fragen von Journalisten zuzulassen und ging mit seinem Kollegen immerhin zu
       einem gemeinsamen Abendessen.
       
       Fazit des Besuchs: Es sieht so aus, dass Griechenland nicht so schnell
       bereit ist, auf die türkischen Dialogangebote einzugehen. Athen fühlt sich
       hundert Prozent im Recht und als EU-Mitglied auch in der stärkeren
       Position. Die Türkei muss nun ausbaden, dass Präsident Recep Tayyip Erdogan
       das Land in die völlige politische Isolation geführt hat. Es wird schwer,
       da wieder heraus zu kommen.
       
       16 Apr 2021
       
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 (DIR) Jürgen Gottschlich
       
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