# taz.de -- Corona-Hotspot Spielplätze: Die halbe Kita ist schon da
       
       > Wohin mit Kindern, wenn es weder Sport noch Musikschule gibt? Man geht
       > auf den Spielplatz. Doch mit der Idee ist man nicht alleine an der
       > Rutsche.
       
 (IMG) Bild: So ein Trampolin hat man in Corona-Zeiten selten allein: Die Spielplätze sind voll
       
       Berlin taz | Man hat ja grundsätzlich viel zu bedenken während einer
       Pandemie, vom richtigen Händewaschen bis zum
       Kinder-in-die-Notbetreuung-organisieren, wenn man denn Kinder hat. Worum
       man sich als Eltern aber definitiv keine Gedanken mehr machen muss: um die
       Organisation des nachmittäglichen Funfactors für den Nachwuchs. Zumindest
       jetzt nicht, wo sich der Berliner Frühling tatsächlich ein bisschen aus der
       Deckung wagt. Denn für die Kinder ist an jedem halbwegs sonnigen
       Lockdown-Tag Party, und zwar nicht trotz, sondern wegen Corona. Man muss
       bloß auf den Spielplatz gehen, auf irgendeinen, und man wird sehen: Die
       halbe Kita ist immer schon da.
       
       Dann stellt man sich zu den anderen Kita-Eltern und redet darüber, dass das
       „ja eigentlich auch nicht geht, so.“ Und dass man glaubt, dass in der
       Infektionsschutzverordnung („in diesem Gesetz“) doch stehe, wie war das
       noch, irgendwas mit zwei Haushalten, die maximal zusammenstehen dürfen.
       Naja. Und dann verteilt jemand eine Packung Kekse an ein Rudel Kinder,
       „sind ja eh fast alle in einer Kita-Gruppe“, und sagt: „Einfach
       reingreifen!“
       
       Fünf Personen aus maximal zwei Haushalten dürfen laut der aktuellen
       Infektionsschutzverordnung draußen zusammenkommen. Zuletzt hat der Senat
       die Kontaktbeschränkungen kurz vor Ostern verschärft – seit dem 6. April
       gilt außerdem ein nächtliches Besuchsverbot, zwischen 21 und 5 Uhr heißt es
       seither: meine Kernfamilie/meine WG/mein Meerschweinchen und ich. Und weil
       der Bundestag am Mittwoch die „Notbremse“ inklusive Ausgangssperre bei
       einem 7-Tage-Inzidenzwert von 100 beschlossen hat – Berlin liegt aktuell
       bei 152 – darf man der Häuslichkeit bald ab 22 Uhr auch nicht mehr durch
       einen Spaziergang entfliehen. Es sei denn, man hat einen Hund, der darf
       nachts beim Pinkeln begleitet werden.
       
       Ich bin für Kontaktbeschränkungen. Ich habe keinen Bock mehr auf diese
       Pandemie, so wie alle anderen auch. Aber ich vermute, das ist fiesen
       Virus-Mutanten egal. Also gehe ich abends artig schlafen, nachts aufbleiben
       ist mir, seit ich auf Spielplätzen herumstehe, ohnehin zu anstrengend
       geworden. Und gehe ich nach 21 Uhr spazieren, sehe ich, dass andere
       Menschen auch kein wahnsinnig aufregendes Leben mehr führen.
       
       ## Verbotener als verboten geht nicht
       
       Die Stadt ist recht ruhig, auch wenn in den Parks junge Menschen
       zusammenstehen – in nicht erlaubten Gruppengrößen, die meist keine Polizei
       kontrolliert, weil sie es nicht kontrollieren kann. Daran dürfte sich auch
       nichts ändern, wenn die unerlaubten Treffen künftig zu einer unerlaubten
       Uhrzeit stattfinden. Verbotener als verboten geht ja nicht.
       
       Kann natürlich sein, dass Parties dann eben erst recht drinnen stattfinden,
       was ja angesichts des schon geltenden Besuchsverbots auch bloß etwas mehr
       als ohnehin schon verboten und erst recht nicht zu kontrollieren wäre.
       
       Manche Verbote nutzen demnach nichts. Manches Erlaubte – Spielplätze –
       macht, zumindest gefühlt, auch nicht viel Sinn. Andererseits: Solange der
       komplette Nachmittagszirkus aus Musikschule und Vereinssport noch still
       steht, trifft man sich eben auf dem Spielplatz. Die potenziellen Hotspots
       verschieben sich nur, denn die Menschen bleiben ja da, und Kinder wollen
       rutschen. Nur bitte, esst eure Kekse doch alleine. Faustregel: Wer anderen
       als den eigenen Kindern auf die Füße krümelt, macht gerade etwas falsch.
       
       22 Apr 2021
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Klöpper
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Spielplatz
 (DIR) Lockdown
 (DIR) Ausgangssperre
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Bonjour, Frühling!: Nachtwanderung mit Erdbeeren
       
       Die Inzidenz-Zahlen gehen runter in Berlin, die Temperaturen (endlich)
       rauf: So langsam ist echt ein bisschen Optimismus angebracht.
       
 (DIR) Notbetreuung in den Berliner Kitas: Morgenkreis wird wieder voller
       
       Ab Montag haben auch die 4-Jährigen wieder ein Recht auf Kita-Betreuung.
       Kita-Träger und Elternvertretung wünschen sich Angebot für alle.
       
 (DIR) Grenzwerte für Bundesnotbremse: Warum eine Inzidenz von 165?
       
       Das Gesetz orientiert sich an willkürlich scheinenden Werten, etwa bei
       Schulschließungen. Doch andere Parameter brächten andere Probleme.
       
 (DIR) Debatte um geplante Ausgangssperre: Deutliche Kritik aus Berlin
       
       Der Berliner Senat bezweifelt, dass eine Ausgangssperre ab einem
       Inzidenzwert von 100 rechtlich haltbar ist. Juristen sehen das ähnlich
       kritisch.
       
 (DIR) Bundesweite Corona-Notbremse: Eher Tempomat als Bremse
       
       Die bundesweit geplanten neuen Corona-Regeln bedeuten nur für einige
       Bundesländer eine Verschärfung. Die Zahl der Intensivpatient*innen
       wächst.