# taz.de -- Fußball unter Pandemiebedingungen: Holstein Kiel eingelockt
       
       > Der Fußball-Zweitligist aus Kiel steckt in der zweiten Quarantäne
       > innerhalb von sechs Wochen. Das setzt den Verein unter enormen Zeitdruck.
       
 (IMG) Bild: Nach der Quarantäne beginnt hier bald die Terminhatz: Stadion von Holstein Kiel
       
       Kiel taz | Am Mittwoch endet für das Gros der Profi-Kicker aus Kiel [1][die
       14-tägige Quarantäne], die nach drei Infektionsfällen am 9. April
       behördlich angeordnet worden war. Es ist nach der Zwangspause vom 11. bis
       24. März die zweite häusliche Team-Isolation ohne normalen Trainingsbetrieb
       und Spiel binnen sechs Wochen. Ein Novum im deutschen Profifußball.
       
       Noch dürfen die Kieler von einem goldenen Finale träumen. Den direkten
       Aufstieg in die Erste Liga können sie aus eigener Kraft realisieren. Und im
       DFB-Pokal winkt nach dem Jahrhundert-Triumph gegen Bayern München mit dem
       Halbfinale bei Borussia Dortmund am 1. Mai sogar der Einzug ins Endspiel am
       13. Mai in Berlin.
       
       Das fast unlösbare Problem: Die Kieler müssen im Endspurt dieser regulär am
       23. Mai endenden Serie – beginnend mit dem Duell in Osnabrück am kommenden
       Sonnabend – inklusive der vier Nachholpartien mindestens neun Begegnungen
       in 30 Tagen bestreiten. Neue Infektionen, ganz gleich ob im eigenen Kreis
       oder bei der Konkurrenz, könnten bei einer Genehmigung durch die UEFA zu
       einer Saisonverlängerung führen, im schlimmsten Fall aber auch zum
       vorzeitigen Abbruch.
       
       Am 31. Mai und damit direkt nach der möglichen Aufstiegsrelegation beginnt
       die Abstellungspflicht für die Nationalspieler im Vorfeld der anstehenden
       EM. Und ein Pokalerfolg ist im Kieler Mammut-Spielplan noch nicht einmal
       eingepreist. Muss die KSV Holstein zum Wohle der Termin-Taktung in Dortmund
       verlieren? Absurd!
       
       ## Zwei Auswärtsniederlagen
       
       „Ich muss schon sagen, dass das eine harte Nuss ist“, sagt Ole Werner, mit
       32 Jahren jüngster Cheftrainer [2][im deutschen Profifußball]. Er rede in
       diesem Zusammenhang, so der Holstein-Coach weiter, nicht von den großen
       Träumen, sondern davon, dass „man es schafft, sich im Laufe dieser Spiele
       zu steigern, von schweren Verletzungen verschont zu bleiben und am Ende
       sagen zu können: Man hat alles, was unter diesen Umständen möglich war, aus
       sich herausgeholt“. Beim ersten Re-Start Anfang des Monats kassierten die
       Kieler in Bochum (1:2) und in Heidenheim (0:1) zwei Auswärtsniederlagen.
       
       Abseits von Ergebnissen mühen sich die Störche um eine nüchterne
       Betrachtungsweise. An den Diskussionen, die Gesundheitsämter würden das
       Infektionsgeschehen bei ähnlichen Fällen von Ort zu Ort unterschiedlich
       bewerten, beteiligen sie sich öffentlich nicht.
       
       Den Verdacht des eigenen Fehlverhaltens durch eine zu lasche Handhabung der
       Hygiene-Vorgaben weisen sie ebenfalls von sich. „Gerade nach der Quarantäne
       im März waren wir extrem sensibilisiert. Dennoch haben die Spieler auch ein
       Leben außerhalb des Fußballs. Insofern ist ein Rest-Risiko immer
       vorhanden“, erklärt Sportchef Uwe Stöver.
       
       ## Erträgliche Symptome
       
       Bleibt nur das wochenlange Quarantäne-Trainingslager ohne private oder
       familiäre Kontakte als letzte Chance, das Spieljahr zum Abschluss zu
       bringen? Stöver relativiert die Möglichkeiten einer solchen „Notbremse“.
       Natürlich biete ein Quarantäne-Trainingslager einen höheren Schutz im
       Hinblick auf mögliche Ansteckungen.Allerdings berge es im Übergang das
       Risiko, gegebenenfalls einen asymptomatisch Infizierten mit in diese Blase
       zu nehmen. „Daher sehen wir ein Quarantäne-Trainingslager zwar als eine
       durchaus risiko-minimierende Maßnahme, ein Allheilmittel zur Verhinderung
       und Verbreitung des Virus ist es aber nicht“, sagt Stöver
       
       Die Sonne strahlt am Sonntagvormittag über der Förde. Die drei Infizierten
       Spieler haben laut Vereinsangaben „Symptome im erträglichen Maße“. Und das
       ist die wichtigste Meldung. Ganz unabhängig von den dunklen Chaos-Wolken,
       die sich nicht nur über Kiel für das [3][Milliarden-Geschäft Profifußball]
       abzeichnen.
       
       19 Apr 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Geidel
       
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