# taz.de -- Maßnahmen in der Pandemie: Forderungen nach härterem Lockdown
       
       > Nach dem Hickhack um die Osterruhe scheint Abwarten die politische
       > Strategie der Pandemiebekämpfung zu sein. Wie lange geht das noch gut?
       
 (IMG) Bild: War was? Eine Frühlingstag im Berliner Mauerpark, 30.03.2021
       
       Offiziell wollen sich die Bundeskanzlerin und die
       Ministerpräsident:innen erst am 12. April wieder zu Beratungen über
       die Coronamaßnahmen treffen. Nach dem Hickhack um die Osterruhe [1][scheint
       Abwarten gerade die politische Strategie in der Pandemiebekämpfung zu
       sein]. „Der Prozess des Nachdenkens ist noch nicht abgeschlossen“, sagte
       Bundeskanzlerin Angela Merkel am vergangenen Dienstagabend. „Ich weiß nur,
       dass es wichtig ist, angesichts der dritten Welle, in der wir sind, alles
       zu tun, um diese Welle möglichst schnell zu brechen.“
       
       Doch der Druck auf die Politik wächst, Stimmen nach einem härteren Lockdown
       werden laut. Die Zahlen sprechen dafür, die Sieben-Tage-Inzidenz lag am
       Mittwoch bei 132 Infizierten pro 100.000 Einwohner:innen – der früher
       angepeilte Wert von 50 scheint in weite Ferne gerückt zu sein.
       
       Der Berliner Virologe Christian Drosten formulierte es am vergangenen
       Dienstag in seinem Podcast so: „Ich glaube, es wird nicht ohne einen neuen
       Lockdown gehen, um diese Dynamik, die sich jetzt ohne jeden Zweifel
       eingestellt hat, noch einmal zu verzögern.“ Die Situation sei „sehr ernst
       und sehr kompliziert“. Aus Drostens Worten klingt Frust: Deutschland habe
       viele Gelegenheiten verpasst, die Werkzeuge zu optimieren, sagte er. Es
       bleibe jetzt nur noch der Holzhammer, der Lockdown.
       
       Auch Ute Teichert, Vorsitzende des Bundesverbands der deutschen Amtsärzte,
       plädiert in der Rheinischen Post für „einen konsequenten Lockdown“. Es sei
       jetzt entscheidend, mit den Fallzahlen herunterzukommen. So sieht es auch
       der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebunds, Frank Ulrich Montgomery. Die
       Leute sollten strikt zu Hause bleiben, bis der Inzidenzwert sinkt, „am
       besten deutlich unter 30“, sagte er. Montgomery kritisierte zudem den
       „Irrsinn“ der Ministerpräsidenten, die die Lockdown-Maßnahmen zu früh
       gelockert hätten. „Konsequente politische Führung“ sei gefragt.
       
       ## Bisher gelten in den Bundesländern und Kommunen völlig unterschiedliche
       Maßnahmen
       
       Zu einer anderen Einschätzung kommt die Deutsche Krankenhausgesellschaft
       (DKG). „Würden die Länder die Notbremse konsequent umsetzen, wären dies
       geeignete Maßnahmen, um einen Gesundheitsnotstand abzuwenden“, sagte Gerald
       Gaß, ab Donnerstag Vorstandsvorsitzender der DKG, gegenüber der Neuen
       Osnabrücker Zeitung.
       
       Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, spricht sich für
       eine Rückkehr zu einem strikteren Lockdown in Verbindung mit
       Ausgangssperren aus. „Es deutet sich zurzeit an, dass es unendlich lange
       dauert, bis wir aus diesem schleichenden Lockdown rauskommen“, sagte
       Scheele. Es wäre „wahrscheinlich besser, kurz und hart einzugreifen, um
       dann zu starten“. Auch der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung
       (ifo), Clemens Fuest, fordert einen harten zweiwöchigen Lockdown über
       Ostern. Der Kurs der Regierung bringe der Wirtschaft „verlängerte
       Unsicherheit und wachsende Schäden“.
       
       Bisher gelten in den Bundesländern und Kommunen [2][völlig unterschiedliche
       Maßnahmen] – vom Ausprobieren weitreichender Teststrategien wie etwa in
       Tübingen bis hin zu nächtlichen Ausgangsbeschränkungen wie in Brandenburg
       oder Mainz. Auch die vereinbarte Notbremse ab einem Inzidenzwert von 100
       wird nicht überall umgesetzt – zum Beispiel in NRW und Berlin. (mit ots,
       dpa, rtr)
       
       31 Mar 2021
       
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