# taz.de -- Nach Militärputsch in Myanmar: 23.000 Gefangene freigelassen
       
       > Myanmars Militärführung hat eine Amnestie für über 23.000 Häftlinge
       > verkündet. Die Massenproteste halten an, die Polizei setzt Gummigeschosse
       > ein.
       
 (IMG) Bild: Die Massenprotese in Myanmar halten an
       
       Rangun afp | Gestärkt durch [1][Sanktionen der USA sind Gegne]r der
       Militärjunta in Myanmar den siebten Tag in Folge auf die Straße gegangen.
       Die landesweiten Proteste blieben zunächst weitgehend friedlich, in der
       Stadt Mawlamyine setzte die Polizei jedoch Gummigeschosse [2][gegen
       Studenten] ein. Die Militärjunta ließ anlässlich eines Feiertags mehr als
       23.000 Inhaftierte aus Gefängnissen frei. Menschenrechtler befürchteten,
       dass die Armee damit in den überfüllten Gefängnissen Platz schaffen wolle
       für festgenommene Demonstranten.
       
       [3][Massenkundgebungen gab es am Freitag] unter anderem in der
       Handelsmetropole Rangun. Darunter waren auch Unterstützer unterschiedlicher
       Vereine der in dem Land beliebten englischen Fußballliga Premier League.
       Sie protestierten gemeinsam gegen die Militärjunta. „Ich hasse den
       Militärputsch mehr als Manchester United“, war auf einem Plakat zu lesen.
       
       In der östlichen Hafenstadt Mawlamyine schritt die Polizei gegen eine
       Sitzblockade von Studenten ein. Videoaufnahmen zeigten, wie die
       Sicherheitskräfte mehrere Demonstranten wegtrugen. Mindestens fünf Menschen
       wurden festgenommen. Die Teilnehmer der landesweiten Proteste fordern unter
       anderem die Freilassung der vom Militär abgesetzten und inhaftierten
       De-facto-Regierungschefin [4][Aung San Suu Kyi.]
       
       Militärchef Min Aung Hlaing Min Aung Hlaing rief die Streikenden dazu auf,
       die Arbeit wieder aufzunehmen. Sie sollten „im Interesse des Landes und der
       Menschen“ unverzüglich wieder an die Arbeitsplätze zurückkehren, sagte er
       laut Staatsmedien in einer Rede.
       
       ## Raum für neue politische Gefangene
       
       Massenentlassungen aus den überfüllten staatlichen Gefängnissen sind in dem
       asiatischen Land an wichtigen Feiertagen üblich. Einer weiteren Meldung
       zufolge wurden auch 55 ausländische Inhaftierte freigelassen.
       
       Bei den seit einer Woche anhaltenden Massenprotesten gegen die
       Militärführung wurden nach Angaben der Nichtregierungsorganisation
       Assistance Association for Political Prisoners (AAPP) bisher mehr als 260
       Menschen festgenommen. Viele von ihnen gehören der Nationalen Liga für
       Demokratie, der Partei von Suu Kyi an. Etwa 20 seien wieder freigelassen
       worden. Die Sicherheitskräfte setzten in den vergangenen Tagen vermehrt
       massive Gewalt gegen Demonstranten ein.
       
       AAPP warnte indes, die neuen Machthaber verfolgten mit den Freilassungen
       andere Ziele. Es bestehe die Sorge, dass so „Raum geschaffen werden soll
       für die Inhaftierung politischer Gefangener“, erklärte die Organisation.
       
       Die Armee hatte sich am 1. Februar an die [5][Macht geputscht] und Suu Kyi
       abgesetzt. Das Militär begründete sein Vorgehen mit Betrugsvorwürfen bei
       den zurückliegenden Wahlen, die mit einem Sieg der NLD endeten. Beweise für
       ihre Vorwürfe hat es bis heute nicht vorgelegt. Der Putsch beendete eine
       zehnjährige Phase des demokratischen Wandels in dem südostasiatischen Land.
       Er wurde von den westlichen Staaten scharf verurteilt.
       
       Die USA verhängten am Donnerstag Sanktionen gegen zehn Militärführer und
       drei Edelstein-Unternehmen in Myanmar. Betroffen davon ist unter anderem
       Militärchef Min Aung Hlaing. Mögliches Vermögen der Männer in den USA wird
       eingefroren, außerdem werden ihnen Geschäfte mit US-Bürgern untersagt. Auch
       das EU-Parlament forderte Sanktionen gegen die Militärführung.
       
       12 Feb 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Nach-Putsch-in-Myanmar/!5751593
 (DIR) [2] /Aktivist-ueber-Proteste-in-Myanmar/!5746829
 (DIR) [3] /Massenproteste-den-vierten-Tag-in-Folge/!5746718
 (DIR) [4] /Aung-San-Suu-Kyi/!5550576
 (DIR) [5] /Militaerputsch-in-Myanmar/!5746433
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Myanmar
 (DIR) Militärputsch
 (DIR) Massenproteste
 (DIR) Protest
 (DIR) Schwerpunkt Myanmar
 (DIR) Schwerpunkt Myanmar
 (DIR) Protest
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Geste des Protests: Drei Finger für Myanmar
       
       Die DemonstrantInnen in Myanmar nutzen ein Handzeichen aus der Filmreihe
       „Hunger Games“. Eigentlich stammt es woanders her.
       
 (DIR) Aktivist über Proteste in Myanmar: „Wir schaffen das auch ohne Handy“
       
       Die Generation Z protestiert in Myanmar gegen bewaffnete Militärs – mit
       Witz, Mut und Internet. Ein Vertreter berichtet von den Zielen der
       Bewegung.
       
 (DIR) Nach Putsch in Myanmar: USA kündigen Sanktionen an
       
       Die USA seien bereit „zusätzliche Maßnahmen zu verhängen“, so Präsident
       Biden. Sie sollen sich gegen führende Militärs richten.
       
 (DIR) Protestbewegung in Myanmar: Generation Freiheit
       
       Die Generäle in Myanmar wollen mit ihrem Putsch die Zeit zurückdrehen. Doch
       die Jugend will die Freiheit, in der sie aufgewachsen ist, nicht hergeben.