# taz.de -- Vor Corona ins Koma gefallen: Joe Flavill erkrankte trotzdem
       
       > Nach einem Unfall liegt der 19-jährige Brite seit März in der Klinik.
       > Obwohl er die Pandemie nicht mitbekam, infizierte er sich zweimal.
       
 (IMG) Bild: Joseph Flavill lag zehn Monate im Koma, die Welt hat sich seither drastisch verändert
       
       LONDON taz | Ob das Schicksal des 19-jährigen Joseph „Joe“ Flavill aus dem
       nordenglischen Tutbury [1][dem Skript des Spielfilms „Good Bye, Lenin“
       folgte, bleibt zu bezweifeln.] Der Teenager ist inzwischen jedoch zum
       Inbegriff eines Menschen geworden, an dem die Zeit vorbeigegangen ist:
       Bevor Corona Großbritannien in den Lockdown zwang, fiel Flavill
       verletzungsbedingt ins Koma.
       
       [2][Am 1. März 2020 wurde Flavill, der zu Fuß unterwegs war, von einem Auto
       angefahren,] anschließend lag er für zehn Monate mit einer schweren
       Gehirnverletzung in einem Krankenhaus in Leicester.
       
       23 Tage nach seinem Unfall veränderte sich schließlich die Welt, mit der
       Flavill vertraut war. Der junge Mann macht neuerdings Fortschritte in
       seiner Genesung; noch wissen seine Familie und Freunde jedoch nicht, ob er
       begreift, warum alle Menschen um ihn herum Gesichtsmasken und
       Schutzkleidung tragen und weshalb ihn keiner der ihm vertrauten Menschen
       besucht.
       
       Die bislang einzige Visite seiner Mutter hatte er zu seinem 19. Geburtstag
       im Dezember erhalten. Damals sei er jedoch kaum bei Bewusstsein gewesen,
       und ob er sie in voller Schutzkleidung und auf Abstand überhaupt erkennen
       konnte, ist unklar.
       
       So ganz ist Corona an Flavill trotzdem nicht vorbeigegangen: Seit er im
       Krankenhaus ist, erkrankte der junge Mann obendrein gleich zweimal an dem
       Virus. Seine Familie glaubt, dass er sich dessen wohl nicht bewusst gewesen
       sei, weil er sich zumindest bei Ausbruch der ersten Erkrankung noch im
       Komazustand befand.
       
       ## Mit den Freunden per Facetime in Kontakt
       
       Die Rehabilitation von Flavill, der als Sportfanatiker mit einer besonderen
       Leidenschaft für Hockey gilt, geht voran. Der Jugendliche liegt derzeit
       dazu in einer speziellen Klinik zur neurologischen, kognitiven und
       körperlichen Genesung in Stoke on Trent. Obwohl er nicht in der Lage ist zu
       sprechen, kann er mit Augenblinzeln und außerdem auch mit Lächeln, Arm- und
       Beinbewegungen kommunizieren – darunter sogar High Fives mit dem
       Krankenhauspersonal.
       
       Seine Familie und Freunde haben begonnen, mit ihm über Facetime zu
       sprechen, was seinen Gesichtsausdruck zwar aufhelle, aber die Ungewissheit
       darüber, was er verstehen kann, nicht ändere. Seine Mutter sehe ihn
       obendrauf regelmäßig aus der Ferne an der Türschwelle. „Wie erklärt man die
       Pandemie gegenüber jemandem, der die ganze Zeit im Koma lag? Was
       Gehirnverletzungen verursachen, ist ungewiss, und so haben wir keine
       Ahnung, was wir erwarten sollen“, erzählte Flavills Tante Sally britischen
       Medien. Flavill mache jedoch inzwischen gute Fortschritte, und deshalb
       versuche die Familie, positiv zu bleiben.
       
       Flavill hatte vor seinem Unfall ein Auszeitjahr nach seinem Schulabschluss
       begonnen und war kurz davor, eine Auszeichnung für seine sportlichen
       Aktivitäten zu erhalten. Nach dem Unfall hat Flavills Familie ein
       Crowdfunding zur Unterstützung der Kosten seiner Rehabilitation initiiert.
       
       3 Feb 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /!669061/
 (DIR) [2] https://www.theguardian.com/uk-news/2021/feb/02/teenager-emerges-after-10-month-coma-with-no-knowledge-of-pandemic
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
       
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