# taz.de -- Zustandsbericht über „NOlympic“-Bewegung: Die wollen nicht spielen
       
       > Gegen die Olympischen Spiele 2021 in Tokio, 2024 in Paris und 2028 in Los
       > Angeles gibt es Proteste. Zwei neue Bücher informieren darüber.
       
 (IMG) Bild: Anti-Olympia-Proteste vor dem Nationalstadion von Tokio im Juli 2020
       
       Es gibt Menschen, die hoffen, dass die Coronapandemie für sie den Job
       erledigt, den es doch zu erledigen gilt: die Olympischen Spiele in Tokio
       2021 abzusagen. Und vielleicht 2024 und 2028.
       
       Schon die naheliegende Frage, warum die Verantwortlichen am immer surrealer
       anmutenden Event festhalten und 2020 erst im letzten Moment zähneknirschend
       bereit waren, wenigstens einer Verschiebung zuzustimmen, führt in die
       Themen zweier Neuerscheinungen. Es geht um die Anti-Olympia-Bewegung –
       einmal um Tokio 2021, ein anderes Mal primär um Los Angeles 2028, aber auch
       um Tokio, Paris und andere.
       
       Jules Boykoff ist Politologe und war als Fußballprofi für die USA bei
       Olympia 1992 in Barcelona. Mit „NOlympians“ legt er einen Zustandsbericht
       über die und vor allem aus der Anti-Olympia-Bewegung gegen die 28er-Spiele
       vor.
       
       Boykoff taucht auch im zweiten Band auf, um den es hier geht. Im
       Sammelband, der am Ostasiatischen Institut der Uni Leipzig entstand, geht
       es um viele Aspekte. Gleich 18 Argumente referiert Herausgeberin Steffi
       Richter, unter anderem die stets explodierenden Kosten, die Vertreibung
       sozial Schwacher aus den Innenstädten, die ökologischen Schäden, den
       Einsatz schlecht bezahlter Arbeiter auf den Olympiabaustellen bei
       gleichzeitigem Verzicht auf Arbeitssicherheit, die Korruption und die
       Aufrüstung der Polizei. Und es gibt auch Argumente, die konkret mit den
       Bedingungen in Japan zusammenhängen: das ist nicht zuletzt Fukushima. Für
       Tokio 2021 wird ganz unverfroren das Etikett „Wiederaufbauspiele“ vergeben,
       um zu zeigen, dass Japan die Atomkatastrophe von 2011 bewältigt habe.
       
       ## Stark sind immer die Obdachlosenbewegungen
       
       Die allgemeinen und die auf die Stadt Los Angeles bezogenen Gründe
       diskutiert auch Boykoff in seinem Buch. Hier ist es vor allem das Erbe der
       Spiele von 1984, des ersten privatkapitalistisch organisierten
       Olympia-Events, das es gab. Von dem der Öffentlichkeit gegebenen
       Versprechen, dass etwa auch der Jugendsport oder Public-Health-Projekte von
       den Erlösen profitieren sollten, blieb nichts übrig. Stattdessen hat die
       2028-Kampagne mit Fotos von Tommie Smith und John Carlos geworben, wie sie
       1968 ihre Fäuste in den mexikanischen Himmel reckten.
       
       Beide Bücher stellen ausführlich die jeweiligen NOlympic-Bewegungen vor. In
       beiden Städten sind die Obdachlosenbewegungen sehr wichtig. Boykoff geht
       zwar – leider – kaum auf Paris 2024 ein, gibt aber Einblicke in frühere
       teils erfolgreiche Protestbewegungen, etwa Denver 1976 und Toronto 1996.
       
       Kurz gesagt: Die Covid-Pandemie mag vergehen, die olympische bleibt als
       Thema erhalten.
       
       2 Feb 2021
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martin Krauss
       
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