# taz.de -- Impfdiebstahl in Österreich: Spritze mit Bürgermeisterbonus
       
       > In Österreich liegt kein Impfplan vor, es herrscht Verunsicherung. Manche
       > wehren sich gegen eine Impfung, andere drängeln sich vor.
       
 (IMG) Bild: Protest gegen Impfzwang in Wien – zeitgleich versuchen Lokalpolitiker sich Impfungen zu erschwindeln
       
       Wie verschieden doch die Menschen sind! Vergangenen Samstag marschierten
       [1][in Wien über 10.000 Wirrköpfe gegen Lockdown und Impfzwang]. In
       Österreichs Gemeinde- und Bezirksämtern liegt ein Volksbegehren „Für
       Impf-Freiheit“ zur Unterschrift aus: „Der Staat hat kein Recht, seine
       Bürger dazu zu zwingen, sich irgendwelche Substanzen in den Körper
       injizieren zu lassen, auch nicht indirekt, durch den Entzug von
       Grundrechten.“ Gefordert wird ein Verfassungszusatz, der die Privilegierung
       von Geimpften verbietet.
       
       Gleichzeitig [2][versuchen Lokalpolitiker, sich eine Impfung zu
       erschwindeln], indem sie Alten- und Pflegeheimen just dann einen Besuch
       abstatten, wenn dort geimpft wird. Die meisten sind weit entfernt von den
       Gruppen, die aus Alters- oder Gesundheitsgründen weit oben auf der Liste
       stehen. Ihr Argument: Man wolle doch nur eine überzählige Dosis vor dem
       Entsorgen bewahren. Die Gemeindekaiser sehen sich wegen ihres ständigen
       Kontakts zur Bevölkerung eben besonders gefährdet. Einige zeigen sich
       einsichtig, wenn die Medien ihnen auf den Pelz rücken, aber bei Weitem
       nicht alle.
       
       Dieser Run auf die bisher äußerst knappen Vakzine, die die entscheidende
       Trendumkehr im Pandemieverlauf bringen sollen, wirft nicht nur ein wenig
       schmeichelhaftes Bild auf Lokalpolitiker, die ihre Privilegien skrupellos
       ausnutzen. Die Furcht, zu spät dranzukommen, ist auch der irrlichternden
       Kommunikation der Bundesregierung geschuldet.
       
       So spielt sich Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) als der Wunderwuzzi auf,
       der bei den Pharmafirmen Druck machen will, damit sie mehr und schneller
       liefern, obwohl bekannt ist, dass die Beschaffung über die EU zentral
       gesteuert wird. Und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat bisher
       nicht schlüssig erklärt, warum vier Wochen nach der Zulassung des
       Biontech/Pfizer-Impfstoffs noch immer kein verbindlicher Impfplan vorliegt.
       Das schürt Verunsicherung und eine „Rette sich, wer kann“-Mentalität in
       einer Bevölkerung, die nach zehn Monaten Pandemie ihr altes Leben
       zurückhaben will.
       
       20 Jan 2021
       
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