# taz.de -- CDU in Sachsen-Anhalt: Das Abgrenzungsproblem
       
       > Die Nähe der CDU in Sachsen-Anhalt zur AfD ist notorisch: Ein
       > Rechtsextremer wurde in Wernigerode offen von der CDU für ein Amt
       > empfohlen.
       
 (IMG) Bild: Peter Gaffert, Oberbürgermeister von Werningerode, hat auf den falschen Kandidaten gesetzt
       
       Der Druck wirkte. Am Donnerstag sollte Rüdiger Dorff in Wernigerode
       stellvertretender Oberbürgermeister werden. In der idyllischen Harzstadt in
       [1][Sachsen-Anhalt] hatte Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) den
       Leiter des Dezernat Gemeinwesen vorgeschlagen.
       
       Mit großen Worten empfahl Gaffert den mit CDU-Unterstützung getragenen
       Kandidaten. Er sei seine „erste Wahl“. Die „erste Wahl“ steht jetzt aber
       nicht mehr zur Wahl. In einer Pressemitteilung der Stadt teilte Gaffert
       mit, dass Dorff nicht mehr antreten möchte. Seit Jahren ist in der Stadt
       bekannt, dass Dorff aus der extrem rechten „Deutschen Gildenschaft“ und
       „Freibund – Bund Heimattreuer Jugend e.V.“ kommt. Bereits vor vier Jahren
       verhinderte eine Debatte um seinen Hintergrund, dass er Vizebürgermeister
       wurde. Ihn trotzdem als Kandidaten zu präsentieren, offenbart die
       anhaltenden Abgrenzungsprobleme des konservativen Milieus zum extrem
       rechten Spektrum in Sachsen-Anhalt. Drastischer formuliert, ist es ein
       politischer Offenbarungseid.
       
       In der Stadt lösten aber wohl erst Berichte der Volksstimme und der taz
       über Dorffs erneute Kandidatur trotz der politischen Vita stärkeren Druck
       aus. Eine Demonstration wurde angemeldet, eine Onlineptition gestartet,
       Hintergrundgespräche liefen. Der Rückzug folgte. Dass Gaffert in der
       Mitteilung die Entscheidung bedauert und Dorff sich als Opfer ausführlich
       darstellen kann, belegt erneut die Problematik. Auf kommunaler Ebene
       spiegelt sich die landespolitische Ebene – und umgekehrt. Im „Großen“ stört
       es die [2][Landes-CDU] nicht, der [3][AfD im Landtag] bei der Debatte um
       die Rundfunkerhöhung zuspielen, im „Kleinen“ kann sie dann auch einen
       Kandidaten von weit rechts empfehlen. Das Habituelle und Politische ist
       hier nahe beieinander.
       
       Die Strategie der extremen Rechten, in die Institutionen zu gehen – von
       Verwaltung bis Justiz –, um politischen Einfluss zu gewinnen, wurde bislang
       ignoriert. In den vergangenen Jahren hat nicht nur der geschasste
       Innenminister, sondern die Landes-CDU immer wieder mit der AfD
       geliebäugelt. Das Symptom Sachsen-Anhalt ist also nicht überraschend –
       erregt jetzt aber wenigstens öffentliche Aufmerksamkeit und Widerstand.
       
       9 Dec 2020
       
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