# taz.de -- Bildung und Corona: Schulen dürfen nicht schließen
       
       > Es gibt nur wenige Hotspot-Schulen in der Republik, dafür aber viele, wo
       > der Betrieb unter Pandemiebedingungen mal besser, mal schlechter läuft.
       
 (IMG) Bild: Großer Diskussionspunkt in der Coronakrise: die Schulen, hier in Hamburg
       
       Unwillige Schüler bekommen schon mal eine 6 wegen Leistungsverweigerung.
       Eine Zensur, die sich GEW und Philologenverband als Vertreter der
       Lehrerinnen und Lehrer dieses Landes redlich verdient haben. Seit dem Ende
       der Sommerferien lassen sie nichts unversucht, [1][um Schulen zu
       Infektionshotspots hochzuschreiben], obwohl das die Zahlen nicht hergeben.
       300.000 Schülerinnen und bis zu 30.000 Lehrer sind derzeit bundesweit in
       Quarantäne. Das klingt viel, das sind aber gerade einmal drei Prozent der
       Schülerschaft im Land. Entsprechend wenige Schulen müssen wegen zu hoher
       Infektionszahlen derzeit schließen.
       
       Es gibt also nur wenige Hotspot-Schulen in der Republik, dafür aber ganz
       viele, wo der Schulbetrieb unter Pandemiebedingungen mal besser, mal
       schlechter läuft. Natürlich ist es ungemütlich, im November bei
       aufgerissenen Fenstern im Klassenzimmer zu sitzen oder im Sportunterricht
       Maske tragen zu müssen. Es ist eine Zumutung für Schülerinnen und Lehrer.
       Aber immer noch besser, als die pädagogische Flickschusterei im Frühjahr,
       bei der viele Kinder im Homeschooling gleich ganz verloren gingen und es so
       manche LehrerIn schon für Digitalunterricht hielt, wenn er/sie die Aufgaben
       für das Selbststudium per Mail verschickt hat.
       
       Vielleicht könnten es die [2][engagierten und leidenschaftlichen
       Pädagogen], von denen es ja viele gibt, ihren Funktionären einmal
       weitersagen: Alles ist besser, als jetzt Schüler wieder ins Homeschooling
       zu verbannen. Schon klar, die GEW sieht sich vom Robert-Koch-Institut
       unterstützt. Das Institut hatte ja den Intervallunterricht empfohlen. Aber
       gerade das zeigt, dass Wissenschaftler Politikern die Abwägung nicht
       abnehmen können. Denn Virologen haben jede Menge Ahnung von der Pandemie,
       können aber nicht abschätzen, welche Schäden eine erneute und
       deutschlandweite Einschränkung des Unterrichts verursachen würde. Die
       Lehrergewerkschaften müssten das aber wissen.
       
       Der Staat hat Beamte, damit er sich gerade in Krisenzeiten darauf verlassen
       kann, dass von ihnen staatliche Grundfunktionen aufrechterhalten werden. Er
       kann sie sogar über die vereinbarten Arbeitszeiten hinaus
       dienstverpflichten. Stattdessen konnten sich Lehrerinnen in
       Baden-Württemberg während der Pandemie sogar eine Zeit lang ohne weiteres
       selbst attestieren, zur Risikogruppe zu gehören und zu Hause bleiben. Ja,
       es ist mit einem gewissen Risiko verbunden, täglich hundert Schülern zu
       unterrichten, von denen man nicht weiß, ob sie nach der Schule die Maske
       fallen lassen und die Köpfe zusammenstecken. Aber ein viel höheres Risiko
       gehen zum Beispiel Polizeibeamtinnen ein, nicht nur, wenn sie
       Querdenker-Demos auflösen müssen. Sollten die Ministerpräsidenten also dem
       Lobby-Druck von GEW und Philologenverband nachgeben, dann können sie das
       Beamtentum für Lehrer gleich mit abschaffen.
       
       24 Nov 2020
       
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