# taz.de -- Berliner Schulen in der Pandemie: Das Experiment geht weiter
       
       > Die Schulen bleiben so voll, wie sie sind: Nur einige wenige Jahrgänge
       > dürfen ins Teilzeit-Homeschooling geschickt werden, hat der Senat
       > beschlossen.
       
 (IMG) Bild: Gut durchgelüftet: Unterricht im Corona-Jahr 2020
       
       Berlin taz | Am Ende war aller Druck, den Lehrerverbände und Gewerkschaften
       versucht hatten aufzubauen in den vergangenen Tagen, vergeblich: Die
       Schulen bleiben so offen – man könnte auch sagen: die Klassen bleiben so
       voll –, wie sie sind. Präsenzunterricht bleibt die Regel und Homeschooling
       bleibt die Ausnahme, zumindest gilt das für die allermeisten SchülerInnen
       in Berlin. Lediglich die Jahrgänge 8 und 9 an Gymnasien sowie 8 und 11 an
       den Integrierten Sekundarschulen dürfen von den Schulen in den sogenannten
       Wechselunterricht mit halbierten Klassen und also halbierter Anwesenheit in
       der Schule geschickt werden – wenn die Inzidenz berlinweit die Marke 200
       Covid-19-Infektionen pro 100.000 EinwohnerInnen überschreitet.
       
       So hat es der Senat am Donnerstagabend auf Grundlage der jüngsten
       Länderbeschlüsse mit der Kanzlerin festgelegt. Das Ganze gilt übrigens
       nicht schon ab Montag, sondern erst ab dem 7. Dezember. Und: Die Änderung
       im Corona-Regelwerk für die Schulen ist ausdrücklich nicht als
       „Muss-“Bestimmung formuliert. Die Schulen haben „die freiwillige
       Möglichkeit“ einzelne Jahrgänge ins Teilzeit-Homeschooling zu schicken,
       erklärt die Bildungsverwaltung. „Voraussetzung dafür ist ein Beschluss der
       Schulkonferenz sowie ein tragfähiges Konzept für das Alternativszenario.“
       
       Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) will es den Schulen also bloß nicht
       zu leicht machen, sich ins „Alternativszenario“ zu verabschieden. Seit in
       den Herbstferien die [1][Infektionszahlen auch in den Schulen steigen],
       fährt sie bereits eisern die Linie: Die Schulen bleiben offen.
       
       Scheeres’ Hauptargument: Kindern, die zu Hause wenig Unterstützung bekommen
       oder in beengten Wohnverhältnissen nicht gut lernen können, nicht auch noch
       den Lern- und Sozialraum Schule zu nehmen. Viele Schulleitungen und
       LehrerInnen geben ihr da auch recht – zumal zahlreiche Schulen, sei es
       mangels digitaler Ausstattung oder mangels Konzepten, auch noch keine
       tragfähigen Lösungen für alternativen Unterricht zu Hause haben.
       
       ## Abschlussjahrgänge bleiben in der Schule
       
       Entsprechend erfreut zeigte sich Scheeres ob der gefassten Beschlusslage im
       Senat: Die Tatsache, „dass die Abschlussjahrgänge grundsätzlich im
       Präsenzunterricht bleiben“, stärke die „Bildungsgerechtigkeit“ und sorge
       dafür, dass niemand „den Anschluss“ verliere.
       
       Weil die Jahrgänge 11 bis 13 und die Klassen 9 (nur an Sekundarschulen) und
       10 relevant sind fürs Abitur und die Berufsbildungsreife beziehungsweise
       den Mittleren Schulabschluss, bleibt kaum eine Jahrgangsstufe übrig, die
       nicht Abschlussklasse ist.
       
       Wechselunterricht an Grundschulen stand von vornherein nicht zur
       Diskussion. Damit bleibt auch [2][Scheeres’ Stufenplan] weitgehende
       bestehen: Erst wenn die Corona-Ampel Rot zeigt für eine Schule, weil sich
       Fälle dort häufen oder mehrere Lerngruppen in Quarantäne müssen, dürfen die
       Schulen grundsätzlich die Klassen halbieren. Ob das so weit ist,
       entscheiden für jede Schule das Gesundheitsamt und die Schulaufsicht im
       Bezirk – die Schulleitungen haben ein Mitspracherecht.
       
       Die Gewerkschaft GEW zeigte sich enttäuscht: „Man hat das notwendige
       Minimum aus den gemeinsamen Bund-Länder-Beschlüssen umgesetzt“, sagte
       Landesvorsitzender Tom Erdmann am Freitag. „Das wird dem
       Sicherheitsbedürfnis der Beschäftigten an den Schulen nicht gerecht.“
       
       Verschärft wurde indes die Maskenpflicht: Nun müssen auch die Klassen 5 und
       6 an Grundschulen Masken auch im Unterricht tragen, wenn die Inzidenz im
       Bezirk bei über 200 liegt. Bisher war die Maske im Unterricht erst ab
       Klasse 7 Pflicht.
       
       Auf Empörung stieß das bei Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek: „Ich bin
       erschüttert, dass wir eine [3][#Maskenpflicht] für Grundschüler einführen“,
       twitterte sie. Etwas nüchterner sieht das die Praxis in Person von GEW-Chef
       Erdmann: „Die Kinder kommen erstaunlich gut damit zurecht.“ Und um die geht
       es ja, und nicht zuletzt, auch.
       
       27 Nov 2020
       
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 (DIR) Anna Klöpper
       
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