# taz.de -- Verurteilter Ex-Spion darf USA verlassen: Jonathan Pollard sagte bye
       
       > Sein Fall hatte das Verhältnis zwischen den USA und Israel über
       > Jahrzehnte belastet. Nun darf ein ehemaliger Spion aus den USA ausreisen.
       
 (IMG) Bild: Die Aufregung um ihn hatte sich zuletzt gelegt: Ex-Spion Jonathan Pollard
       
       Aus dem Gefängnis war Jonathan Pollard schon 2015 entlassen worden. [1][30
       Jahre seiner lebenslangen Haftstrafe] hatte er da abgesessen. Jetzt, mit
       inzwischen 66 Jahren, kann Pollard nach Ablauf seiner fünfjährigen
       Bewährungsfrist die USA verlassen. Er will nach Israel zu seiner Frau
       ziehen, sagen die Anwälte eines der prominentesten Spione, die je in den
       USA gefasst und verurteilt wurden.
       
       Der US-Staatsbürger Jonathan Pollard war 1985 ertappt worden, als er als
       Nachrichtenoffizier der US-Marine über Dokumente verfügte, die nicht zu
       seinem Aufgabenprofil passten. Vom FBI befragt, hatte er schließlich
       zugegeben, gegen Bezahlung für Israel spioniert zu haben, war dafür
       angeklagt und 1987 zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
       
       Die damaligen Geheimdienste der USA waren entsetzt über das Ausmaß der als
       geheim eingestuften Informationen, die Pollard Israel zur Verfügung
       gestellt hatte. Sie sorgten dafür, dass alle Bitten Israels um vorzeitige
       Haftentlassung Pollards stets abgelehnt wurden, obwohl die USA dem Land in
       enger Partnerschaft verbunden waren. 1995 verlieh Israel Pollard die
       israelische Staatsbürgerschaft, bis heute feiert es ihn als Helden. Seine
       Frau, die mit ihm gemeinsam, aber nur zu 5 Jahren Haft verurteilt worden
       war, wurde 1989 freigelassen. Kurz darauf ließen sich die beiden scheiden.
       
       ## Abschiedsgeschenk Trumps an Netanjahu
       
       Der Fall Pollard bildete über mehrere Jahrzehnte eine der wenigen schweren
       Belastungen im US-amerikanisch-israelischen Verhältnis. Als Pollard 2015
       nach Verbüßung von 30 Jahren Haft die Freilassung gewährt wurde,
       interpretierte man das auch als Versuch der damaligen Regierung unter
       Präsident Barack Obama, damit die Regierung Netanjahu zu einer weniger
       harten Ablehnung des [2][Atomabkommens mit Iran] zu bewegen. Wenn das
       tatsächlich der Plan gewesen sein sollte, so hat er nicht funktioniert.
       
       Unter Donald Trump ist die US-Politik in den vergangenen vier Jahren davon
       abgekommen, Israel irgendwelche Zugeständnisse in Richtung einer
       Zweistaatenlösung abzuverlangen – im Gegenteil erfüllte Trump ohne jedes
       Einlenken der Regierung Netanjahu viele ihrer lang gehegten Wünsche, etwa
       die Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem. Manche
       interpretieren daher auch die Nichtverlängerung der Bewährungsauflagen von
       Jonathan Pollard als letztes Abschiedsgeschenk Trumps an Benjamin
       Netanjahu.
       
       Aber auch in den US-Geheimdienstkreisen hat sich die Aufregung so viele
       Jahre später längst gelegt. „Wenn er seine Strafe abgesessen und die
       Bewährungszeit überstanden hat, sehe ich keinen Schaden darin, ihn nach
       Israel gehen zu lassen“, zitiert die New York Times den ehemaligen
       Vorsitzenden des National Intelligence Council, Gregory F. Treverton. „Alle
       Geheimnisse, die er kennt, sind heute veraltet.“ Gleichzeitig hat sich die
       Zusammenarbeit beider Geheimdienste deutlich intensiviert, so etwa bei der
       Ermordung des iranischen Topgenerals Qasim Suleimani im Januar dieses
       Jahres.
       
       22 Nov 2020
       
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