# taz.de -- Einsatz im Dannenröder Wald: Wieder ein Absturz bei der Räumung
       
       > Während die Polizei ins Innere des Waldes vordringt, häufen sich die
       > teils schweren Unfälle. Die Polizei setzt Elektroschocker ein.
       
 (IMG) Bild: Aktivist:innen von Ende Gelände blockieren am Sonntag einen Bagger
       
       Hamburg taz | Die Besetzer*innen des Dannenröder Waldes konnten am Sonntag
       für einen Tag durchatmen – am Wochenende waren 400 Aktivist*innen von Ende
       Gelände aus verschiedenen Städten zur Unterstützung angereist. Ab dem
       frühen Sonntagmorgen blockierten sie einen Bagger am nördlichen Waldrand,
       die Räumungsarbeiten standen den Tag über still.
       
       Die Klimaaktivist*innen hatten die Massenaktion vorher angekündigt, die
       Polizei war darauf eingestellt und verkündete Sonntagfrüh, für den Tag auf
       Rodungen zu verzichten – „aus Rücksicht auf den Totensonntag“.
       Räumungsarbeiten sollten aber trotzdem stattfinden. Damit die schweren
       Maschinen in den Wald fahren können, müssen herumliegende Baumstämme
       beiseitegeschafft und der matschige Waldboden beschottert werden. Das
       verhinderten die Aktivist*innen. Die Polizei stellte sich mit mehreren
       Hundertschaften, einem Helikopter und zwei Wasserwerfern im Wald auf. Bis
       Redaktionsschluss blieb alles friedlich.
       
       „Wir senden Grüße aus dem Wald an den Bundesparteitag der Grünen“, sagte
       die Ende-Gelände-Sprecherin Ronja Weil am Wochenende der taz. Die Grünen
       hatten sich am Samstag geeinigt, das 1,5-Grad-Ziel zur Grundlage ihrer
       Politik zu machen. „Wir zeigen hier schon mal, wie das geht“, sagte Weil.
       Und drohte in Richtung der Hessischen Landesregierung: „Wenn sie die
       gewalttätige Räumung fortführen, werden wir die Rodung zu ihrem politischen
       Disaster machen.“
       
       Am Samstag war es erneut zu einem schweren Unfall im Wald gekommen. Eine
       Frau stürzte aus einer Holzplatform in vier bis sechs Meter Höhe und kam
       schwer verletzt ins Krankenhaus. Nach Informationen der Polizei ist sie
       nicht in Lebensgefahr. Die Plattform war in eine Schieflage geraten, sodass
       die Frau abrutschte – warum, ist laut Polizei noch nicht klar, die
       Staatsanwaltschaft Gießen ermittele.
       
       Aktivist*innen schilderten hingegen, dass Polizist*innen auf ein Seil
       gestiegen waren, das die Höhenplattform gesichert hatte. Als sie wieder vom
       Seil traten, sei die Plattform so stark ins Schwanken gekommen, dass die
       Aktivistin abstürzte.
       
       ## Zahl der Unfälle steigt
       
       Seit die Polizei langsam, aber stetig immer weiter in das Innere des Waldes
       vordringt, häufen sich gewaltvolle und teils lebensbedrohliche Situationen.
       Vor einer Woche war eine Aktivistin aus fünf Meter Höhe [1][abgestürzt und
       lebensgefährlich verletzt worden], weil die Polizei ein Sicherungsseil
       durchgeschnitten hatte. Nur einen Tag später fiel eine andere Person aus
       dem gleichen Grund aus einem travers gespannten Seil, war aber doppelt
       gesichert und pendelte lediglich zwischen den Baumstämmen – was auch zu
       schweren Verletzungen führen kann.
       
       Am Samstag setzte die Polizei in 20 Meter Höhe einen Taser ein. Zwei
       Personen hätten sich auf der Höhenplattform so stark umarmt, dass die
       Kletterpolizist*innen sie nicht anders hätten lösen können, [2][erklärte
       das Social-Media-Team der Polizei]. Die Elektroschocker verursachen eine
       schmerzhafte Muskelkontraktion im ganzen Körper und können etwa bei
       Herzfehlern oder unter Drogeneinfluss tödlich wirken.
       
       Die Besetzer*innen appellierten erneut an die hessischen Grünen, den
       Einsatz zu stoppen. „Für jede Gefährdung von Menschenleben, jede
       Verletzung, jedes Trauma sind die Grünen mitverantwortlich, so lange sie
       den Einsatz mittragen“, sagte eine Sprecherin.
       
       22 Nov 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Polizeieinsatz-im-Dannenroeder-Forst/!5725394
 (DIR) [2] https://twitter.com/Polizei_MH/status/1330047040634568704/photo/1
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Katharina Schipkowski
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Autobahnbau
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Dannenröder Forst
 (DIR) Umweltschutz
 (DIR) Polizei Bremen
 (DIR) Dannenröder Forst
 (DIR) Umweltaktivisten
 (DIR) Extinction Rebellion
 (DIR) keineA49
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Debatte über Taser als Polizei-Waffe: SPD steht auf Elektroschocker
       
       Nur selten hat die Bremerhavener Polizei in der zweijährigen Testphase
       Taser eingesetzt. Dafür aber auch gegen psychisch Kranke –und als
       Schmerzwaffe.
       
 (DIR) Dannenröder Wald statt A49: Rodungsstopp gefordert
       
       Hessens Verkehrsminister könnte den Bau der A49 doch noch stoppen. Das sagt
       der BUND unter Berufung auf ein Gerichtsurteil.
       
 (DIR) Gegen den Ausbau der A49: Abseilen für den Dannenröder Forst
       
       Wieder seilen sich Aktivist:innen von Autobahnbrücken ab. Zuletzt kam es
       bei einer ähnlichen Aktion zu einem schweren Unfall.
       
 (DIR) Extinction Rebellion gegen A 49: Blockierer fordern Aus für Autobahn
       
       Aktivist*innen von XR blockieren das Gebäude der Autobahnplaner. Für die A
       49 soll der Dannenröder Forst gerodet werden.
       
 (DIR) Gegen die Rodung für die A49-Autobahn: Der besetzte Dannenröder Forst
       
       Die A49 soll durch den Dannenröder Forst gebaut werden. UmweltschützerInnen
       haben ihn besetzt und müssen auch den grünen Umweltminister überzeugen.