# taz.de -- Nach der US-Wahl: Trumps gefährliche Fanbasis
       
       > Die Welt ist voll von verbitterten Politiker*innen. Das Problem bei
       > US-Präsident Trump ist: Er hat eine ihm ergebene und teils militante
       > Bewegung.
       
 (IMG) Bild: Sollte er verlieren, wird Trump vor seinen Anhängern behaupten, dass bei der Wahl getrickst wurde
       
       Es ist ein unwürdiges Schauspiel, das US-Präsident Donald Trump gerade
       aufführt, auch wenn es niemanden überraschen kann. Trump folgt exakt dem
       Szenario, das er selbst seit Monaten angekündigt hat. Eine Gefahr für die
       Demokratie ist es im Prinzip nicht, wenn der Präsident versucht,
       Auszählungen in Bundesstaaten zu stoppen, in denen er selbst gerade noch
       führt, oder die Legitimität von Stimmzetteln anzuzweifeln, wo er hinten
       liegt. Das ist durchsichtig, peinlich und unwürdig, aber nicht gefährlich.
       
       Jedenfalls ist es dann nicht gefährlich, wenn [1][er den normalen Rechtsweg
       beschreitet] und unabhängige Gerichte aufgrund der vorgelegten Argumente
       und Beweise entscheiden werden. So wie die Rechtsstreitigkeiten in den
       vergangenen Wochen verlaufen sind, muss man sich darum keine Sorgen machen
       – nicht einmal dann, wenn Trump durch alle Instanzen gehen sollte. Das ist
       sein Recht.
       
       Das Problem liegt woanders: Selbst wenn sich Trump schließlich doch
       gezwungen sähe, einen Wahlsieger Biden zu akzeptieren, wird er nicht von
       seiner schon präventiv aufgestellten Behauptung ablassen, seine Niederlage
       sei durch Wahlbetrug zustande gekommen.
       
       Wenn er diesen Groll einfach mit nach Hause nähme und in einem [2][seiner
       geschmacklosen Prunkgemächer] still vor sich hin zetern und weinen würde,
       wäre das egal: Die Welt ist voll von verbitterten Ex-Politiker*innen, die
       der Meinung sind, dass ihnen Unrecht angetan wurde.
       
       Aber aufsetzend auf eine schon länger existierende radikale Rechte in- und
       außerhalb der Republikanischen Partei hat Trump in den vergangenen vier
       Jahren eine ihm treu ergebene und in Teilen militante Bewegung geschaffen,
       die seine Abneigung gegenüber demokratischen und rechtsstaatlichen
       Strukturen in offene Ablehnung und Feindschaft verwandelt hat.
       
       ## Bidens hohle Worte
       
       Diese Leute haben vier Jahre lang nicht nur keine Worte der Mäßigung aus
       dem Weißen Haus gehört – ganz im Gegenteil. Sie können kaum anders, als
       ganz im Stil der QAnon-Verschwörungsideologen daran zu glauben, dass Kräfte
       der alten Eliten, des „Establishments“ oder des „Deep State“ Trump aus dem
       Weißen Haus getrickst hätten. Wie es möglich sein soll, mit diesem
       inzwischen viel zu groß gewordenen Teil der Gesellschaft, der in der
       Demokratie kräftig mitwirkt (ohne ihre Regeln aber mitzutragen), zu einer
       gesellschaftlich zivilisiert geführten Auseinandersetzung zu kommen, ist
       völlig unklar.
       
       Die Worte Joe Bidens vom Mittwoch, es gehe nach der Wahl darum, die
       Rhetorik herunterzufahren, sich nicht gegenseitig als Feinde zu betrachten
       und die Einheit zu suchen, klingen unrealistisch und hohl wie nie zuvor.
       Trump mag das Weiße Haus verlassen müssen – die zerstörerische Kraft des
       Trumpismus bleibt.
       
       5 Nov 2020
       
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 (DIR) Bernd Pickert
       
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