# taz.de -- Aktuelle Entwicklungen in der Coronakrise: Spahn appelliert an Bürger:innen
       
       > Der Gesundheitsminister mahnt, sich an die Coronaregeln zu halten.
       > Dietmar Woidke ist infiziert. Das RKI meldet 15.352 Neuinfektionen.
       
 (IMG) Bild: Ist überzeugt, dass es keine Alternative zum erneuten Teil-Lockdown gab: Jens Spahn
       
       ## „Höhepunkt“ laut Spahn noch nicht erreicht
       
       Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht Corona als enorme
       Herausforderung sowohl für die Staatsführung als auch für die Bürger.
       „Diese Pandemie ist eine echte Mammutaufgabe für uns als Regierung und für
       jede und jeden Einzelnen in der Gesellschaft“, sagte er am Dienstag in
       Berlin. Der „Höhepunkt“ dieser Aufgabe sei noch nicht erreicht. „Wir sind
       in einer entscheidenden Phase“, betonteSpahn. „Die Lage ist ernst.“
       
       Zur Infektionslage in Deutschland sagte Spahn, es gebe „nichts zu
       beschönigen“. Die Zahl der Infizierten steige „exponentiell“, auch die Zahl
       derjenigen, die wegen einer Covid-19-Erkrankung beatmet werden müsse,
       steige „stark – zu stark“.
       
       „Um die Pandemie in Griff zu behalten, mussten wir die Notbremse ziehen“,
       sagte Spahn mit Blick auf die seit Montag geltenden neuen Beschränkungen.
       Es werde ein schwieriger November sein. Auch nach Ablauf diesen Monat
       würden alle weiterhin „vorsichtig sein müssen“.
       
       Spahn appellierte direkt an die Bürger, die Bemühungen zur Eindämmung der
       Pandemie zu unterstützen. „Am Ende kommt es auf jeden Einzelnen an, auf Sie
       ganz persönlich.“ Jeder könne einen Unterschied machen. „Wir wissen, wie es
       geht.“ (afp)
       
       ## Brandenburgs Ministerpräsident erkrankt
       
       Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) ist positiv auf das
       Coronavirus getestet worden. Er habe nach ersten Erkältungserscheinungen am
       Sonntag keine Diensttermine mehr wahrgenommen und stets Abstand gehalten,
       teilte Regierungssprecher Florian Engels am Dienstag in Potsdam mit. Die
       ärztliche Mitteilung zum Ergebnis des Tests vom Montag habe Woidke am
       Dienstagmorgen erhalten. Nun würden Kontaktpersonen identifiziert, die – in
       Abhängigkeit von Kontaktsituationen mit Woidke seit vergangenem Freitag –
       in häusliche Quarantäne gingen.
       
       Woidke hatte am Samstag an der Eröffnung des Flughafens BER in Schönefeld
       teilgenommen. Dort waren unter anderem auch Bundesverkehrsminister Andreas
       Scheuer (CSU), Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup, Berlins Regierender
       Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Lufthansa-Chef Carsten Spohr zu
       Gast. Sie standen auf einem Podium mit Woidke.
       
       Der Regierungschef ist der erste Politiker der Brandenburger
       Landesregierung, bei dem ein positives Testergebnis auf das Coronavirus
       bekannt wurde. Woidke habe alle Mitarbeiter:innen der Staatskanzlei in
       einer Mail über das Testergebnis informiert, berichtete der
       Regierungssprecher. Darin schreibe Woidke: „Mir geht es den Umständen
       entsprechend gut. Ich habe leichte Erkältungssymptome. Ich hoffe auf einen
       milden Verlauf und wünsche Ihnen: Bleiben Sie gesund!“ (dpa)
       
       ## Über 15.000 Neuinfektionen
       
       Die lokalen Behörden in Deutschland haben dem Robert-Koch-Institut (RKI)
       15.352 neue Infektionen mit dem [1][Coronavirus] binnen eines Tages
       gemeldet. Am Dienstag vor einer Woche hatte die Zahl bei 11.409 gelegen.
       Mit 19.059 Neuinfektionen war am Samstag ein neuer Höchstwert seit Beginn
       der Coronapandemie in Deutschland erreicht worden.
       
       Insgesamt haben sich seit Beginn der Coronakrise 560.379 Menschen in
       Deutschland nachweislich mit Sars-CoV-2 angesteckt, wie das RKI am frühen
       Dienstagmorgen meldete (Datenstand 03.11., 00.00 Uhr). Die Zahl der
       Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg bis Dienstag um 131 auf
       insgesamt 10.661.
       
       Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag in Deutschland laut RKI-Lagebericht
       vom Montag bei 1,07 (Vortag: 1,13). Das bedeutet, dass zehn Infizierte
       knapp elf weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das
       Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.
       
       Zudem gibt das RKI in seinem Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an.
       Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher
       weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert
       am Montag bei 1,04 (Vortag: 1,13). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor
       8 bis 16 Tagen. (dpa)
       
       ## Klagewelle gegen Teillockdown
       
       Gegen [2][die strengen Coronabeschränkungen im November] sind bereits in
       mehreren Bundesländern etliche Klagen eingegangen. So kamen allein beim
       Berliner Verwaltungsgericht nach den Worten eines Sprechers bis zum
       Montagnachmittag 39 Eilanträge an, überwiegend von Gastronom:innen. Sie
       wenden sich dagegen, dass sie ihre Lokale mindestens vier Wochen lang für
       Gäste schließen müssen. Zu den Antragstellern zählten auch ein
       Fitnessstudio und ein Konzertveranstalter. Wann das Gericht über die
       Anträge entscheidet, ist noch offen.
       
       Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof in München registrierte zu Beginn des
       Teillockdowns bereits mehr als ein Dutzend Klagen gegen die Vorschriften.
       Ein Gerichtssprecher erklärte, bis Montag seien 13
       Normenkontroll-Eilverfahren und zwei Hauptsacheverfahren eingegangen. Dem
       Gericht zufolge betreffen die Verfahren hauptsächlich die Schließung von
       Hotels für Tourist:innen sowie das Verbot, Gäste in Restaurants zu
       bewirten.
       
       In ganz Deutschland hat ein vierwöchiger Teillockdown begonnen, der die
       zweite Coronawelle brechen soll. In allen Bundesländern gilt, dass Hotels
       und Restaurants, Kinos, Museen und Theater sowie andere
       Freizeiteinrichtungen weitestgehend geschlossen sind.
       
       In Brandenburg gehen ebenfalls die ersten Betriebe gegen die schärferen
       Beschränkungen vor. Zwei Eilanträge seien beim Oberverwaltungsgericht (OVG)
       Berlin-Brandenburg eingetroffen, sagte eine Gerichtssprecherin am Montag.
       Dabei handle es sich um ein Tattoo- und ein Sonnen-Studio. Gegen die neue
       Coronaverordnung in Schleswig-Holstein sind drei Anträge beim
       Oberverwaltungsgericht eingegangen. Einer komme von einer Gesellschaft, die
       auf der Insel Sylt eine Anlage mit 24 Ferienwohnungen betreibt, sagte eine
       Gerichtssprecherin am Montag in Schleswig.
       
       In Niedersachsen wandten sich unter anderem Gastronomiebetriebe, Tattoo-
       und Piercingstudios, ein Kosmetikstudio, ein Schwimmbad, eine Spielhalle
       und ein Wettannahmebüro ans Oberverwaltungsgericht in Lüneburg. In Hamburg
       müssen sich die Verwaltungsgerichte derzeit in 35 Verfahren mit
       Coronaregeln befassen – dabei geht es allerdings mehrheitlich nicht um die
       jüngsten Verschärfungen, sondern um schon zuvor verfügte Einschränkungen.
       Ein Eilverfahren vor dem Verwaltungsgericht richte sich explizit gegen die
       aktuelle Fassung der Hamburger Coronaverordnung, teilte ein
       Gerichtssprecher mit. (dpa)
       
       3 Nov 2020
       
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