# taz.de -- Fußball-Bundesliga der Frauen: Die neue „Clásica“ nur regional
       
       > Am Sonntag steigt das Duell Bayern gegen die Wölfinnen: An der Spitze
       > wird die Liga der Frauen ausgeglichener. Doch nur BR und NDR übertragen
       > das Spiel.
       
 (IMG) Bild: Marina Hegering, rechts im Bild, treibt den Ball
       
       Berlin taz | Das Spiel der Spiele in der Frauenfußball-Bundesliga gewinnt
       Stück für Stück an Anziehungskraft. Für das Spitzenduell gegen den VfL
       Wolfsburg am Sonntag habe sich Herbert Hainer, der Präsident des FC Bayern
       München, fest angemeldet, teilte der Verein mit. Und weitere Kollegen aus
       der Führungsriege hätten sich „halbwegs angemeldet“.
       
       Zumindest der Männerfußball kann an diesem Wochenende nicht dazwischen
       kommen, die Liga pausiert wegen der Länderspielwoche. Und vielleicht kann
       die Bayern-Verteidigerin Marina Hegering mit ihren lobenden Worten vor dem
       Spiel den einen oder anderen noch einfangen. Sie sagte: „Man fühlt sich
       hier sehr gut unterstützt und als Teil des großen Vereins.“ Bei Bayer
       Leverkusen, eine ihrer früheren Stationen, sei das trotz guter
       Voraussetzungen noch anders gewesen.
       
       Zu dieser Saison ist die 30-Jährige von der in ihren Möglichkeiten sehr
       beschränkten SGS Essen zum FC Bayern gewechselt. Ihre Bilanz nach acht
       Spielen setzt sich aus einer Mischung von Staunen und Schwärmen zusammen.
       Bessere Bedingungen als beim FC Bayern, findet sie, könne man sich
       eigentlich gar nicht vorstellen. „Unfassbar gut“ sei der Kader in seiner
       Zusammensetzung. Man habe alles dabei: Kämpferinnen, Technikerinnen, starke
       Persönlichkeiten und selbst eine gewisse Lockerheit. „Unfassbar gut“ sei
       auch die Defensivriege. Die Spielerinnen wären auf unterschiedlichsten
       Positionen einsetzbar, so dass Ausfälle leicht kompensiert werden könnten.
       
       Es dürfte derzeit wohl kaum jemanden im Kader geben, der ein weniger
       schönes Bild vom FC Bayern zeichnen würde. Schließlich vereinfacht die
       Tabellenlage die Aufgabe. Es ist ein Malen nach Zahlen. Die Münchnerinnen
       gewannen alle acht Begegnungen, erzielten 26 Tore und kassierten nicht ein
       einziges.
       
       ## Gewisse Inkonstanz
       
       In der vergangenen Saison konnte man den Wolfsburgerinnen, der großen
       Konkurrentin und Serienmeisterin der vergangenen Jahre, zwar im direkten
       Duell zwei Remis abtrotzen, scheiterte aber an einer gewissen Inkonstanz in
       den anderen Ligaspielen.
       
       Man habe sich einen Schritt weiter entwickelt, fußballerisch, aber auch als
       Team, resümiert FCB-Trainer Sven Scheuer. Die fehlende Ruhe hat er als
       zentrales Problem in der Vergangenheit ausgemacht. Dass man in dieser
       Saison beim einzig knappen Spiel gegen Freiburg (1:0) die Nerven behielt,
       sei auch Ergebnis harter Arbeit. Den Trainerstab, der unterdessen sechs
       Köpfe zählt, habe man erweitert. Und mit sechs namhaften Zugängen hat das
       Team eine gewisse Siegerinnenmentalität dazugewonnen. Hegering und die
       schwedische Nationalspielerin Hanna Glas etwa haben den Abwehrverbund
       maßgeblich stabilisiert. Die französische Nationalstürmerin Viviane Asseyi
       bereichert das Team um Spielwitz und eine gewisse Laissez-faire-Haltung,
       wie Scheuer berichtet.
       
       Dazu profitiert der FC Bayern davon, dass erstmals eine Spielerin aus dem
       eigenen Nachwuchs vor dem großen Durchbruch steht. Sydney Lohmann, 20,
       erzielte bislang sechs Tore bei ihren sieben Einsätzen. Prompt wurde diese
       Woche ihr Vertrag bis 2024 verlängert.
       
       ## „Möglichst stimmungsvoll“
       
       Der VfL Wolfsburg, der aktuell zwei Punkte hinter dem FC Bayern liegt,
       dürfte diese Saison deutlich größere Mühe haben, den Meistertitel zu
       verteidigen. „Wir sind deutlich näher rangekommen“, sagt Scheuer. Grund
       dafür ist aber aus seiner Sicht nicht ein schwächeres Wolfsburger Team. Der
       VfL habe die Abgänge von Ausnahmestürmerin Pernille Harder und Sara
       Gunnarsdottir ebenso gut kompensieren können wie der FC Bayern seine
       Verluste.
       
       Bedient haben sich die beiden deutschen Topteams vornehmlich bei den
       einheimischen Verfolgerteams. Die Folge der jüngsten Transferperiode ist
       eine weniger ausgeglichene Liga, dafür aber ist der Zweikampf an der Spitze
       ausgeglichener. Auch wenn die Frauen-Bundesliga an Renommee verloren hat,
       steht dieses Duell noch für europäische Klasse. Selbstbewusst formuliert
       Marina Hegering die Ansprüche ihres Teams in der Champions League: „Wir
       waren zuletzt unter den besten acht und haben das Potenzial, noch viel,
       viel besser abzuschließen.“
       
       So verwundert es, dass die Programmplaner der ARD das Spitzenduell nur auf
       regionaler Ebene verorten. Zu den grundsätzlichen Voraussetzungen einer
       Frauenfußballübertragung in der ARD erklärt Sportkoordinator Axel
       Balkausky: „Ein solches Spiel sollte sportlich spannend und wertig sein,
       möglichst stimmungsvoll vor Ort.“ Aus programmlichen Gründen würde die
       Partie am Sonntag um 14 Uhr lediglich im BR und NDR gezeigt. Bayern-Trainer
       Scheuer: „Wir können uns bei den Sendern bedanken, dass sie uns im
       Frauenfußball unterstützen.“ Man könne nur hoffen, dass andere Sender
       danach ihr Versäumnis erkennen und sagen: „Schade, wir haben es nicht
       übertragen, obwohl es ein fantastisches Spiel war.“
       
       14 Nov 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johannes Kopp
       
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