# taz.de -- Studis wollen keine Preiserhöhung: Warten auf das Ticket
       
       > Der Verkehrsverbund VBB möchte die Preise für das Semesterticket erhöhen.
       > Vertreter:innen von Studierenden lehnen das strikt ab.
       
 (IMG) Bild: Vielleicht müssen Studierende bald wieder auf solche Fahrscheine umsteigen
       
       Berlin taz | Der Streit um die geplanten Preiserhöhungen des
       Semestertickets für Studierende in Berlin und Brandenburg spitzt sich zu.
       Am Sonntag haben Vertreter:innen der Studierendenschaft ein vom
       Verkehsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) gestelltes Ultimatum verstreichen
       lassen.
       
       Der VBB will das Semesterticket, welches momentan je nach Standort der
       Hochschule zwischen 280 und 387 Euro für sechs Monate kostet, in den
       nächsten drei Jahren um jeweils 5 oder 6 Euro pro Semester verteuern. Mit
       dem Ultimatum sollte die Studierendenschaft vor die Wahl gestellt werden,
       sich entweder „für die Preiserhöhung oder gegen das Semesterticket als
       Ganzes“ zu entscheiden, erklärt die „Interessengemeinschaft Semesterticket“
       in einem offenen Brief.
       
       Sollte es keine Einigung geben, laufen die Verträge zum Abschluss des
       Wintersemesters Ende März aus. Für die über 200.000 betroffenen
       Studierenden würde das den Verlust ihres Tickets bedeuten und für den VBB
       den Verlust von über 80 Millionen Euro an jährlichen Einnahmen. Bis Anfang
       Dezember muss eine Entscheidung fallen.
       
       Matthias Weingärtner, Sprecher der Interessengemeinschaft, erzählt der taz,
       dass es in den vergangenen Monaten mehrere „hitzige Debatten“ über die
       geplante Preissteigerung mit dem VBB gegeben habe. Ende September habe der
       Aufsichtsrat des VBB den Studierenden ein „letztes Angebot“ unterbreitet,
       von dem für die Studierenden klar war, dass „wir es nicht annehmen werden“,
       so Weingärtner.
       
       ## Ticket in der Pandemie nicht voll nutzbar
       
       Dagegen erklärt Joachim Radünz, Sprecher des VBB, dass die Vorwürfe der
       Studierenden zwar „durchaus verständlich“ seien, die Preise aber lediglich
       „moderat angehoben“ würden. Außerdem sei jenen Hochschulen, die sich nicht
       über drei Jahre haben binden wollen, die Möglichkeit einer sogenannten
       Brückenlösung angeboten worden, mit der sie lediglich einem Vertrag mit
       einer Laufzeit von einem Jahr hätten zustimmen müssen.
       
       Die Studierendenvertretungen begründen ihre Ablehnung der Preiserhöhung
       einerseits damit, dass durch die weitgehende Umstellung der Lehre auf den
       Digitalbetrieb die Studierenden das Ticket nicht in vollem Umfang brauchten
       und durch die Pandemie-Einschränkungen in den letzten Monaten auch nicht
       voll nutzen konnten.
       
       Zudem, so Weingärtner, seien viele Studierende durch den massenhaften
       Verlust ihrer Nebenjobs im Zuge der Coronakrise und den damit verbundenen
       Einnahmeausfällen in einer „wahnsinnig prekären“ Situation. Auch wenn sich
       der neue Tarif zunächst nach nicht viel mehr Geld anhöre, wolle man sich in
       so einer Lage nicht „die Pistole auf die Brust setzen lassen“. Deswegen
       habe man das „Ultimatum bewusst auslaufen lassen“.
       
       ## Studis wollen die Verträge einfrieren
       
       Die Studierenden fordern mittelfristig eine Reduzierung des Tarifs auf 365
       Euro im Jahr – ein Preis, der Auszubildenden mit Hilfe von Subventionen
       bereits gewährt wird. Durch die Gremienstruktur der
       Studierendenvertretungen und die Notwendigkeit der Billigung einer
       möglichen Vereinbarung durch eine Urabstimmung an manchen Universitäten sei
       eine Einigung auf ein neues Angebot zeitlich jetzt nicht mehr möglich,
       erklärt Weingärtner. Bis Anfang Dezember müsse man für die Berechnung der
       Rückmeldegebühren einen Betrag an die Hochschulen kommunizieren, wofür
       jedoch jetzt nicht genug Zeit bliebe. Für Weingärtner ist die „einzig
       mögliche Variante“ daher eine Einfrierung der Verträge für ein weiteres
       Jahr, in dem dann weiterverhandelt werden könne.
       
       Die Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus unterstützt dies. Damit
       würde beiden Seiten und den Landesregierungen in Berlin und Brandenburg die
       Möglichkeit gegeben, „gemeinsame Absprachen und finanzielle Vorkehrungen zu
       treffen, um eine Subventionierung des Tickets zu ermöglichen“, so eine
       Mitteilung.
       
       Beim VBB ist man immerhin bereit, sich mit Hochschulen abzustimmen, „die
       eventuell eine längere Frist benötigen“. Auf die Frage nach dem Einfrieren
       der aktuell geltenden Verträge gibt es jedoch keine klare Antwort. Es wird
       lediglich entgegnet, dass die Semesterticketpreise der Berliner Hochschulen
       bereits „in den letzten drei Jahren“ eingefroren waren.
       
       17 Nov 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Roberto Sanchino Martinez
       
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